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Haut, so weiß wie Schnee

Haut, so weiß wie Schnee

Titel: Haut, so weiß wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erschrocken. »Stop it! No gasoline!«
    Sie kletterten in Windeseile das Baumhaus hinunter. Jonah als Letzter.
    »Das dahinten ist doch Feuer!«, stieß Klara entgeistert hervor.
    Dann Charlies alarmierte Stimme: »Ja, die Pflanzen auf der Terrasse brennen. Verdammt, der Vorhang von der Terrassentür: Der bauscht sich nach draußen … Der hat Feuer gefangen!«
    »Los!«, rief Dukie und rannte zur Villa. Charlie lief ihm hinterher.
    Klara zog ihr Handy aus der Hosentasche und rief die Feuerwehr an. »Fünfzehn Minuten?«, schrie sie. »Geht das nicht schneller? Ein Großeinsatz am anderen Ende der Stadt?«
    »Sag ihnen, dass Menschen in der Villa sind!«, schrie Jonah.
    Als Klara aufgelegt hatte, sagte sie: »Du gehst zur Einfahrt und wartest dort auf uns, okay? Ich helf löschen.« Sie wollte losrennen, aber Jonah hielt sie am Arm fest.
    »Jette ist da drin«, sagte er.
    »Jonah«, antwortete sie, »wir haben alles abgesucht.« Es sollte überzeugend klingen, aber er konnte ihre Angst spüren. Dann war auch sie fort.
    Jonah blieb unschlüssig stehen und drückte auf die Zeitansage seiner Uhr. Es war 22.44 Uhr. Vor elf war mit der Feuerwehr nicht zu rechnen. Die Villa würde wie Zunder brennen, wenn sich das Feuer erst einmal ausgebreitet hatte. Diese verdammten Louis-quinze-Möbel. Trockeneres Holz gab es wahrscheinlich gar nicht. Dann das Holzparkett in den Zimmern sowie die vertäfelte Eingangshalle. Und Klara sagte ihm, er solle zum Tor gehen und dort warten! Sie hatte sie ja wohl nicht mehr alle. Er überquerte den Rasen, erreichte den Zufahrtsweg zur Villa – und lief, so schnell er konnte, auf das Haus zu.
    Im nächsten Moment roch er dann den Rauch. Es war, als hätte ihm jemand einen Schlag versetzt. Es brannte wirklich. Seitdem er blind war, blieben die Dinge, die er nicht sehen konnte, bisweilen mit einer merkwürdigen Unwirklichkeit behaftet. Aber jetzt war auch ihm klar, dass es tatsächlich brannte. Scheiße, Königssohn, dachte Jonah. Dein Plan hat’s ja voll gebracht. Benzingeruch stieg ihm in die Nase, Dr. Saalfeld versuchte offenbar, große Teile des Gartens abzufackeln. Und auch das Haus hatte schon Feuer gefangen.
    Jonah riss seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und steckte ihn ins Schloss. Auch in der Villa roch es bereits nach Rauch. Hastig durchquerte er die Halle und öffnete die Tür zu dem kleinen Flur, an dessen Ende Dr. Saalfelds Arbeitszimmer lag. Hier war der Rauch noch deutlicher zu riechen. Jonah betrat den Flur. Die Tür zur Halle fiel laut hinter ihm zu. Es war eine selbst schließende Tür. Dr. Saalfeld hatte sie vor ewiger Zeit einbauen lassen, weil das Personal die Tür nach seinem Geschmack zu häufig offen stehen ließ.Jonah ging schnell zum Arbeitszimmer durch. Auch diese Tür war geschlossen. Als er seine Hand an die Türplatte legte, merkte er, dass sie warm war. Dahinter knisterte und knackte es. Das Feuer schien sich im Zimmer ausgebreitet zu haben. Er hörte die Rufe der anderen. Sie versuchten zu löschen. Wenn sie den Schlauch von der Veranda genommen hatten, dann konnten sie es auch gleich sein lassen. Auf dem hatte es noch nie richtig Druck gegeben.
    Er tastete sich eilig zurück in die Eingangshalle und rief laut: »Jette?!« Statt einer Antwort klingelte sein Handy. Er zog es aus der Hosentasche. Es war Benno Krawtschik.
    »Hab keine Zeit«, sagte Jonah.
    »Ich muss dir was sagen.«
    »Später.« Er legte auf.
    »Jette?«, fragte Jonah wieder in die Stille hinein. Er ging ein paar Stufen die breite Wendeltreppe hinauf, dann blieb er stehen. Wo hatten sie noch nicht gesucht? Was hatten sie übersehen?
    Das Handy klingelte wieder. Entnervt ging Jonah dran.
    »Bist du in der Villa?«, fragte Benno, noch bevor Jonah ihn wieder wegdrücken konnte.
    »Ja.«
    »Brennt es?«
    »Woher weißt du das?«
    »Polizeifunk. Ist die Feuerwehr schon da?«
    »Nein.«
    »Jonah, wenn sie kommt, musst du den Leuten sagen, dass sie unbedingt im Heizungskeller nachschauen müssen! Hast du verstanden? Im Heizungskeller! Vielleicht haben sie deine Freundin dort versteckt.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte Jonah. Er versuchte, ruhig zu bleiben. Er durfte jetzt keine Zeit mit falschen Fährten verlieren.
    »Carmen ist bei mir …«, sagte Benno vorsichtig.
    Jonah schwieg.
    »Sie hat sich die ganze Zeit über den Kopf zermartert, wo deine Freundin sein könnte. Und ihr ist etwas Seltsames aufgefallen. Am letzten Tag, als sie noch in der Villa war, ist ein Heizkessel geliefert

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