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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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langsam eindösen.
    »Was war das?«, fragte sie und fuhr in die Höhe. Zwischen den Bäumen hatte sich etwas bewegt. Ein Knacken im Unterholz, das sie beide aus dem Schlaf geschreckt hatte.
    Sean saß einen Augenblick lang still da, lauschte angestrengt und suchte langsam mit Blicken den Wald ab. Dann entspannte er sich und legte sich wieder hin. Den Kopf in die Hand gestützt, sah er sie an. »Ein Reh«, sagte er und zog sie mit der freien Hand an sich. »Glaub ich.«
    »Oder ein Bär«, erwiderte Bella. Sie sträubte sich gegen ihn, setzte sich auf und schlang die Arme um die Beine. »Oder ein Puma.«
    »Sehr unwahrscheinlich. Und selbst wenn, die würden nicht in unsere Nähe kommen. Die haben mehr Angst vor uns als wir vor ihnen.«
    »Alles klar, du Landei.« Bella drehte sich zu ihm um. Sie strich ihm mit dem Finger das Gesicht entlang und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Er legte eine Hand an ihre Brust, und sie schwang sich rittlings auf ihn.
    »Wenn du bei mir bist, hab ich keine Angst«, gestand sie und nahm ihn langsam in sich auf.
    »Musst du auch nicht.« Sean lächelte zu ihr hoch.
    Sie begann, sich langsam auf ihm zu bewegen. Sean schloss die Augen und legte ihr die Hände auf die Hüften.
    »Oh, Bella …«
    Dann war ein gewaltiges Knacken zu hören, und vier Gestalten taumelten zwischen den Bäumen hervor und zielten mit ihren Gewehren auf sie. Es geschah alles so schnell, dass Bella eine Minute brauchte, bis ihr klar wurde, dass einer von ihnen Olly war. Er zuckte, seine Kiefer mahlten wie verrückt, und seine Pupillen waren klein wie Stecknadelköpfe. Er hatte sich das Gesicht mit Tarnfarbe bemalt, und der Blick seiner blutunterlaufenen Augen glitt über sie.
    »Haben wir euch geschnappt«, knurrte er.
    Die Insekten im Gras und in den Bäumen, die Grillen und Zikaden und Laubheuschrecken, verstummten. Ein Ochsenfrosch platschte von dem Seerosenblatt, auf dem er sich gesonnt hatte, ins Wasser und hinterließ ringförmige Wellen auf der Teichoberfläche. Bella sprang von Sean herunter und zog die Decke über sie beide.
    »Olly, was soll der Mist?«, schrie sie.
    »Schau mal einer an«, lallte Olly, an seine Kumpane gewandt. »Sieht ganz so aus, als hätten wir zwei richtig schöne Exemplare erwischt.« Er machte den drei anderen ein Zeichen, woraufhin die sie langsam einkreisten. Bella erkannte sie wieder: die Jungs vom Spielplatz. Sie waren schmutzig, staubbedeckt, verschwitzt und ganz eindeutig bis zur Halskrause voll mit irgendwelchem Zeug. Einer von ihnen, ein großer Schlaksiger mit rasiertem Schädel und starker Akne, hatte einen Joint zwischen den Zähnen und einen Rucksack auf dem Rücken. Der Zweite – ein Fetter, dem ein Schneidezahn fehlte – stieß ein widerliches, schrilles Lachen aus. Der Dritte war ein kurzer, stämmiger Blonder. Er stand direkt neben Bella, und sein verdreckter, sich wölbender Schritt befand sich genau auf der Höhe ihrer Augen.
    Sie sah zu ihrem Bruder hoch.
    »Was soll das?«
    »Müsste ich das nicht dich fragen?«, entgegnete er und streckte die Hand nach dem Joint aus. Seine Augen mit ihren winzigen Pupillen schienen fast aus ihren Höhlen zu springen, und sein Mund bewegte sich unablässig, auch wenn er nicht sprach. »Was hab ich dir über diesen miesen Typen gesagt? Und was muss ich jetzt sehen? Kamera!«, bellte er und hielt die Hand auf. Der Junge mit der Erektion reichte Olly ein iPhone, und er machte ein Foto von Bella und Sean, wie sie unter der Decke kauerten. »Wir haben ein paar echt gute Bilder geschossen, Bella. Von euch im Wasser.«
    Mit einem wilden Schrei war Bella auf den Beinen und wollte sich auf ihren Bruder stürzen. Doch der Fette packte sie von hinten. Seine verschwitzten Hände landeten genau auf ihren Brüsten. Die anderen zwei drehten sich zu ihr um, und sie sah, wie der Große sie gierig musterte und dabei zwei scharfe, spitze Eckzähne entblößte.
    »Sean!«, rief sie, aber Olly hob sein Gewehr und legte auf ihn an.
    »Keine Bewegung, Loverboy«, sagte er. Dann brüllte er seine Begleiter an: »Hände weg, ihr Viecher. Los, Bella, zieh dir was über, sonst kriegst du, was du verdienst.«
    Bella sammelte ihre Kleider auf, die sie eine Stunde zuvor, als sie noch frei und glücklich gewesen war, ausgezogen hatte. »Olly, bitte geh«, flehte sie leise, als sie sich das Kleid überzog.
    »Ich bin aber noch nicht fertig«, erwiderte Olly und sah Sean feixend an.
    »Lass ihn ja in Frieden.« Erneut wollte Bella auf ihren Bruder

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