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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Mutter.
    »Eine Minute.« Lara wühlte in ihrer Handtasche nach seinen Antihistaminen und einer Wasserflasche. »Er ist allergisch«, erklärte sie, an Betty gewandt.
    »Ach herrje. Das wusste ich nicht«, sagte Betty.
    »Kein Problem.« Lara gab Jack eine Tablette. »Die hier habe ich immer dabei. Wenn er eine nimmt, hat er zehn Stunden Ruhe.«
    Nunmehr geschützt, wandte Jack sich dem Kätzchen zu. Er nahm es entgegen, als wäre es zart wie eine Feder, und es schmiegte sich in seine Armbeuge, als wäre es zu nichts anderem geboren worden. Jack sah zu Lara auf, übers ganze Gesicht strahlend. Sie spürte Tränen in den Augenwinkeln brennen. Das also war Unschuld.
    »Ein Kojote hat die Mutter getötet«, raunte Betty Lara zu. Dann wandte sie sich wieder an Jack. »Es ist jetzt Fütterungszeit. Möchtest du das übernehmen? Ich zeige dir, wie es geht.«
    Betty ging in die Küche und kam kurze Zeit später mit einer Pipette und einem kleinen Becher Milch zurück. Sie zeigte Jack, wie er das Kätzchen mit dem milchgefüllten Glasröhrchen locken und dann vorsichtig auf den Gummiballon drücken musste, damit die Milch herausfloss, während es saugte.
    »Damit sollte er eine Weile zu tun haben«, sagte Betty. »Also, Mamacita, komm und trink einen Eistee, und dann erzählst du Betty alles.«
    Lara setzte sich an den Küchentisch und reichte Betty den bösen Brief. Betty setzte sich eine Brille mit Gestell im Leopardenmuster auf und las ihn, roch an ihm und legte ihn schließlich mit gerümpfter Nase zwischen sie auf den Tisch.
    »So. Man muss dir also sagen, dass du dich von Stephen fernhalten sollst?«, sagte sie nicht unfreundlich.
    »Es ist nichts passiert …«, sagte Lara. »Aber, wie du mir selbst gesagt hast: Das einzig Wichtige im Leben ist die Liebe.« Sie ließ den Kopf in die Hände sinken und schloss die Augen. Sie sollte besser den Mund halten. Darüber zu sprechen würde sie der Tat nur noch einen weiteren Schritt näher bringen.
    »Ach, Lara. Du und ich, wir sind uns ganz ähnlich. Wir sind beide Romantiker. Soll ich dir erzählen, was es mit diesem Brief auf sich hat?«
    »Ja«, sagte Lara in ihre Hände.
    »Bestimmt hast du das meiste schon gehört. Es war ja kaum ein Geheimnis. Nun, in L. A. sind gewisse Dinge vorgefallen, die den armen Stephen sehr krank gemacht haben. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, zieht man viel Aufmerksamkeit auf sich, da ging es ihm wie vielen. Allerdings gab es eine ganz bestimmte Person – Elizabeth Sanders –, die so felsenfest davon überzeugt war, dass sie und Stephen füreinander bestimmt waren, dass sie vollkommen durchgedreht ist, als er nicht auf die Flut von Nachrichten reagierte, die sie ihm geschickt hat. Zuerst war es noch relativ harmlos – zerbrochene Eier auf seiner Windschutzscheibe oder Päckchen, die er nicht bestellt hatte. Aber dann wurde es immer schlimmer, und irgendwann gingen dann die Drohungen los.«
    »Drohungen?«
    »Es war grauenhaft. Richtige Gewaltdrohungen.«
    »Und warum ist er nicht zur Polizei gegangen?«
    »Das ist er ja anfangs, aber es hat sich alles so schleichend entwickelt – sie verstand es, ihre Spuren zu verwischen, und es war schwer zu beweisen, dass die Drohungen tatsächlich von ihr kamen. Sie lebte im Verborgenen und konnte nie aufgespürt werden, es gab nicht mal eine Personenbeschreibung von ihr. Das war schrecklich für Stephen. Sie ist untergetaucht und hat mit ihrem Feldzug einfach weitergemacht. Schließlich ist dann sein Management in Panik geraten, weil der Fall so viel Aufsehen erregt hat. Das sei nicht gut für sein Image als harter Mann, meinten sie und haben ihn gedrängt, die Anzeige zurückzuziehen, weil sie hofften, es würde dann schon von selbst aufhören. Aber natürlich war das genaue Gegenteil der Fall. Auf einmal hatte Stephen immer öfter ›Unfälle‹. Das ging so weit, dass er sich irgendwann gar nicht mehr vor die Tür gewagt hat. Alles, was er noch machen konnte, war zu Hause zu sitzen und seine Angst im Alkohol zu ertränken.«
    »Ich dachte, er trinkt nicht.«
    »Nicht mehr. James und ich lebten zu der Zeit gerade in New York. Als wir zurück nach L. A. kamen, waren wir entsetzt, in was für einer schlechten Verfassung Stephen war. Wenn man ihn jetzt sieht, kann man es sich kaum vorstellen, aber er sah einfach grauenhaft aus. Also haben wir ihn aus der Stadt geschmuggelt und ihn drei Monate zum Entzug nach Utah geschickt, was den zusätzlichen Vorteil hatte, dass Elizabeth Sanders ihm nicht

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