Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
ihre Augen flackerten bedrohlich.
„Sag mal, kann es sein, dass dich ganz anderes auf die Palme bringt? Geht es etwa wieder los? Ich dachte, du hättest diese Neigung hinter dir gelassen!?“
Oh, nein, fing sie wieder mit diesen alten Geschichten an.
„ Damit hat es wirklich nichts zu tun …“, verteidigte ich mich.
„Wer’s glaubt!“, giftete sie mich an. „Meinst du, ich merke nicht, wie du unserem Jungen hinterher starrst, wie du ihn ansiehst und berührst?“ Tränen schossen in ihre Augen. Sie lag falsch, und ebenso wusste ich, dass ich ihre Anschuldigung nicht ganz ignorieren konnte. Ja, unser Junge war ein hübscher Bengel. Groß gewachsen, klapperdürr, volles Haar, Lippen, die zum Küssen einluden. Doch er war unser Sohn, wenn auch adoptiert, er war unser Kind.
Dass ich in früheren Jahren selbst gerne dieser Art von Jungs hinterhergesehen hatte, war fast vergessen, vielleicht verdrängt? Warum tischte sie mir meine Vergangenheit wieder auf?
Hatte sie womöglich recht? Mir gingen langsam die Argumente aus.
„Solltest du wieder damit anfangen, sind wir geschiedene Leute!“, drohte sie. Und erneut stand ich mit meinen wirren Gedanken alleine da.
„Hi“, säuselte er. Seine Shorts war viel zu eng. Unwillkürlich landete mein Blick zwischen seinen mageren Schenkeln. Und ganz deutlich konnte ich dort die Wölbung unter dem Stoff erkennen, die meine Aufmerksamkeit erregte. Nein, er war kein Kind mehr. Er kannte seine Reize und nutzte sie aus. Als er zur Begrüßung meiner Frau einen Kuss auf die Wange hauchte, sah er mich dabei an.
Er ahnte es … Auch wenn es mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war, so hatte er es allemal bemerkt …
„Ich esse draußen“, sagte er, dazu griff er sich das mit Nutella beschmierte Brötchen.
„Gerne, mein Schatz!“ Meine Frau tätschelte sein dunkles Haar.
Er marschierte nach draußen, dabei wackelte er dezent mit dem Hintern. Wollte er mich reizen oder machte er es wegen … ihm?
Ich reckte meinen Hals, meinte, an den Rosenbüschen einen Schatten zu erkennen.
Meine Frau war von seinem Verhalten äußerst entzückt.
„Weißt du“, begann sie verträumt, „allmählich wird mir dieser Will sympathisch. Stell dir vor, wir würden nach ihm suchen und ihn eines Tages tatsächlich finden?“
Allein der Gedanke daran ließ mich erschaudern.
„Ich weiß nicht“, sprach ich kopfschüttelnd. Meine Zweifel sprach ich offen aus: „Mir ist das nicht geheuer. Bevor er in die neue Schule wechselt, sollten wir mit ihm zu einem Arzt gehen.“
Sie sah mich schief an.
„Nur zur Sicherheit!“, verteidigte ich meine Gedanken. Und endlich zeigte sie Einsicht.
„Du machst dir wirklich Sorgen?“ Sie umarmte mich liebevoll. Ich hingegen krallte mich an sie, wie an einen Strohhalm. „Mich rührt es, wie sehr du dich für unser Kind einsetzt.“
Ich schluckte trocken. Mittlerweile wusste ich nicht mehr, für wen ich das tat. Für ihn? Für mich?
„Wenn es dich beruhigt, dann geh‘ mit ihm zum Arzt.“
Ich atmete erleichtert aus, dabei blickte ich in den Garten, wo Jimmy auf dem Rasen lag und den Mund spitzte, als würde er jemanden küssen.
Gleich am Nachmittag machte ich einen Termin bei unserem Hausarzt. Da Ferien waren und der Sommer heiß, bekamen wir einen zeitigen Termin.
Ich schilderte dem Arzt meine Bedenken, das Problem – alles unter vier Augen.
Dann sprach der Arzt selbst mit dem Jungen, ganz allein, ungezwungen. Eine leibliche Untersuchung folgte.
Nach einer Stunde war alles vorbei und ich nahm nochmals im Untersuchungszimmer Platz, während Jim draußen wartete.
„Keine Sorge“, begann der Mediziner. „Jimmy ist aufgeweckt, freut sich auf die Schule. Die Pubertät ist ein schwieriges Alter … Man sucht sich selbst, entdeckt Dinge an sich. Ungeheuerliche Dinge …“ Er hob die Schultern leicht an. War er vielleicht nicht der Richtige? Zu alt für dieses Problem? Hätte ich zu einem Facharzt gehen sollen?
„Ist er denn … gesund?“
Der Arzt wägte ab. „Homosexualität ist nicht immer ein Segen“, sagte er und sah mich schief an. „Passen Sie auf ihren Sohn auf. Er scheint sich mit älteren Männern abzugeben, mit erfahrenen. Es kann gefährlich werden, aus dem Ruder laufen. Er könnte Probleme an der Schule bekommen.“
Ich schluckte. All diese Dinge wollte ich nicht hören. Was für Männer? Ich hatte nie welche gesehen. Oder doch?
„Ist unser Junge okay? Bildet er sich Dinge ein? Bilde ich mir Dinge
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