Hausmaestro - Kriminalroman
angerufen.
Aus einem sehr einfachen Grund.
Sie interessierte sich für ihn.
Nein, nicht als Mann, Gott bewahre!
Dieser selbstgefällige, sich in manierierter Sprache zelebrierende und in penetrant englischem Habit kleidende Pfeifenraucher mit der unmöglichen Schirmtasche entsprach überhaupt nicht dem Typ Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlte.
Allerdings war sie sich sehr wohl bewusst, dass sie schon eher seinem Beuteschema entsprach.
Allein, wie er sie bei der Pressekonferenz gemustert hatte, nachdem er den unsäglichen Schreiberling Pfeifer in seine Grenzen gewiesen hatte. Dies allerdings durchaus gekonnt, das immerhin mochte sie ihm zugestehen.
Und als dann noch ihr ebenso halbseidener Kollege Frühwirth auf sie zukam und ihr ausrichtete, dass sie sich, falls sie Näheres über den Tod Maurers erfahren wollte, beruhigt an ihn wenden könne, war ihr alles klar geworden.
Nein, ihr Interesse an ihm war rein wissenschaftlicher Natur, schrieb sie unter einem Pseudonym doch auch für eine linke Frauenzeitschrift, und die Artikelserie, an der sie momentan arbeitete, handelte von den verschiedenen Spielarten des Männlichkeitsgebarens, auf neudeutsch ›Machismo‹ genannt.
Und dieser Vertreter schien ihr geradezu ein Prachtexemplar des ›hintergründigen Verführers‹ zu sein, dem sie in ihrer Serie eine gesonderte Folge widmen wollte. Mit einem Wort, unser Inspektor Vogel sollte, wenn auch unter anderem Namen, als Paradebeispiel dieses besonders gefährlichen Typus angeführt werden.
Jederzeit von Zeugungswillen beseelt, der sich hinter einem vorgeblich Frauen verstehenden Charme verbirgt, gelingt es diesen Kerlen noch immer, so manches arglose Mädchen in den Glauben zu versetzen, dass sie die Frau sei, auf die er sein Leben lang gewartet hatte.
Allein der Blick, mit dem er sie musterte, als er ihr entgegenkam, signalisierte ihr, dass es für ihn nur dieses eine Ziel geben konnte.
Nein, dieser Vogel hatte keineswegs vor, ihr einen Informationsvorsprung zu gewähren, wie er seinem Spezi Frühwirth versprochen hatte. Er wollte einfach einen möglichst schnellen Weg finden, um mit ihr ins Bett zu gehen!
Doch das wird’s nicht spielen, mein Lieber, das wirst du noch früh genug herausbekommen.
Kajetan Vogel hingegen war angenehm überrascht, als er Ursula Mitterberg erblickte. Heute erschien sie ihm noch verführerischer als jüngst auf der Pressekonferenz.
Angetan mit einem schwarzen Kostüm, unter dessen Jacke sich ihre weiße Bluse gerade so weit öffnete, dass er die Beschaffenheit ihrer niedlichen sekundären Geschlechtsmerkmale erahnen konnte, hatte sie sich scheinbar nicht nur deshalb hier eingefunden, um die neuesten Entwicklungen im Fall Maurer zu erfahren.
Das stimmte ihn durchaus optimistisch.
»Schön, dass Sie Zeit gefunden haben«, begrüßte sie ihn mit einem, wie ihm schien, verführerischen Augenaufschlag.
Für dich, meine Süße, nehm’ ich mir auch die ganze Nacht Zeit.
»Das ist doch selbstverständlich. Schließlich verfolgen wir ja beide dasselbe Ziel. Zumal es sich um eine solche Qualitätszeitung handelt, für die Sie arbeiten«, antwortete er mit einer leichten Verbeugung.
Dasselbe Ziel, das hättest du wohl gerne – aber immerhin, der erste Köder gleich zu Beginn, nicht so schlecht!
»Das freut mich zu hören, dass unsere Zeitung bei der Polizei so gut angeschrieben ist«, antwortete sie ihm liebenswürdig, »aber gehen wir doch gleich in medias res, später können wir ja dann noch plaudern, wenn es Ihre Zeit zulässt. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mein Aufzeichnungsgerät mitlaufen lasse?«
Ja, mitten in der Sache, da wär ich schon jetzt gern.
»Nein, ganz und gar nicht. Allerdings mit der Einschränkung, dass sie dies nur für den persönlichen Gebrauch nutzen. Nicht dass ich meine Stimme plötzlich im Abendjournal hören muss. Also zwar›recorded‹ , aber doch ›off the records‹«, erwiderte er lächelnd.
Ah, exklusiv für mich – und schon haben wir den zweiten Köder. Und Englisch kann er auch …
»Damit wir auch ja ungestört sind, habe ich uns den Tisch im Extrazimmer reserviert«, sagte Vogel liebenswürdig und geleitete sie ins düstere, von keinem Fenster erhellte Hinterzimmer, das zwischen Toilette und Gastraum lag, »das ist zwar nicht eben gemütlich, aber hier sind wir sicherlich ungestört.«
Glaubt der allen Ernstes, er hat es mit einem Vorstadt-Flittchen zu tun? Das ist wirklich zu billig. Enttäuschend. Ich glaube, ich hab ihn
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