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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Einsatz bringen.«
    »Aber warum so ?«, fragte Lara. »Ich dachte schon, du wärst ein Verrückter, der uns kidnappen will.«
    »Die meisten Leute kommen Sam Miller nicht zu nahe«, erklärte Stephen lachend. »Sie stellen ihm nicht allzu viele Fragen.«
    »Das scheint mir doch ein unverhältnismäßig großer Aufwand zu sein«, erwiderte Lara, während ihr klar wurde, wie dumm sie gewesen war. Unter den vier oder fünf äußerlichen Bestandteilen seiner Verkleidung war es ganz eindeutig Stephen.
    »Es ist eine angenehme Abwechslung. Normalerweise starren mich immer alle an, weil sie glauben, ich wäre ihr Eigentum. Ich habe das einfach nicht länger ausgehalten. Mag sein, dass es dir überzogen vorkommt, aber es funktioniert.«
    »In der Maskerade kann ich dich gar nicht ernst nehmen.«
    »Ich bin froh, dass wir uns über den Weg gelaufen sind«, gab Stephen zu. »Ich musste immer wieder über unser Gespräch gestern Abend nachdenken, und ich wollte mich bei dir entschuldigen.«
    Lara warf ihm einen warnenden Blick zu und deutete mit dem Kopf auf Jack, der sie an der Hand gefasst hatte und in Richtung Theater zog.
    »Oje«, sagte Lara. »Ich habe ihm versprochen, dass wir bei Marcus reinschauen.«
    »Isst du gerne Eis, Jacko?« Stephen beugte sich zu Jack herunter, bis seine Augen auf derselben Höhe waren wie die des Jungen.
    Jack strahlte und nickte, so dass es aussah, als würden seine Sommersprossen tanzen.
    »Pass auf, dann werde ich jetzt mit dir und deiner Mum zur hiesigen Eisdiele fahren. Es ist die beste im ganzen County. Jeder kennt sie.«
    »Wow!«, machte Jack.
    »Sie heißt Pretty Fly Pie …«, erklärte Stephen und richtete sich auf. »Und sie ist wirklich einmalig. Mein Wagen steht da drüben.« Er zeigte auf einen zerbeulten roten Jeep Wrangler, der vor dem Theater parkte.
    »Müssen wir mit dem Auto fahren?« Lara dachte an ihre Wäsche.
    »Auf jeden Fall. Es sind ungefähr zehn Meilen in diese Richtung.« Stephen deutete nach Westen.
    »Und das nennst du hiesig?«
    »Willkommen in Amerika.«
    Während sie beim Haus anhielten, damit Lara den Kindersitz holen konnte, ließ Stephen zu Jacks Entzücken das Dach des Wrangler herunter. Den Wind in den Haaren, fuhren sie los, aus dem Ort hinaus in dieselbe Richtung, die Lara beim Joggen eingeschlagen hatte. Doch statt nach der Überquerung der Brücke dem Fluss zu folgen, fuhren sie geradeaus weiter aufs offene Land hinaus. Im Zickzack schlängelten sie sich einen steilen Hügel hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter, dann kreuzten sie eine gigantische sechsspurige Schnellstraße, auf der lediglich drei Autos und ein Lkw zu sehen waren. Links der Straße befand sich eine verlassene Tankstelle, die im Schatten eines nicht zum Stil der Umgebung passenden, zehn Meter hohen Sunoco-Leuchtschilds regelrecht winzig aussah. Abgesehen von einem kleinen Wohnwagenpark, war sie das erste Gebäude, das sie zu Gesicht bekamen, seit sie Trout Island verlassen hatten.
    »Wie weit ist es denn noch?«, rief Lara über das Röhren des Motors und den Fahrtwind hinweg. Sie staunte sehr, dass Stephens Perücke noch festsaß.
    »Wir sind fast da«, antwortete er. »Haltet Ausschau nach dem Pie.«
    Hinter der Brücke über die Schnellstraße bogen sie rechts ab und fuhren langsam durch einen Ort, der das exakte Abbild von Trout Island war, nur dass er die majestätische Präsenz eines Theatergebäudes vermissen ließ. Am Ortsausgang beschleunigte Stephen wieder, und es ging noch einige Meilen durch die Wildnis, bis schließlich vor ihnen ein hölzernes Schild in Form eines gigantischen geflügelten Pie auftauchte.
    »Pretty Fly Pie …«, verkündete Stephen und lenkte den Wagen auf den gekiesten Parkplatz vor einer rot gestrichenen Scheune. Ein weiteres Schild über dem Eingang versprach »… und verflixt gutes Eis«.
    »Wehe, wenn es nicht verflixt gut ist«, sagte Lara. »Es hat einen ziemlich heftigen CO 2 -Fußabdruck.«
    »Glaub mir, es ist jedes Gramm wert«, versicherte Stephen und holte Jack aus seinem Kindersitz. Er wollte ihn auf den Boden stellen, doch Jack klammerte sich an seinem Hals fest. Sie sahen aus wie eine Familie, als sie über den Parkplatz gingen.
    Durch das Scheunentor gelangte man in einen großen, hohen Raum, in dem erstaunlich viele Menschen auf bunt zusammengewürfelten Stühlen saßen und Pie oder Eiscreme aßen. Einige spielten Schach auf Brettern, die auf die Tischplatten gemalt waren, andere hatten sich über Puzzles gebeugt. Man

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