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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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gestaltet. In krassem Widerspruch dazu standen die vielen in europäischen Augen geradezu kitschigen Kleinigkeiten, die überall verteilt waren. Kleine Porzellanfiguren von Hündchen und Kätzchen, allesamt mit großen runden Augen, sowie Anhänger aller Arten, oft mit Glöckchen versehen, die durch den kleinsten Windhauch in Schwingung versetzt wurden.
    Miwako Watanabe selbst trug ein japanisch anmutendes seidenes Hauskleid und hieß Walz mit niedergeschlagenen Augen willkommen. Im Wohnzimmer wurde er an einen niedrigen Esstisch geführt, der von Tatami-Matten gesäumt war. Als sie ihn bat, sich zu setzen, hielt er vergeblich nach einem Sessel Ausschau. Der Not gehorchend, kniete er sich an den Tisch und wartete, bis der Tee zubereitet war, den sie ihm nach der Begrüßung angeboten hatte.
    Als sie sich endlich anmutig am Tisch niedergelassen hatte, merkte er, dass er sie in seiner knienden Stellung um Haupteslänge überragte. Dieser Zustand war freilich nicht haltbar. Also ließ er sich auf eine Seite sinken, wobei er den rechten Arm benutzte, um sich abzustützen.
    »Ich habe ihnen einen Matcha-Tee gemacht, dessen Koffeingehalt nicht so hoch ist«, sagte sie, während sie ihm eine dickflüssige, grüne Brühe in seine Schale goss.
    Sie schien sich völlig gefangen zu haben. Von den emotionalen Strapazen der letzten Tage war nichts mehr zu bemerken.
    Nachdem sich Walz in ein labiles Gleichgewicht gebracht hatte, um die rechte Hand frei zu bekommen, und sich prompt mit dem Tee den Mund verbrannte, stellte er die heiße Schale rasch auf den Tisch zurück.
    Miwako, die ihrerseits mit geschlossenen Augen an ihrem Tee nippte, schien die plötzliche Notlage des wackeren Inspektors gar nicht bemerkt zu haben.
    Mit niedergeschlagenen Augen saß sie ihm gegenüber und schwieg.
    »Haben Sie schon Ihre Eltern in Japan angerufen?«, begann Walz, der ihr Gespräch behutsam einleiten wollte.
    Wortlos schüttelte sie den Kopf, ohne ihre devote Haltung zu verändern.
    »Ich verstehe«, sagte Walz, der überhaupt nichts verstand. »Haben Sie den ersten Schreck schon überwunden?«, versuchte er es erneut.
    Sie nickte unmerklich.
    Da es so nicht weitergehen konnte, brach Walz seine offensichtlich untauglichen Versuche zur Eröffnung eines Gesprächs ab und kam direkt zur Sache.
    »Wie uns Herr Weber erzählt hat, waren Sie vor etwa einem halben Jahr mit Herrn Maurer in Mailand, als er an der Scala dirigierte.«
    Wieder nickte sie, ohne ihren Kopf zu heben.
    »Wir wollten von Ihnen wissen, ob Sie vielleicht Zeuge einer Unterredung mit einem italienischen Agenten wurden, der an Herr Maurer wegen einer Tournee herangetreten ist.«
    Endlich hob sie ihren Kopf. »Nein, davon hat er mir nichts erzählt«, sagte sie leise.
    »Wissen Sie zufällig, ob er sonst mit Italienern irgendwelche Projekte geplant oder Geschäfte gemacht hat?«
    Erneut schüttelte sie ihren Kopf.
    »Die Beantwortung dieser Fragen ist sehr wichtig, müssen Sie wissen. Denn das Mordwerkzeug, mit dem Ihr Gatte, äh Herr Maurer, umgebracht wurde, war wahrscheinlich eine Garotte, die oft von italienischen Kriminellen benutzt wird«. Den Begriff der ›Mafia‹ vermied Walz ganz bewusst, um Watanabe nicht noch mehr zu verschrecken.
    »Eines weiß ich ganz sicher«, sagte sie plötzlich mit unerwartet fester Stimme, »Konzerte in Italien wollte er keine mehr geben. Schon in Mailand hat ihn die schlechte Organisation dermaßen verärgert, dass er fast abgereist wäre.«
    »Machte er vielleicht andere Geschäfte mit Italienern?«, fragte Walz eigentlich nur der Vollständigkeit halber.
    Die Reaktion Watanabes fiel überraschend aus. »Magnus war doch nicht irgendein Kaufmann, der Geschäfte macht, er war Dirigent!«, erklärte sie schroff.
    Begütigend hob Walz beide Hände, wobei er fast das Gleichgewicht verlor. »Wir wissen, dass er in den letzten Wochen mehrmals von Italien aus angerufen wurde und haben die Vermutung, dass diese Anrufe möglicherweise mit seinem Tod zu tun haben könnten … Können Sie uns etwas darüber sagen?«
    Abermals schüttelte Watanabe den Kopf.
    »Mit Herrn Weber hat er darüber gesprochen, versuchen Sie sich zu erinnern … «
    »Nein, ganz sicher nicht«, antwortete sie rasch und mit fester Stimme. »Ich habe ein ausgezeichnetes Gedächtnis, und wenn er mir davon erzählt hätte, könnte ich mich sicherlich daran erinnern.« Aus einem unerklärlichen Grund sprach sie mit einem Mal schnell und entschlossen.
    »Hatte er vielleicht italienische

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