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Haut, so weiß wie Schnee

Haut, so weiß wie Schnee

Titel: Haut, so weiß wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Italien. Ich glaube, die beiden planten eine Italienreise. (Bricht wieder in Tränen aus.)
    »Verstehst du das?«, fragte Klara ratlos.
    Charlie schüttelte den Kopf.
    »Jette hat noch nie Schnaps getrunken«, murmelte Klara. »Und wieso Italien?«
    »Von diesem Jungen hat sie auch nie etwas erzählt«, sagte Charlie. »Nicht einmal ihrem Tagebuch.«
    Die Mädchen lasen weiter.
    Anna Seifert, Kioskbesitzerin (76), hat die Jugendlichen kurz vor ihrem Verschwinden gesehen, 15.6. (Freitag), 16 Uhr.
    Jette war gestern Mittag bei mir. Die Uhrzeit weiß ich nicht mehr. Sie hatte einen Freund dabei. Der Junge war blind. Ich hab ihn noch nie gesehen. Die beiden haben bei mir im Hinterzimmer eine Cola getrunken. Sie wollten allein sein. Jette kommt oft zu mir. Fast jeden Tag. Ich kenne sie von klein auf. Ich weiß noch, wie sie das erste Mal »Anna« gesagt hat. Sie konnte fast noch gar nicht reden, aber »Anna« hat sie gesagt. Die beiden sind nicht lange geblieben. – Wie lange? Nicht lange, sagte ich doch. Schnaps? Ja, Jette hat nach Schnaps gefragt. Ich hab ihr welchen gegeben. Ich glaube, sie brauchte ihn, um damit eine Wunde zu desinfizieren. Dann sind sie gegangen. Sie wollten noch einen Krankenbesuch machen. Jette wirkte wie immer. Ganz normal. Die beiden haben ein Schild bei mir stehen lassen, da steht etwas von einer Entenmutter mit einem Küken drauf. Ich kann mir keinen Reim drauf machen. Bitte, finden Sie sie schnell. Jette ist der beste Mensch auf der Welt. Sie ist heute noch gar nicht da gewesen.
    Klara Winter, Schülerin und Freundin des vermissten Mädchens, 15.6. (Freitag), 17 Uhr.
    Vor einigen Tagen hat ein Mann Jette Blut abgenommen. Bei ihr zu Hause. Ich bin dazugekommen, als sie gerade fertig waren. Der Mann war ein Betrüger. Er hatte Jette gesagt, er wäre vom Roten Kreuz, aber das stimmte gar nicht. Ich habe Jette gesagt, sie soll sich das Blut wiederholen. Wer weiß, was der Mann damit vorhatte! Wir habenihn dann verfolgt, und Jette hat ihm das Blut aus seinem Auto geklaut. Aber er hat es gemerkt und ist hinter ihr her. Im Fußballstadion hat er sie erwischt und wollte sich das Blut wiederholen. Aber Jette hat sich gewehrt. Der Mann ist dann abgehauen. War eine peinliche Situation für ihn. Und das Blut hat er auch nicht gekriegt. Meinen Sie, der Mann hat Jette entführt? Kennen Sie ihn? Ich habe den Mann gesehen. Wir können ein Phantombild machen. Wir müssen Jette finden.
    Wim Tanner, Gärtner, ist mit dem vermissten Mädchen im Fußballstadion gesehen worden, und ein Arbeitskollege des Vaters des vermissten Jungen, 15.6. (Freitag), 19 Uhr. (Dieser Zeuge kennt also beide vermissten Personen!)
    Ich stand im Stadion tatsächlich neben ihr. Sie war sehr hübsch und hat mich angesprochen. Ehrlich gesagt fühlte ich mich geschmeichelt. Wir flirteten etwas, aber ich war zurückhaltend. Sie war ganz offensichtlich zu jung für mich. Dann stellte ich aber fest, dass meine Brieftasche weg war. Als ich sie zur Rede stellte, versuchte sie abzuhauen. Ich konnte sie festhalten. Zwei weitere Besucher haben mir geholfen. Das Mädchen war außer sich vor Wut, als ich meine Brieftasche bei ihr fand und wieder an mich nahm. Sie hat mir dann aus Rache … Also das ist mir jetzt wirklich unangenehm. Müssen Sie das so genau wissen? Nun, sie hat mir aus Rache Gummibärchen mit Ameisen in die Hose gesteckt. Es war das erste und einzige Mal, dass ich das Mädchen gesehen habe. Und, ehrlich gesagt, bin ich auf weitere Treffen auch echt nicht scharf.
    »Jette, eine Diebin!«, rief Klara empört aus.
    »Und ein Flittchen«, antwortete Charlie leise. »Schau, da kommst du noch mal.«
    Klara Winter, Schülerin und Freundin des vermissten Mädchens, im Präsidium wg. Identifizierung von Herrn Tanner (Vorlage eines Fotos), 15.6. (Freitag), 21 Uhr.
    Ja, das ist der Mann. Er hat meiner Freundin das Blut abgenommen. Ich bin mir sicher. Ich erkenne ihn wieder. Haben Sie ihn festgenommen? Hat er Ihnen gesagt, wo Jette ist?
    Alexander Saalfeld, Freund des vermissten Jungen und Sohn des Arbeitgebers, bei dem der Vater des vermissten Jungen beschäftigt ist, 16.6. (Samstag), 11 Uhr.
    Jonah ist jetzt seit zwei Tagen verschwunden. Ich mache mir Vorwürfe. Ich wusste, dass er das Mädchen warnen wollte. Oder ich habe es zumindest geahnt. Aber ich wollte damit nichts zu tun haben. Sie werden das nicht verstehen, aber ich mische mich in die Angelegenheiten meines Vaters nicht ein. Das hat eine lange Geschichte. Aber jetzt denke ich, dass

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