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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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zudem hatte Clara heute eine Abendsendung zu moderieren.
    Gerade, als er sich auf den Weg zu Watanabe machen wollte, rief ihn Höllwarth an.
    »Guten Abend, Herr Kommissar«, begrüßte ihn der Regisseur, der augenscheinlich nicht mehr ganz nüchtern war, »Sie haben mich angerufen.«
    Nicht nur die Wahl des falschen Amtstitels deutete auf einen Deutschen hin. Trotz der offensichtlich rauschbedingten Undeutlichkeit der Aussprache war noch immer jede Silbe klar verständlich.
    »Danke für den Rückruf. Ich kann mir denken, dass Sie derzeit viel zu tun haben, trotzdem hätte ich einige Fragen an Sie.«
    »Geht es um diesen Maurer?«
    »Genau.«
    »Ja, so zu enden, das ist wirklich tragisch«, sein schweres Atmen war durch den Hörer deutlich zu hören, »obwohl wir grundsätzlich verschiedene Standpunkte vertraten, war er auf seinem Gebiet doch ein bedeutender Künstler und geschätzter Kollege. Zu traurig, das Ganze.«
    »Genau deshalb wollte ich mit Ihnen reden. Hätten Sie morgen Zeit?«
    »Nein, morgen ist es unmöglich, und am Wochenende muss ich in Deutschland sein. Geht es nicht einfach am Telefon?«
    Walz, der es überhaupt nicht schätzte, heikle Fragen zu stellen, ohne die Reaktion seines Gegenübers beobachten zu können, verneinte.
    »Ja dann … wenn es Ihnen jetzt nicht zu spät ist, wie sieht es mit heute Abend aus?«, lallte Höllwarth.
    Angesichts des Zustands des Regisseurs kam er mit ihm überein, ihn sofort aufzusuchen und das geplante Treffen mit Miwako hintanzustellen.
    Aus dem eigentlich ersehnten freien Abend wurde wieder nichts, so viel stand jetzt schon fest.
     
    Höllwarth bewohnte ein Apartment in einem modernen Zweckbau aus den 70er-Jahren in der Tegetthoffstraße nahe der Oper, was eine mühsame Parkplatzsuche notwendig machte, bis Walz nach einiger mit Flüchen unterlegten Zeit seinen Wagen nicht ganz gesetzeskonform am Albertinaplatz abstellte.
    Als der Inspektor aus dem Lift stieg, wurde er bereits vom Regisseur erwartet, der zur Wahrung seines Gleichgewichts leicht vornübergebeugt zwischen Tür und Rahmen lehnte. Der etwa 60-jährige, leicht übergewichtige Höllwarth, der mit einer nicht mehr ganz sauberen schwarzen Hose und einem rotweinbefleckten T-Shirt bekleidet war, starrte ihn mit blutunterlaufenen Augen an, bevor er den »Herrn Kommissar« mit schwerer Zunge begrüßte und ihn schwankend hereinließ.
    Nachdem sie sich gesetzt hatten und Walz den offerierten burgenländischen Rotwein, immerhin ein Pinot Noir von Umathum aus dem Jahre 2006, abgelehnt hatte, starrte der Regisseur den Kriminalisten mit leicht wiegendem Oberkörper an.
    »Ja, der Maurer war wahrscheinlich ein guter Musiker, aber von der Bühne hat er keine Ahnung gehabt … Ein richtiger Fachidiot eben.«
    Höllwarth musste seit ihrem Telefonat noch einiges getrunken haben, denn mittlerweile war seine Aussprache nur mehr schwer verständlich.
    »Dass er tot ist, tut mir leid – wirklich … Aber irgendwie hat er es herausgefordert. So, wie der mit den Menschen umgesprungen ist … Auch was er zu mir gesagt hat vorgestern. Aber egal, jetzt ist er ohnehin tot.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Er hat also mit Ihnen noch über die Inszenierung gesprochen?«
    Mit glasigen Augen blickte der Regisseur ihn an. Anscheinend dauerte es einige Zeit, bis der Sinn der Frage in sein Bewusstsein gedrungen war.
    »Klar! Er hat mich fürchterlich angegriffen. Das Bühnenbild als ›geschmacklosen Regietheaterdreck‹ bezeichnet. Und das Schlimmste war, er hat es mir in einem ganz freundlichen Tonfall gesagt, nicht einmal die Stimme hat er dabei erhoben. Der konnte einen schon mitten ins Herz treffen … Ich hab ihm doch auch nicht vorgeschrieben, wie er seine Arbeit machen soll. Aber egal, Schwamm drüber, vorbei!«
    »Wann genau hat er Ihnen denn diese Vorhaltungen gemacht?«, versuchte Walz seinem Gegenüber noch mehr Informationen zu entlocken.
    Doch sein Ausbruch hatte Höllwarth scheinbar überanstrengt, denn er war in sich zusammengesunken und hatte die Augen geschlossen.
    Der Inspektor wartete noch ein wenig ab, bevor er leise die Wohnung verließ.
     
    Als Walz etwa eine halbe Stunde später in Watanabes Wohnung stand, staunte er nicht schlecht, denn die Zimmer entsprachen in ihrer Einrichtung beängstigend genau dem Bild, das sich ein unbedarfter Europäer von einer japanischen Bleibe macht.
    Sicherlich streng nach Feng-Shui ausgerichtet, waren der Vorraum und der Salon sehr sachlich und geschmackvoll

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