Haut
das?«
»Letzten Montag.«
Montag, dachte Caffery. Das war zufällig die Nacht, in der Misty Kitson aus der Klinik verschwunden ist. Und zufällig war es auch die Nacht, bevor er und Flea den kleinen Tansanier und seinen abartigen Boss verhaftet hatten. In Anbetracht der Umstände hatte sie an dem Tag einen normalen Eindruck gemacht. Trotzdem, dachte er, als er zum Wagen ging und einstieg - die meiste Zeit schien sie höllisch auf der Hut zu sein. Der Himmel wusste, was Flea Marley in ihrer privaten Welt so alles trieb.
Er schob den Schlüssel ins Zündschloss, blieb einen Augenblick so sitzen und überlegte, was er tun würde, wenn er den Schlüssel herumgedreht hätte. Er hatte Flea nur ansehen müssen, um zu wissen, dass es Zeitverschwendung war, sie zu verfolgen oder auch nur anzurufen. Er wartete, bis seine Gedanken zur Ruhe gekommen waren. Dann startete er den Motor.
Er würde ihr nicht nachjagen, sondern den Kriminaltechnikern. Er wollte mehr über diesen Hund wissen.
20
Beatrice Foxton wohnte in der Nähe von Glastonbury Tor, unten im Tiefland, wo sich vor nur dreihundert Jahren noch endlose Sümpfe erstreckt hatten. Caffery fand sie und ihre Hunde auf einem Feld in der Nähe des Hauses. Sie standen nebeneinander im nassen Gras; Beatrice rauchte Zigaretten und warf Stöcke für die Hunde. Irgendwie war es beruhigend, eine Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdiente, dass sie Tote aufschnitt, rauchen zu sehen. Er fragte sich, warum er sich eigentlich ein Bein ausriss, um es sich abzugewöhnen.
»Danke, dass Sie herausgekommen sind.«
»Ist okay. Die Hunde mussten raus.«
Sie hatte zwei: einen großen, schlanken Setter und eine träge, gutmütige Deutsche Schäferhündin. Sie rannten im Kreis herum, kauerten sich ins Gras und warteten auf den Stock. »Sie plagt sich ein bisschen, die Schäferhündin. Sie war ein Diensthund, aber vor ein paar Jahren hat sie in Pilton üble Erfahrungen gemacht, und man hat sie pensioniert.«
Pilton nannten die Einheimischen das Glastonbury Festival. Jedes Jahr im Juni wuchs in dem trockenen Tal am Whitelake River, östlich des Glastonbury Tor, eine Sommerstadt aus dem Boden. Zelte in den Farben des Regenbogens breiteten sich über die Hügel aus, auf mittelalterlichen Burgen wehten Fahnen im Wind, und von überallher kamen Leute und lebten vier Tage lang dort. Sie aßen und tranken, schissen und schliefen, tanzten und beklauten einander, liebten sich und sangen. Manche starben sogar.
»Einer von den Anarchos, die sich nach dem Festival noch da herumtreiben - die Typen, die fürs Aufräumen bezahlt werden, wissen Sie, und die zurückgelassene Zelte abbrechen, damit sie an die Katastrophenhilfe überstellt werden können. Na ja, einer von denen jedenfalls, ein entzückender Kerl aus dem Norden, glaube ich, kam auf die Idee, dass es mit einem Rauschgiftspürhund leichter wäre, irgendwelche Drogen zu finden, die auf dem Gelände zurückgeblieben waren. Also brach er einen Polizeibus auf und klaute sie. Hat sie zwei Tage lang an einem Strick auf dem Gelände herumgeführt, und als sie nichts fand, fiel er über sie her und brach ihr beide Hinterbeine.«
»Mein Gott.«
»Anscheinend waren zwei Leute nötig, um ihn von ihr wegzuzerren. Und zufällig war sie ein Allzweckhund. Ist was völlig anderes, eine völlig andere Ausbildung. Natürlich konnte sie danach nicht mehr arbeiten. Aber sie ist immer noch ein schöner Hund. Und die Hüften halten auch durch.«
»Sie mögen Tiere.«
»Lieber als Menschen.«
»So geht's vielen Rechtsmedizinern.«
»Na ja, wir leben auch eher an der Grenze dessen, wozu Menschen fähig sind.«
Der Setter kam heran und ließ Caffery seinen Stock vor die Füße fallen. Caffery hob ihn auf und kraulte dem Hund den Kopf.
»Dann hätte ich was für Sie. Lucy Mahoney.«
»Was ist mit ihr?«
»Sie haben ihren Hund gefunden.« Er warf den Stock. Der Setter rannte mit hocherhobenem Schwanz hinterher. »Er ist verstümmelt worden. Gehäutet. Und dann hat man ihn im Steinbruch ins Wasser geworfen.«
Beatrice schwieg einen Moment. Dann warf sie ihre Zigarette ins Gras. »Gerade wenn man denkt, man wüsste, wie tief Menschen sinken können... Was für ein Hund war es?«
»Ein Spaniel.«
»Freundliche Hunde«, sagte sie bitter. »Sehr freundliche Hunde.«
»Ich war bei Lucy Mahoneys Obduktion, weil ich einen anderen Selbstmordfall bearbeite. Ein Junge drüben bei den Steinbrüchen bei Elf's Grotto.«
»Jetzt gesteht er, weshalb er gestern
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