Hausmaestro - Kriminalroman
Künstler da und müssen immer schauen, dass er all das hat, was er benötigt. Sie würden es nicht glauben, wie hilflos manche der großen Geister im täglichen Leben sind. Und daneben haben wir zuweilen natürlich auch private Bedürfnisse. Da kann es schon einmal vorkommen, dass etwas durcheinandergerät. Nein, das glaube ich eigentlich nicht«, bekräftigte er nochmals, während sein Doppelkinn zustimmend wackelte.
»Sie sind ja schon sehr lange mit Herrn Maurer befreundet gewesen … «
»Das kann man sagen«, antwortete Weber lebhaft, »wir sind eigentlich zusammen aufgewachsen. Unsere Eltern haben in demselben Haus in der Piaristengasse gewohnt. Und dazu sind wir noch fast gleich alt. Ich bin gerade sechs Wochen älter als Magnus. Und da sich unsere Familien ganz gut kannten, war es nur naheliegend, dass wir schon als Babys immer zusammen gespielt haben. Kindergarten, Volksschule, Gymnasium, immer waren wir beieinander. Sogar den Urlaub haben wir manchmal zusammen verbracht. Wir hatten wirklich eine tolle Jugend. Und sind immer z’sammg’steckt. Wir haben uns aber auch super ergänzt. Wenn der Magnus, der ja ein schmächtiges Bürscherl war, Probleme mit Mitschülern hatte, dann bin ich, a bisserl stärker war ich immer scho’, zu demjenigen hin und hab ihm einmal Bescheid gesagt. Als Ausgleich dafür hat er mich in Mathe und Latein abschreiben lassen. Wir waren ein tolles Team.« Versonnen blinzelte Weber in den frühsommerlichen Himmel. »Und jetzt ist er da oben – ich kann es immer noch nicht fassen!«
Walz wartete geduldig ab, bis sich Weber geschnäuzt hatte.
»Und wie ist es dann weitergegangen? Als Musiker musste er ja sehr viel üben. Da hatte er nicht mehr so viel Zeit für Sie … «
Weber dachte kurz nach. »Eigentlich hat das unserer Freundschaft überhaupt keinen Abbruch getan. Natürlich hat er jeden Tag ein paar Stunden geübt, aber da bin ich halt auch zu Hause geblieben. Ich hab’s ja immer gehört, wenn er gespielt hat. Wenn er dann fertig war, bin ich zu ihm hinaufgegangen.«
»Und was haben Sie in der Zeit gemacht, in der er übte?«
»Meistens gelesen, Hausübungen gemacht oder mit meiner Eisenbahn gespielt, was man als Bursche halt so tut.«
»So gesehen war es nachvollziehbar, dass er Sie als seinen Vertrauten betrachtete«, antwortete Walz versonnen, »ich persönlich glaube ja nicht an Zufälle. Wann haben Sie eigentlich Geburtstag?«
Weber schaute ihn fragend an. »Am 19. Mai, warum?«
»Und Herr Maurer?« »Am 2. Juli.«
»Später Stier und Krebs, dann kann ich mir schon vorstellen, dass Sie sich gut verstanden haben«, stellte Walz lächelnd fest.
»Ah, Sie glauben auch daran«, antwortete Weber strahlend, »ja, ich bin Stier, Aszendent Waage, und er war Krebs, Aszendent Schütze. Das hat bestimmt auch eine Rolle gespielt. Und was ist Ihr Sternzeichen, wenn ich fragen darf?«
»Zwilling.«
»Und – Aszendent?«
»Krebs«, antwortete Walz.
Weber lächelte wissend. »Na, dann haben Sie es ja auch nicht so einfach. Der ängstliche Krebs, der sich am liebsten zu Hause verkriecht, während der charmante Zwilling immer nach draußen drängt … «
»So ist es … leider«, seufzte Walz, »ich kann überhaupt nicht verstehen, dass es so viele Menschen gibt, die nicht an die Astrologie glauben.«
»Das hat einen ganz einfachen Grund. Es liegt an diesen verdammten Zeitungshoroskopen. Wissen Sie, wie die entstehen?«
Walz schüttelte den Kopf.
»Da gibt es einen ganzen Katalog mit mehr oder weniger nichtssagenden Vierzeilern. Aus denen schöpft der so genannte ›Astrologe‹ seine Weisheit. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass diese großartige Wissenschaft in Verruf geraten ist.«
Walz nickte zustimmend.
»Glücklicherweise gibt es noch Dinge zwischen Himmel und Erde, die der Mensch nicht verstehen kann, sonst würde er sie sicherlich missbrauchen. Letzte Woche hatte ich einen Rutengänger bei mir zu Hause, weil ich immer so schlecht geschlafen habe. Und ich sage Ihnen: Seitdem der da war, schlafe ich wirklich besser!«
»Also, ich bin absolut davon überzeugt«, erwiderte Weber begeistert, »wenn uns auch die Wissenschaft glauben macht, dass das alles Humbug ist. Auf dem Land war es früher üblich, dass man sich einen Rutengänger bestellte, wenn man eine Quelle gesucht hat. Und heute? Alles wegrationalisiert! Was nicht nachweisbar ist, existiert nicht für die Herren Wissenschaftler!«
»Ja, man braucht halt eine besondere Gabe dafür, und die ist mit
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