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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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anschaue, dann hege ich daran doch gewisse Zweifel.«
    Inzwischen hatten sie die Kantine erreicht, die sich noch immer menschenleer präsentierte. Am Fernsehschirm konnten sie erkennen, dass Hanna Mayhold gerade mit dem Finale des ersten Aktes begann. Während Walz gebannt dem Geschehen folgte, meldete Vogel telefonisch ihren Besuch bei Herrn Weber an.
    »Pass auf, gleich sollten die Statisten in die Kantine kommen, beim Schluss vom ersten Akt haben die eigentlich nichts mehr auf der Bühne zu tun«, sagte Walz, als sich Vogel wieder zu ihm gesellte.
    »Wie war das mit dem Regietheater? Vielleicht bringen sie gerade den Mist runter«, entgegnete Vogel grinsend.
    Diese naheliegende Idee war Höllwarth offensichtlich nicht gekommen, denn die Kantine füllte sich langsam mit abgerissenen Gestalten.
    »Ja, Willi, wie schaust du denn heute aus?«, fragte Walz vergnügt, als Mock an ihren Tisch trat. »Zahlen die so schlecht hier?«
    Tatsächlich gab der altgediente Statist ein noch schlimmeres Bild ab als bei ihrer letzten Begegnung.
    Er trug eine ihm viel zu weite und scheinbar vor Dreck starrende Hose aus grobem Leinen und eine ebensolche Jacke ohne Unterhemd, sodass seine grauen Brusthaare pittoresk aus dem Ausschnitt wucherten. Seine Haare waren mit Gel präpariert und standen struppig zu Berge, sein Gesicht war mit einer kreideartigen Schminke bearbeitet worden. Wie es den Anschein hatte, war es ihm seit ihrer letzten Begegnung nicht gut ergangen.
    »Eigentlich verstößt das hier gegen die Menschenrechte«, knurrte Mock, der angewidert an sich herabblickte, »nach der letzten Probe hat der Höllwarth gemeint, wir sähen noch viel zu zivil aus und den Maskenbildner zu sich zitiert – das Ergebnis dieser Unterredung seht ihr hier vor euch … Fehlt nur noch, dass er uns verbietet, bis zur Premiere zu duschen.«
    »Da hat das Gespräch mit dem Direktor doch seine Auswirkungen gehabt«, raunte Vogel Walz zu, »allerdings scheint der Höllwarth etwas falsch verstanden zu haben. So gesehen kann der Maurer eigentlich froh sein, dass er das nicht mehr erleben muss.«
    Mock schaute sie verständnislos an.
    »Für die hehre Kunst sollte Ihnen doch eigentlich kein Opfer zu groß sein«, wandte sich Vogel nun mit sardonischem Grinsen an Mock.
    »Wenn das Kunst ist, was hab ich dann die letzten 40 Jahre gemacht?«, entgegnete der Statist pathetisch und sah Vogel finster an. Er schien wirklich böse zu sein.
    »Der Kajetan hat das doch nicht so gemeint«, versuchte Walz zu schlichten, »erzähl mir lieber, wie sich der Berner macht.«
    Augenblicklich hellte sich Mocks Miene auf.
    »Tadellos macht er das! Wir von der Bühne sind alle höchst zufrieden, sogar der Grill, der sonst immer motschkert, hat sich lobend über den musikalischen Teil geäußert. Wenn wir jetzt noch die alte Inszenierung hätten, könnte das direkt ein großer Abend werden.«
    »Na bitte, dann war der Tod vom Maurer doch zu etwas gut«, stellte Vogel vergnügt fest.
    Verblüfft schaute ihn Mock an. »Und das aus dem Munde eines Kiberers … Ich weiß zwar nicht, ob ich den Humor deines Freundes mag, aber in diesem Falle hat er zweifellos recht.«
     
    Mittlerweile war die Probe des ersten Aktes zu ihrem Ende gekommen. Laut plaudernd strömten die Orchestermusiker in die Kantine. Der Betriebsrat Matthias Körbler kam in Begleitung zweier Herren auf die Kriminalisten zu, die sofort aufstanden.
    »Darf ich vorstellen, dies sind die beiden Herren, Professor Misolic und Herr Meisl, die sich bei mir über Herrn Maurer beschwert haben. Sie sind damit einverstanden, mit Ihnen zu reden. Allerdings habe ich eher an einen Termin nach der Probe gedacht. Oder genügen Ihnen knappe 20 Minuten?«
    »Ich glaube, nach der Probe haben wir tatsächlich mehr Ruhe. Wenn die Herren danach noch eine halbe Stunde Zeit hätten, wäre es wirklich großartig«, sagte Vogel, den beiden zulächelnd.
    »Ich hab meinen ersten Schüler um 13:30 Uhr, nachher hab ich höchstens zehn Minuten Zeit«, antwortete Misolic mit wichtiger Miene, »jetzt wär’ es mir schon lieber«.
    »Fein«, sagte Vogel, »und wie steht es mit Ihnen, Herr Meisl?«
    »Wir können es gerne nach der Probe machen – ich hab erst um 15:30 Uhr den nächsten Termin«, antwortete der Oboist gemütlich, »ich sollte dazwischen nur irgendetwas essen.«
    »Das trifft sich ja wunderbar. Wenn es möglich ist, gehen wir jetzt mit dem Herrn Professor ins Büro von Herrn Körbler, wo wir ungestörter sind, und treffen uns nach

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