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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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voraus. Ich habe das forensische Labor in Chepstow angewiesen, auf sämtliche Straßendrogen zu testen: Rohypnol, GHB, Ketamin, Clonazepam, Xanax. Ungefähr alles, was mir einfiel. Da ist eine hübsche kleine Rechnung auf dem Weg zur District Police. Ich hatte mehrere lange und lohnende Phantasien, in denen ich mir ausgemalt habe, was für ein Gesicht dieser jämmerliche Trottel von einem DI macht, wenn diese Rechnung in seinem Posteingang landet.«
    »Und was hat sich ergeben?«
    Sie lächelte grimmig. »Da bricht es dann zusammen. Alles negativ. Aber der Temazepam-Level war himmelhoch - viel höher, als man nach dem, was sie im Magen hatte, erwarten könnte. Die einzige Erklärung ist die, dass die sieben Stück in ihrem Magen die zweite Dosis waren. Die erste hatte sie früher genommen, und die Tabletten hatten sich auflösen können. So waren sie im Blut nachzuweisen, aber nicht mehr im Magen.«
    Caffery verfolgte, wie die Schäferhündin vergebens versuchte, mit dem Setter Schritt zu halten. Clement Chipeta mochte Gelegenheit gehabt haben, Lucy umzubringen, aber er war nicht raffiniert genug, um es auf diese Weise zu tun. Und das Monster, der Tokoloshe? Falls er überhaupt existierte - das hier sah nicht nach ihm aus. Keiner von beiden wäre in der Lage, eine gesunde, gut angepasste weiße Frau zu überreden, Drogen zu nehmen. »Es gab keine Anzeichen von Gewaltanwendung? Keinen Hinweis darauf, dass man sie gezwungen haben könnte, etwas zu schlucken?«
    »Selbstverständlich nicht. Glauben Sie, das wäre mir entgangen?«
    »Wie hat er es dann angestellt?«
    »Wollen Sie eine besonders wilde Vermutung hören?«
    »Unbedingt.«
    »Er hat sie nicht gezwungen. Er hat keine Gewalt angewendet. Denn das alles ist nicht passiert. Wir sind hier im Wolkenkuckucksheim, Jack. Wir lassen unserer Phantasie die Zügel schießen. Es gab keine geheimnisvolle Person A. Keinen cleveren Plan. Lucy Mahoney hat beschlossen, sich umzubringen. Sie hat einen Abschiedsbrief ausgedruckt. Hat ihn unterschrieben. Hat schätzungsweise zehn Temazepam genommen, ist in ihren Wagen gestiegen und mit dem Hund auf dem Rücksitz und einer Flasche Brandy und einem Teppichmesser neben sich zum Steinbruch gefahren. Sie hat geparkt und den Hund rausgelassen, weil das besser war, als ihn im Haus einzusperren. Inzwischen befürchtet sie, das Temazepam könnte nicht wirken; also nimmt sie noch ein paar mehr - und die sind es, die ich dann in ihrem Magen finde. Sie geht, nein, sie taumelt wahrscheinlich, das arme Ding, die letzte halbe Meile bis zum Bahndamm. Da setzt sie sich hin und bringt die Sache zu Ende. Obwohl es mich wundert, dass sie in diesem Stadium noch den Kopf geradehalten kann.«
    »Also Selbstmord.«
    »Selbstmord. Und nur eines Gefühls wegen werde ich an meiner Beurteilung nichts ändern. Es gab nach allem, was wir feststellen konnten, keinen Diebstahl und kein Sexualverbrechen. Das bin nur ich, die hier ihren misstrauischen Londoner Blick auf die sanftmütigen Leutchen im Westen richtet. Wenn Sie einen Zusammenhang mit Ihrem zweiten Suizid herstellen wollen, mit dem Jungen im Steinbruch, dann bitte sehr: Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber die beiden Leichen lagen weit voneinander entfernt. Es gibt nicht viel, das sie miteinander verbindet.«
    »Bis auf den Hund. Der, den ich suche, hat mit Körperteilen gehandelt. Haben Sie zu Anfang der Woche von Operation Norwegen gehört? Deshalb glaube ich, er brauchte die Haare von meinem Selbstmörder im Steinbruch.«
    »Haare sind eine Sache; bei Norwegen ging's ja anscheinend darum. Aber ein Hund? Ein Hund ist was anderes.«
    Caffery antwortete nicht gleich. Natürlich hatte sie recht. Es war etwas anderes, und er fiel aus dem Rahmen, dieser erbärmliche Tierkadaver auf dem Grund des Sees im Steinbruch. Wenn Clement Chipeta oder der Tokoloshe es getan hatten, warum ließen sie das Fell dann bei dem Kadaver? Der Tierarzt, zu dem sie den Hund gebracht hatten, sagte, dass der Kadaver abgesehen von der abgezogenen Haut intakt gewesen sei; kein Körperteil habe gefehlt - keiner, der für muti verwendet werden könnte.
    »Wie auch immer«, sagte er. »Angenommen, da draußen ist nicht noch jemand, der krank genug ist, um einen Hund zu häuten...«
    »Aber von der Sorte gibt es jede Menge, glauben Sie mir. Sozial gestörte Kids aus der Siedlung in Southmead - wenn die einen verirrten Spaniel aufgreifen, sind sie zu so was in der Lage.«
    »Angenommen, es war mein Täter, der das mit dem Hund

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