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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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herabsah. »Dabei hab ich immer gedacht, ich hätt mich gut gehalten. Scheint also doch nicht so zu sein … «
    Nach einer etwas peinlichen Pause, über die ihm seine Gesprächspartnerin nicht hinweghalf, fiel dem schon ein wenig verzweifelten Walz plötzlich etwas ein.
    »Ich glaub, jetzt kann ich deinem Gedächtnis nachhelfen. Kannst du dich an diese entsetzliche Inszenierung vom ›Freischütz‹ erinnern, als ich dir bei einer Vorstellung dermaßen in die Fersen gestiegen bin, dass es dich hing’haut hat und mit dir einige andere, wie du dich an denen festhalten wolltest?«
    Endlich strahlte sie übers ganze Gesicht. »Natürlich! Alfons!«, rief sie aus und klopfte sich voll der Erkennungsfreude mit zwei Fingern an die Stirn. »Dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen. Mein Gott, wie konnte ich nur … Entschuldige bitte, aber dich hab ich hier am wenigsten erwartet … Gut schaust du aus! Aber was machst du denn hier? Willst’ dich wieder als Statist bewerben oder hast du nur Sehnsucht?«
    »Leider weder noch«, antwortete Walz plötzlich ernst werdend, »ich bin beruflich hier. Ich bin damals zur Polizei gegangen und nun mit der Ermittlung wegen des Todes vom Maurer befasst. Ich hab gar nicht gewusst, dass du Mitglied im Opernchor bist, aber soweit ich mich erinnere, war das ja immer dein Lebenstraum.«
    Strahlend sah sie ihm in die Augen. »Ja, aber es ist kein Wunder, dass du mich so lange nicht mehr gesehen hast. Inzwischen bin ich verheiratet, habe drei Kinder und war dadurch die letzten vier Jahre in Mutterschaftskarenz.«
    »Ich gratuliere herzlich, ist dein Mann auch Musiker?«
    »Ja, er ist Geiger hier«, neugierig schaute sie ihn an, »und du bist tatsächlich Polizist geworden … Wenn man mir das damals gesagt hätte, mein ganzes Geld hätt ich dagegen gewettet, dass du einmal Beamter wirst. Du warst doch immer so feinsinnig, hast alles über die Opern und die Sänger gewusst, ein richtiger Intellektueller eben. Zitierst du noch immer so oft Karl Kraus?«
    »Wenn es sich ergibt, liebe Barbara«, antwortete Walz lachend. Mit der Erinnerung an seine Jugend war ihm plötzlich auch ihr Name eingefallen, wie so manches andere auch, was ihm schon längst vergessen schien.
    »Wie lange ist das jetzt her?«, fragte sie mit träumerischem Ausdruck und strahlte ihn an. Anscheinend ging es ihr genauso wie ihm.
    »Ich bin jetzt seit 18 Jahren bei der Polizei. Die Zeit vergeht zwar, aber wir bleiben dieselben!«, antwortete er mit einem vergnügten Augenzwinkern. »Wir sollten uns dringend treffen und über die alten Zeiten plaudern. Würdest du, wenn du dir deinen Kaffee geholt hast, dich bitte kurz zu uns setzen? Vielleicht kannst du uns mit ein paar Auskünften weiterhelfen.«
    Er zeigte auf den Tisch, an dem sein Kollege Vogel saß, der die ganze Szene verwundert beobachtet hatte.
    »Auch bei der weiß ich nicht, wie sie unter ihrer Maske aussieht … Hast du mir vielleicht etwas zu erzählen?«, fragte er, als Walz noch immer strahlend an seinen Platz zurückkehrte.
    »Mit Frauen muss man, wenn sie lange fort waren, Feste des Nichtwiedererkennens feiern«, antwortete er schmunzelnd.
    »Wenn du solch rätselhafte Dinge von dir gibst, dann werde ich den Verdacht nicht los, dass du etwas zu verbergen hast oder Karl Kraus zitierst.«
    »Exakt!«
    »Was jetzt?«
    »Beides.«
     
    Es dauerte nicht lange, bis Barbara Ruzicka an ihren Tisch trat.
    Nachdem Walz sie und Vogel einander vorgestellt hatte, schaute Barbara ihren alten Freund erwartungsvoll an.
    »Kennst du deine Kollegin Tomoko Sato eigentlich besser?«
    Ruzicka zuckte mit den Schultern. »Tomoko ist in dieser Saison zu uns gekommen. Da ich erst seit dem 1. April wieder arbeite, kann ich noch nicht viel über sie sagen. Warum, ist sie verdächtig?«
    »Nein, nicht mehr als die gesamte Belegschaft hier. Wir haben nur erfahren, dass sie angeblich etwas mit dem Maurer gehabt hat.«
    »Davon habe ich auch gehört, aber es kann durchaus sein, dass dies ein ausgemachter Blödsinn ist. Weißt du, ein Kollege von uns setzt aus Spaß öfter solche Gerüchte in Umlauf und amüsiert sich königlich darüber, wenn sie zu ihm zurückkehren. Allerdings hatte auch ich das Gefühl, dass da vielleicht doch ein bisserl mehr war, so, wie sie ihn angehimmelt hat. Und er war ja ein ausgesprochener Steiger, der hat nichts anbrennen lassen. Für ein so junges Ding ist ein berühmter Dirigent halt das reinste Aphrodisiakum – außerdem sah er wirklich gut aus.« Sie machte

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