Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
du, großer schöner Wolfsmann?“
„Ich bin kein Wolfsmann, sondern ein Ligna-lupus – was soviel wie Waldwolf bedeutet. Mein Name ist Akisha, und wenn ich meine Gestalt gleich wieder wechsle, kann ich nicht mehr mit dir sprechen.“
„Wow, okay … ich heiße Markus und bin nur ein Mensch, aber das dürfte ja klar sein.“
„Wir sollten aufbrechen, bevor der Tag zu Ende geht“, erwiderte Akisha.
„Ja, leider.“ Markus bedachte Akisha mit einem Blick, der wirkliches Bedauern ausdrückte. Ohne eine Erwiderung wechselte Akisha darauf seine Gestalt, wurde wieder zu dem schwarzen Wolf. Er hörte, wie Markus scharf die Luft einsog. Aus direkter Nähe betrachtet, war seine tierische Gestalt imposant, und deutlich größer als ein gewöhnlicher Wolf, das wusste Akisha. Er stupste den starrenden Markus mit der Nase an und forderte ihn mit einem Kopfnicken dazu auf, ihm zu folgen.
„Dann geh mal vor, Großer“, murmelte Markus und setzte sich in Bewegung.
Akisha tapste langsam durch das Unterholz, damit der Mensch mit ihm Schritthalten konnte. Sein großer Schädel war erfüllt von den widersprüchlichsten Gedanken. Einerseits war da der verlockende Geruch des Mannes, wegen dem er sich am liebsten zurückverwandelt hätte, um Markus zu verführen. Andererseits das Wissen, dass sie nur Stunden miteinander verbringen würden und eine Verbindung mit einem Menschen innerhalb seines Volkes verpönt war. Unter zwei Männern sowieso – weshalb Akisha nur wenig Kontakt zu seinen Artgenossen pflegte.
Während sie den Wald durchquerten verursachte Akisha keine Geräusche, Markus hingegen eine Menge. Er schwieg, was nicht weiter schlimm war, denn Akisha könnte doch nicht antworten. Leichtes Schnaufen verriet allerdings, dass der Mensch zusehends aus der Puste kam. Akisha stoppte, drehte sich zu Markus um und neigte fragend den Kopf zur Seite.
Markus blieb ebenfalls stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
„Das ist unfair. Du hast vier Beine – ich nur zwei. Außerdem ist es affig heiß!“
Akisha nickte mit dem schweren Schädel. Bis zu einer Quelle war es nicht mehr weit, dort konnten sie eine kurze Rast machen. Um Markus den Richtungswechsel zu verdeutlichen, wies Akisha mit seiner Nase in die neue Richtung.
„Ist ja gut. Geh nur, ich krieche hinterher“, murmelte der und schloss sich Akisha an.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie den Bachlauf, der an der von Akisha gewählten Stelle erst in ein kleines natürliches Becken floss und von dort seinen Weg fortsetzte.
„Endlich Wasser! Meine Zunge fühlt sich schon an wie Filz“, keimte Markus.
Würde ich gerne überprüfen!, schoss es Akisha in den Sinn.
Markus ließ seinen Rucksack fallen und riss sich das nass geschwitzte Shirt über den Kopf. Zum Vorschein kam ein trainierter Oberkörper mit ausgeprägten Muskeln. Zur Hälfte entblößt kniete Markus sich auf den Waldboden und schöpfte Wasser in die hohlen Handflächen. Er trank gierig und benetzte danach sein Gesicht und den Oberkörper mit dem kalten Wasser.
Akisha wechselte seine Gestalt.
„Du bist nicht sehr belastbar, auch wenn es anders erscheint. Wie kommt jemand wie du auf die Idee, einen Ausflug in die Wildnis zu machen?“
„War ein Geschenk meines Bruders“, erwiderte Markus ohne Akisha dabei anzusehen. „Und ich bin froh, dass ich mich darauf eingelassen habe.“
„Weshalb? So amüsant ist das Herumirren auch nicht.“
„Das nicht. Aber ich hätte dich nie getroffen. Du bist ein faszinierendes Wesen. Als Wolf geschickt und elegant, herrlich anzusehen. Als Mann bist du einfach nur sexy“, sagte er und hob dabei den Blick.
Akisha hob eine Braue und sah an sich herab. Obwohl er genau wusste, wie er nackt aussah, wollte er sich vergewissern, ob sich seit den letzten Wandlungen etwas verändert hatte. Soweit er beurteilen konnte, war er noch immer der Alte – weder besonders muskulös, noch überragend groß. Dagegen war Markus ein ganz anderes Kaliber Mann.
„Finde ich nicht“, erwiderte er deshalb und kniete sich nun selbst an den Rand des Bachlaufs. Er schöpfte mit einer Hand etwas Wasser und trank. Dabei lief ihm ein Rinnsal am Kinn entlang. Als er den Blick wieder hob und Markus ansah, starrte der ihn an.
„Was?“
„Ich frage mich gerade, ob du wirklich echt bist oder ob ich einen Fiebertraum habe.“
„Also ich bin zumindest kein Geist – also bin ich echt. Vermutlich wirst du mir nicht glauben, wenn ich dir sage, dass mehr Arten
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