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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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seinem steinigen Bett dahin. Kurz darauf kamen sie an einem wie neu aussehenden, minimalistisch aus Glas und Eiche erbauten Bungalow vorbei, der sich in einem mit Holz umkleideten Teich spiegelte.
    »Das Sommerhaus eines Journalisten bei der New York Times «, erklärte Stephen. »Ein gefürchtetes Klatschmaul. Ich versuche, die Straße hier nach Möglichkeit zu meiden.«
    Die Fahrt ging weiter durch eine Flussniederung, umgeben von Feldern mit mannshohem Mais, die im Licht des frühen Abends blau erschienen. Stephen schaltete die Scheibenwischer ein, um die Insektenkadaver von der Windschutzscheibe zu wischen.
    Sie verließen das Tal, und die Straße führte wieder bergauf. Gerade als sie die unübersichtliche Hügelkuppe erreicht hatten, schoss ein weißes Auto mit Rennstreifen an den Seiten unter Aufheulen seines Motors an ihnen vorbei. Stephen trat auf die Bremse.
    »Idiot«, rief Lara, deren Nerven sich nach dem Schreck erst wieder beruhigen mussten. »Der hätte uns umbringen können.«
    »Hier gibt es viele verrückte Fahrer. Jugendliche, gerade mal sechzehn, betrunken oder high«, erklärte Stephen. »Das Auto ist die einzige Möglichkeit, von hier wegzukommen.«
    »Da wären wir«, verkündete Stephen, als sie eine kleine Ortschaft erreichten und in die wunderhübsch erhaltene Main Street voller gut besuchter Cafés und Restaurants einbogen. »In dieser einen Straße spielt sich alles ab. Sie ist mit Abstand der belebteste Ort im gesamten Umkreis.« Er fand einen Parkplatz und hielt an.
    Lara stieg aus dem Wrangler und hob Jack von der Rückbank. Von dort, wo sie stand, konnte sie ein Sushi-Restaurant, mehrere unabhängige Coffeeshops, einen Bioladen, der noch geöffnet hatte und voller Kunden war, einige italienische Restaurants sowie eine Buchhandlung mit Bar ausmachen. Die Menschen, die durch die Straßen schlenderten, waren jung und hip, so ähnlich wie die Gäste auf Ginas Gartenparty. Wie um diesen Eindruck zu unterstreichen, kam einer der Maler aus Brooklyn mit einer braunen Papiertüte voller Gemüse unter dem Arm an ihnen vorbei.
    »Hey, Lara, wie geht’s?«, begrüßte er sie und gab ihr die Hand. »Hey, Olly.« Er nickte Olly zu, dann bückte er sich, um Jack durch die Haare zu strubbeln.
    Lara wollte ihm Stephen vorstellen, aber der hatte sich in Luft aufgelöst.
    »Also, ich muss auch gleich weiter«, sagte der Maler. »Hungrige Mäuler stopfen.« Er deutete auf die Tüte. Dann stieg er in seinen Pick-up und brauste davon.
    »Wer war das denn?« Stephen tauchte wieder neben ihr auf.
    »Den habe ich bei Gina kennengelernt. Seinen Namen habe ich vergessen.«
    »Gina?«
    »Gina. Sie wohnt ganz in der Nähe vom Theater.«
    »Wann warst du denn bei ihr?«, wollte er wissen, den Blick auf die Straße gerichtet, die links von ihnen anstieg. Ganz oben stand eine beleuchtete weiße Kirche, bei deren Anblick Lara an Italien denken musste.
    »Gestern Abend«, sagte sie.
    »Ich wusste gar nicht, dass du gestern Abend aus warst.«
    »Wir wurden eingeladen.«
    »Verstehe.« Stephen rückte sich den Hut zurecht, so dass er ihm noch tiefer im Gesicht saß. »Du hast doch nichts gesagt? Über mich?«
    »Natürlich nicht!«
    »Gut.«
    Er ging mit ihnen in das Restaurant, das an den Bioladen angeschlossen war. »Es ist toll hier«, sagte er. »Ich habe reserviert, sonst hätten wir nie einen Tisch bekommen. Der Koch hat früher bei Mario Batali gearbeitet, die Küche ist gehoben italienisch mit einem Fokus auf regionale, biologische Zutaten.«
    »Bella hätte es hier bestimmt gefallen«, sagte Lara voller Überzeugung.
    »Ganz schön blöd, die Bella, dass sie einfach im Bett liegen bleibt«, sagte Olly zu Jack.
    Ein Kellner brachte sie zu ihrem Tisch, der in dem von Kerzen erleuchteten Restaurant ganz hinten in einer kleinen Nische stand. Stephen setzte sich in den Schatten neben Lara, so dass sein Schenkel ihren berührte. Seine Nähe raubte ihr auch den letzten Rest Appetit, also bestellte sie für sich selbst nur einen Salat und für Jack eine Kinderpizza. Stephen und Olly entschieden sich für Pasta. Stephen bestellte außerdem hausgemachte Limonade und ein großes Glas italienischen Sauvignon Blanc für Lara.
    »Kannst du bitte damit aufhören, Olly?«, bat Lara, als der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hatte und sich entfernte. Seit sie sich hingesetzt hatten, trommelte er unablässig mit den Fingern auf die Tischplatte, und es machte sie fast wahnsinnig.
    Während des Abendessens erzählte Stephen,

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