Hausmaestro - Kriminalroman
Schnackselwochenende gefahren?«, fragte Walz ungläubig. »Und was hast du mit der armen, sicherlich noch jungfräulichen Emily während deiner Unzucht gemacht?«
»Na ja, im Auto konnte ich sie schlecht lassen, sie hat halt a bisserl Unterhaltung gehabt bei ihrem Mittagsschläfchen, aber sie war ganz brav dabei!«
Unterdessen waren sie in der Engerthstraße angekommen, die in einem eher vernachlässigten Teil des zweiten Bezirks liegt.
Hans Stechlinger war zutiefst erschrocken gewesen, als bei ihm plötzlich ein Inspektor vom LKA angerufen hatte.
Obwohl er schon längere Zeit nichts mehr mit ihr zu tun gehabt hatte, hegte er vor der Obrigkeit den größten Respekt. Und seine Erfahrungen mit ihr waren nicht die besten gewesen. Zuletzt vor etwa fünf Jahren, als er von seinem ehemaligen Mentor und später erbitterten Feind Alois Brettschneider wegen Rufschädigung angezeigt worden war.
Und jetzt kam gleich das LKA, das irgendeine Auskunft über eine Wünschelrute begehrte, was ihm auch nicht wirklich geheuer war, zumal er seine Tätigkeit als Rutengänger immer inoffiziell, also ohne Rechnung, ausgeübt hatte. Und einen Gewerbeschein, der eigentlich dazu nötig war, hatte er auch niemals beantragt.
Wie die wohl gerade auf ihn gekommen waren? Hatte ihn etwa schon wieder der Brettschneider, der alte Trottel, angezeigt?
Das würde ihm ähnlich sehen.
Seine Kunden waren eigentlich immer zufrieden mit seiner Arbeit gewesen.
Ganz klar, es musste der Brettschneider gewesen sein, jemand anderer kam dafür ja gar nicht in Betracht.
»Hat Sie der Brettschneider geschickt?«, begrüßte Stechlinger die beiden Inspektoren an der Tür. Er hatte beschlossen, sofort seinen Anwalt anzurufen, sollten die Polizisten diese Frage bejahen.
»Nein, eigentlich nicht«, antwortete Vogel verblüfft, »wie kommen Sie darauf?«
»Na, dann ist ja gut, kommen Sie doch bitte herein«, sagte Stechlinger und trat hinter die Tür, um seine Besucher einzulassen. »Sie müssen schon entschuldigen, aber ein Herr Brettschneider hat mir eine Zeit lang das Leben zur Hölle gemacht. Und da bin ich lieber vorsichtig. Was kann ich also für Sie tun?«
»Wir wollen gar nicht lange stören«, erklärte Vogel und nestelte die Fotografie aus seiner Aktentasche, »wir nehmen an, dass das abgebildete Objekt einmal eine Wünschelrute gewesen ist und wir wollten von Ihnen, als ausgewiesenem Fachmann auf diesem Gebiet, wissen, ob Sie dieses Modell erkennen.«
Stechlinger schob seine Brille auf die Stirn und betrachtete das Foto mit zusammengekniffenen Augen. »Ja, das könnte das Modell sein, das der Brettschneider hergestellt hat. Allerdings ist es ziemlich verbogen und oben fehlt der Kupferring, der die beiden Pole miteinander verbindet. So wie auf der Abbildung ist sie nicht mehr zu gebrauchen.«
»Das ist uns schon klar«, antwortete Vogel, »gibt es noch andere Hersteller, die ein solches Modell gefertigt haben?«
»Nein, das glaube ich nicht, denn der Brettschneider hat ein Patent darauf gehabt. Vielleicht gibt es auch Fälschungen davon, aber eigentlich glaube ich nicht, dass man sie kopiert, denn dazu war sie einfach zu schlecht.«
»Aber Sie haben doch auch damit gearbeitet … «
»Ja, aber nur für kurze Zeit, bis ich gemerkt habe, dass die Winkelruten doch viel genauer anschlagen. Diese sogenannte ›Peitschenrute nach Brettschneider‹ hat auf die feinen Verwerfungen nicht angesprochen. Und seitdem ich das dem Brettschneider gesagt habe, ist er bös’ auf mich.«
»Wissen Sie zufällig, ob noch einige Ihrer Kollegen mit dieser Rute arbeiten?«
»Die mir bekannten Rutengänger haben alle entweder Winkelruten, Tensoren oder echte Haselzweige. Ich glaube nicht, dass heutzutage noch jemand die Peitschenrute benutzt.«
»Wissen Sie vielleicht, wie viele solcher Ruten überhaupt hergestellt wurden?«
»Da müssen Sie den Brettschneider fragen. Ich glaube aber nicht, dass es viele waren, ich schätze, vielleicht 100, Rutengänger gibt es ja nicht so häufig.«
»Besitzen Sie noch so eine Rute?«
»Irgendwo müsste ich noch eine haben. Die müsste ich aber erst suchen … Wollen Sie nicht so lange in der Küche warten?«
Stechlinger führte seine Besucher in eine typische Küche aus den 50er-Jahren. Dominiert wurde sie von einem hellgrün gestrichenen Geschirrschrank, neben dem einige Sessel um einen einfachen Holztisch standen. Dem gegenüber befand sich eine Spüle aus Steingut, die wohl auch als Waschbecken benutzt wurde, da
Weitere Kostenlose Bücher