Hausmaestro - Kriminalroman
ich also vor, dass du nach dem Essen den Weber übernimmst und dich bei ihm nach diesem sogenannten Missverständnis erkundigst, von dem die Watanabe mit dir gesprochen hat – vielleicht pendelt der eh gerade seine Zukunft aus.«
Als sie einen Parkplatz in der Donaueschingenstraße gefunden hatten, gingen sie ins rustikale Gasthaus Kopp, in dem sich um diese Zeit – es war kurz nach zwölf – schon etliche Gäste tummelten.
Nachdem sie beide der Empfehlung Vogels folgend einen Zwiebelrostbraten bestellt hatten, versuchte Vogel vergeblich, Körbler zu erreichen.
»Der wird halt noch in der Probe sein«, meinte Walz, »und damit entfällt vorläufig wohl auch mein Telefonat mit dem Mock.«
Also wählte Vogel Webers Nummer und vereinbarte mit ihm einen Termin um 14 Uhr im Café Prückel.
»Wenn der Mock nachher auch noch nicht abhebt, kommst’ halt mit mir, du hast ja gehört, was der Prokisch gesagt hat: Immer schön zusammen bleiben … «
Während der Mahlzeit, die in ihrer Reichhaltigkeit selbst Vogels Fassungsvermögen überstieg, bestritt dieser im Alleingang die Unterhaltung und schwärmte von den Qualitäten Michelles, die, wenig überraschend, in erster Linie körperlicher Natur waren, denn von ihren Gesprächen erzählte er nichts.
Walz, der mit Zwischenfragen seinen Kollegen geradezu ermunterte, noch mehr ins Detail zu gehen, war es recht, war er so doch einer Berichterstattung über seine Aktivitäten am Wochenende gänzlich enthoben.
Das Café Prückel am Dr. Karl-Lueger-Platz ist ein traditionelles Wiener Kaffeehaus, dessen Inneneinrichtung aus den 50er-Jahren allen Modernisierungsbestrebungen erfolgreich getrotzt hat. Alles atmet hier den Charme der Nachkriegszeit, während der hintere Teil, in Wien ›Extrazimmer‹ genannt, in den 80er-Jahren einer grundlegenden Renovierung unterzogen wurde und wieder die ursprüngliche Form aus dem Jahre 1903 erhielt, als es von einem damals populären Wiener Radrennfahrer gegründet worden war.
Angesichts des schönen Frühlingswetters hofften die Inspektoren inständig – Mock war noch immer nicht zu erreichen – , dass Weber nichts gegen einen Aufenthalt im Schanigarten einzuwenden hätte.
Und tatsächlich wartete er dort schon auf die Kriminalisten, als diese wegen ihres Besuchs bei der Spurensicherung etwas verspätet einlangten.
Es schien den Inspektoren, dass Weber erschrak, als er sie beide erblickte.
»Gibt es etwas Neues?«, fragte er auch gleich, nachdem die Polizisten an seinem Tisch Platz genommen hatten.
»Wir kommen langsam voran«, antwortete Walz nüchtern.
Nervös zündete sich Weber eine Zigarette an. Überhaupt machte er einen ausgesprochen fahrigen Eindruck und schien noch mehr zu schwitzen als gewöhnlich.
Unsere beiden Helden waren froh, dass sie im Freien saßen.
Nachdem sie alle ihre Bestellung aufgegeben hatten, wandte sich Walz wieder an Weber, der sich gerade mit seinem Stofftaschentuch über das Gesicht wischte.
»Am Freitag war ich übrigens noch einmal bei Frau Watanabe. Im Laufe des Gesprächs erzählte sie mir von einem ›Missverständnis‹, das zwischen Ihnen und Herrn Max vorgefallen sei.«
»Missverständnis? Was meinen Sie damit?«, fragte Weber mit vor Erstaunen aufgerissenen Augen. Seine Stimme schien ein wenig zu tremolieren.
»Das würden wir gerne von Ihnen wissen. Frau Watanabe hat sich nicht näher darüber äußern wollen und mir gesagt, ich solle Sie fragen.«
Weber stützte seinen Kopf mit der Rechten ab, wobei er mit den Fingern seinen Mund bedeckte und nachzudenken schien
»Ach so, das meinen Sie«, antwortete er, plötzlich nervös auflachend, »da ging es um eine Abrechnung, bei der ich etwas verwechselt hatte … Das hat sich aber dann rasch geklärt.«
»Geht’s vielleicht a bisserl konkreter?«
»Ja, das war eigentlich nichts Besonderes. Bei meiner Spesenabrechnung sind unbeabsichtigt einige Privatausgaben mit hineingerutscht, das hat der Herr Max völlig zu Recht moniert. Ich habe das aber gleich richtiggestellt und mich entschuldigt. Sie müssen wissen, ich hab in meiner Buchhaltung eine ziemliche Unordnung, weil ich halt so oft auf Reisen bin.«
»Glauben Sie, dass dieses ›Missverständnis‹ der Grund für Ihre überraschende Dienstfreistellung war?«, fragte Walz vorsichtig.
»Nein, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Solche Dinge passieren in unserem Beruf doch ständig! Streng genommen führen wir ja zwei parallele Leben. Wir sind hauptsächlich für den
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