Haut, so weiß wie Schnee
worden. Die Leute haben bei ihr in der Küche noch einen Kaffee getrunken, und da hat Carmen mitbekommen, wie sie sich darüber gewundert haben, dass sie den neuen Heizkessel nicht anschließen sollten. Und dass es überhaupt keinen Grund gab, einen neuen zu liefern. Denn der alte, der im Keller stand, war noch tipptopp.«
»Dafür kann es viele Erklärungen geben«, sagte Jonah.
»Zum Beispiel, dass der neue Kessel nicht zum Heizen da ist, sondern etwas verdecken soll«, sprach Benno weiter. »Vielleicht eine Tür. Heizkessel sind sauschwer. Man kann sie nicht einfach wegschieben.«
»Gibt es denn da unten eine Tür?«
»Carmen kann sich an keine Tür erinnern. Aber das muss nichts heißen.«
»Die Polizei hat das Haus durchsucht.«
»Die Feuerwehr sollte trotzdem …«
»Ich geh jetzt selber nachsehen.«
»Du?«, fragte Benno entsetzt. »Jonah, mach das nicht. Du kannst den Kessel sowieso nicht allein bewegen. Warte wenigstens auf uns. Wir sind auf dem Weg.«
Jetzt erst bemerkte Jonah das Motorengeräusch im Hintergrund. »Benno, ich leg jetzt auf.«
»Warte!«, brüllte Benno ihm ins Ohr. »Wo genau brennt es denn?«
»Im Arbeitszimmer.«
»Ist die Tür zum Arbeitszimmer zu?«
»Ja.«
»Hol schnell ein paar Eimer Wasser und schütte sie gegen die Tür. Dann hält sie länger. Und leg nasse Handtücher auf den Boden an den Türspalt, damit der Rauch nicht durchkommt. Der Rauch ist das Gefährliche! Du darfst ihn nicht einatmen. Ich meine diese dicken schwarzen Brandwolken. Verstehst du? Da ist alles Mögliche drin. Verbranntes Plastik, verdampfte Lösungsmittel, Kohlenmonoxid. Alles hochtoxisch. Die Wolken sind tödlich. Ein paar Atemzüge reichen. Zur Not krabbelst du unter dem Rauch durch. Der Rauch ist oben. Manchmal hat man unten noch Luft …«
»Benno, ich leg jetzt auf.«
»Halt!«, schrie Benno ihm ins Ohr. »Du hast ab jetzt drei Minuten. Maximal vier. Versprich mir, dass du dann wieder draußen bist! Wenn du Pech hast, brennt die ganze Villa in null Komma nichts. Was? Augenblick … Carmen sagt, du sollst nicht allein in den Keller gehen. Er liegt direkt unter dem Arbeitszimmer. Ganz nah dran am Feuer. Die Kellertür ist in dem kleinen Flur. Kannst du jemanden mitnehmen?«
»Ja«, sagte Jonah, um das Gespräch endlich zu beenden.
»Scheiße!!«, brüllte Benno ihm noch ins Ohr. »Das ist ja ein Gas -Kessel! Hab ich gar nicht dran gedacht. Junge, der kann dir um die Ohren fliegen …«
Jonah drückte die Auflegentaste.
Er rannte wieder los. Jeder Meter in der Villa war ihm vertraut. In der Küche füllte er in Windeseile einen Topf mit Wasser, trug ihn durch die große Eingangshalle, öffnete die Tür zum kleinen Flur und schüttete das Wasser gegen die Tür des brennenden Zimmers. Dann lief er zurück, griff sich einen Stapel Geschirrtücher und hielt sie unter den laufenden Wasserhahn. Zwei nasse Tücher band er sich um die Oberschenkel. Vielleicht würde er sie noch brauchen. Mit den anderen in der Hand rannte er wieder los und legte sie an den Türspalt.
Er öffnete die Kellertür. Da war der Lichtschalter. Er machte ihn an. Licht für Jette. Er lief die Treppe hinunter und drückte dabei auf seine Uhr. 22.49 Uhr. Noch mindestens zehn Minuten, bis die Feuerwehr da sein würde.
»Jette?«, rief er laut in den Heizungskeller hinein. Seine Stimme hallte dumpf nach. Aber außer dem leisen Brummen des Kessels war nichts zu hören. Jonah tastete sich voran. Da war der alte Kessel, der noch arbeitete und das Geräusch machte. Der neue stand direkt daneben. Jonah ließ seine Hand über die glatte Oberfläche gleiten. Sie war leicht gewölbt und aus kühlem Stahl. Es gab ein paar Regler, mehrere Knöpfe und eine spielkartengroße Öffnung ins Innere. Wahrscheinlich brannte an dieser Stelle die Gasflamme, wenn man den Kessel in Betrieb nahm. Jonah presste seinen Mund an die Öffnung und fragte: »Jette?« Der Schall wurde im Innern des zylindrischen Körpers hin und her geworfen. Jonah klopfte mit den Fingerknöcheln an die Oberfläche. Es hallte nach. Der Kessel schien leer zu sein.
Das Gerät lehnte nicht direkt an der Wand. Es war genug Platz, um die Mauer dahinter abzutasten. Eilig fuhr Jonah mit seiner Hand über die Steinziegel. Er prüfte erst den oberen Bereich, dann den unteren. Aber er konnte nichts Auffälliges entdecken. Dann klopfte er die Wand ab. Das Geräusch erstarb auf der Oberfläche. Die Mauer schien massiv zu sein.
Er blieb ratlos vor dem Kessel stehen. Aus einem
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