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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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der Probe in der Kantine wieder, Herr Meisl. Dann können wir ja zusammen essen gehen.«
    »Aber bitte nicht hier«, antwortete Meisl, sich vorsichtig umschauend.
    »Keine Sorge«, lächelte Vogel. »Essen Sie gerne Burger?«
    Misstrauisch schaute der Oboist Vogel an. »Zu McDonald’s wollte ich eigentlich auch nicht … «, protestierte er zaghaft.
    »Sehe ich so aus? Nein, nein, viel besser, lassen Sie sich überraschen – wenn es nicht schmeckt, zahl ich!«
    »Ja, dann – aber Vorsicht, es gibt nichts, was nicht in einen eingeladenen Musiker hineingeht«, antwortete Meisl lachend.
    »Angesichts meines schmalen Beamtengehalts könnte ich mir es niemals leisten, einen Philharmoniker standesgemäß auszuführen – aber da ich meiner Sache in diesem Falle so sicher bin, werden Sie wohl selbst zahlen müssen.«
    »Wir haben nur noch 14 Minuten«, unterbrach Körbler die launige Unterhaltung und deutete mahnend auf seine Uhr.
     
    Das Lächeln, das Frau Vucic ihrem Vorgesetzten zuwarf, gefror sogleich, als sie der Kriminalisten und Misolic gewahr wurde.
    »Was also, Herr Professor, hat Sie dazu veranlasst, zu Herrn Körbler zu gehen?«, fragte Vogel, noch bevor sie Platz genommen hatten.
    »Herr Maurer hat mich in einer Weise beleidigt, wie ich es noch niemals zuvor erlebt habe«, sagte Misolic ernst, während er seinen großen Kopf leicht schief legte und die Polizisten gerade so ansah, als wolle er ihren Widerspruch herausfordern.
    »Sie müssen wissen, dass Herr Professor Misolic nicht nur Solofagottist in diesem Orchester, sondern auch ein höchst erfolgreicher Lehrer an der Musikuniversität ist«, erläuterte Körbler. »Seine künstlerische Kompetenz ist also über jeden Zweifel erhaben.«
    »Und außerdem bin ich international als Kammermusiker tätig und Träger mehrerer Auszeichnungen«, ergänzte Misolic mit zusammengepressten Lippen.
    Dem Herrn schien es an Selbstbewusstsein nicht zu mangeln.
    »Davon bin ich überzeugt, sonst würden Sie ja nicht in einem solchen Orchester eine führende Position einnehmen«, sagte Vogel mit einer artigen Verbeugung, »angesichts der knappen Zeit bitte ich Sie, mir kurz mitzuteilen, was Sie dazu bewogen hat, zu Herrn Körbler zu gehen.«
    »Wie Sie ja vielleicht wissen, legen wir besonderen Wert auf unseren eigenen Klang, der uns von allen anderen Orchestern unterscheidet«, referierte Misolic. »Und diese Besonderheit, um die uns die ganze Welt beneidet, schien Herrn Maurer völlig egal zu sein. Oder er wusste es nicht besser … «
    »Wenn ich Sie recht verstehe, handelte es sich bei Ihrer Auseinandersetzung also um eine rein musikalische Diskussion?«, fragte Vogel, während er seinen Kollegen Walz Hilfe suchend anblickte.
    Entschieden schüttelte Misolic seinen großen Kopf. »Nein, keine musikalische Diskussion, hier geht es um viel mehr. Hier geht es um eine Tradition, die über Jahrhunderte gewachsen ist und die dieser sogenannte Dirigent zerstören wollte. Brahms, Bruckner, Mahler, alle hatten diesen Klang im Ohr, als sie ihre Symphonien komponierten. Und jetzt kommt ein so junger Schnösel daher und will mir erklären, wie ich Fagott zu spielen habe. Das ist nicht nur ungehörig, das ist schlicht und einfach dumm. So jemand hat an der Spitze unseres Orchesters nichts zu suchen!«
    Als bedurfte diese mit großer Vehemenz vorgebrachte Äußerung noch einer Unterstreichung, läutete just in dem Moment die Glocke, die das Ende der Pause signalisierte.
    »Hat Herr Maurer Sie auch persönlich angegriffen?«
    »Sicher. Indem er sich über meinen Klang mokiert hat. Sehen Sie, ich stehe ja in direkter Folge des ersten Solo-Fagottisten unseres Orchesters. Mein Lehrer war hier einst Erster Solo-Fagottist, ebenso wie dessen Lehrer und so fort, bis hin zum Solo-Fagottisten, der unter Otto Nicolai gespielt hat, der die Wiener Philharmoniker im Jahre 1842 gründete. Wir alle haben die heilige Pflicht, dieses Erbe weiterzutragen. Das ist ja auch der Grund dafür, dass ich an der Universität unterrichte. Sämtliche Fagottisten unseres Orchesters sind meine Schüler oder die meines Lehrers. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen! Und jetzt muss ich in die Probe.«
    »Nur noch eine Frage, die ich leider jedem stellen muss«, sagte Vogel mit entschuldigendem Lächeln. »Wo waren Sie vorgestern zwischen 23 Uhr und ein Uhr morgens?«
    »Ach so. Jetzt bin ich auch noch verdächtig, weil ich meine Meinung gesagt habe. Es ist immer dasselbe: Wenn man in Österreich einen persönlichen

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