Hausmaestro - Kriminalroman
wir jetzt nur noch den Berner davon überzeugen, dass er sich nach der Probe Zeit für uns nimmt«, sagte Vogel seufzend zu seinem Kollegen, als sie aus dem Büro getreten waren.
»Der Prokisch soll sich mal nicht so wichtig nehmen. Die beim LKA kochen auch nur mit Wasser, schau dir doch seine Beamtenphysiognomie an. Der ist doch lediglich durch sein Parteibuch an diese Stelle gerückt«, erwiderte Walz missmutig.
»Wenn wir eh in der Oper sind, können wir dann noch gleich die Sing-Geisha vom Maurer befragen. Mal schauen, ob sie vor uns auchdie mondäne Lebedame gibt, die mit großen Dirigenten vögelt.«
»Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie sich als Japanerin so verhält – das wäre doch eher untypisch. Außerdem hat der Frühwirth nur gesagt, dass es von ihr behauptet wird, das kann einfach nur bösartiger Tratsch sein.«
»Was du alles weißt«, antwortete Vogel kopfschüttelnd, »trotzdem sollten wir ihr auf den Zahn fühlen. Zudem kannst’ vielleicht den Höllwarth fragen, falls er heute wieder nüchtern ist, wann er sich von dem Maurer hat beschimpfen lassen.«
Nachdenklich öffnete Walz die Beifahrertür ihres Dienst-Golfs. »Wenn wir ein ruhiges Wochenende verbringen wollen, müssen wir bei all unseren Vorhaben strategisch vorgehen. Da nämlich alle drei gleichzeitig Probe haben, solltest du dir in der Pause die Choristin vornehmen und ich werde in der Zeit mit dem Höllwarth zu reden versuchen. Nach der Probe gehen wir dann gemeinsam zum Berner.«
Nachdenklich schaute er auf seine LeCoultre .
»Obwohl, jetzt haben wir 9:15 Uhr. Wenn die nicht gerade mit dem ersten Akt oder dem Finale des zweiten Aktes beginnen, haben wir eine Chance, da nur dort der Chor benötigt wird. Vielleicht können wir unser Fernost-Lercherl ja doch zusammen vernehmen.«
Verblüfft schaute Vogel seinen Kollegen an, während er das Auto startete. »Ich kann mich nur wiederholen: Was du alles weißt. Zuerst referierst du über die sexuellen Eigenheiten der Japanerinnen, dann erklärst du mir die Choreinsätze bei der ›Traviata‹ – ich an deiner Stelle würde mein Hirn der Forschung vermachen. Da würden unsere Kollegen vom LKA sicherlich staunen … «
Wie Walz vom Portier erfuhr, der den Dienstzettel zu Rate zog, begann Berner seine heutige Probe tatsächlich mit dem intimen dritten Akt, bei dem der Chor nur für ein kurzes Faschingslied hinter der Bühne benötigt wurde. Nachdem Walz sein Anliegen vorgebracht hatte – zur Bekräftigung hatte er seine Dienstmarke gezogen – , verband der Pförtner den Inspektor dann auch gleich mit dem Inspizienten, der Frau Sato zu ihnen hinunterzuschicken versprach.
Einige Minuten später erschien hinter der Glastür, die den öffentlichen von dem internen Bereich der Oper trennt, eine für eine Japanerin durchaus hochgewachsene und äußerst schäbig gekleidete Gestalt, die die beiden Besucher fragend anschaute. Ihr Äußeres ließ definitiv darauf schließen, dass sie schon in der Maske gewesen war.
»Grüß Gott, Frau Sato«, begrüßte Vogel die fast bis zur Unkenntlichkeit geschminkte Sängerin und zeigte ihr möglichst unauffällig seine Dienstmarke, »wir würden uns ganz gerne mit Ihnen unterhalten. Eigentlich wollten wir mit Ihnen ins Segafredogehen, um ungestört plaudern zu können … « Mit bedauernder Miene deutete er auf ihr Kostüm, was sie mit einem verlegenen Lächeln erwiderte.
Der hilfreiche Portier wies ihnen daraufhin einen derzeit freien Probenraum zu, wo sie sich in Ruhe unterhalten konnten.
Nachdem sie sich in dem operntypischen Labyrinth zweimal verlaufen hatten, zeigte ihnen eine Putzfrau endlich den richtigen Weg.
Bis auf wenige Requisiten, die auf einer Art Hilfsbühne aufgestellt waren, befanden sich in dem kahlen Raum nur ein Klavier und eine wirre Ansammlung von Notenständern und hölzernen Sesseln.
»Liebe Frau Sato«, begann Walz, der in diesem Falle die Vernehmung übernahm, »wie Sie sich ja denken können, wollen wir wegen des Todes von Herrn Maurer mit Ihnen sprechen.«
Erstaunt schaute die Sängerin ihn an und legte ihre rechte Hand auf die Brust, sagte aber nichts.
»Das, worüber wir mit Ihnen reden wollen, ist ein wenig heikel. Wir haben gehört, dass Sie in einem näheren Verhältnis zu Herrn Maurer gestanden sind … und … aus dem Grund wollten wir mit Ihnen sprechen.« Walz rang geradezu nach den richtigen Worten.
Mit steigendem Erstaunen war Frau Sato seinen Ausführungen gefolgt, bevor sie dem Inspektor
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