Hautnah
weiß niemand, dass ich hier bin. Ich bin gewissermaßen inkognito unterwegs.«
»Na klar.« Olly zeigte mit dem Finger auf Stephen. »Sie hatten doch diesen Zusammenbruch und sind dann untergetaucht.«
»Olly«, zischte Bella. »Total uncool.«
Stephen schmunzelte, dann blickte er zu Boden. »Ja, so ähnlich war es. Aber du solltest nicht alles glauben, was du in der Zeitung liest.«
»Da war diese Stalkerin«, sagte Olly in einem Tonfall, als hätte er ein Tor geschossen. Stephen hob den Kopf und lächelte ihn direkt an.
»Stimmt. Gutes Gedächtnis.«
»Olly, Kumpel, das reicht jetzt«, ermahnte ihn Marcus.
»Nein, nein, ist schon in Ordnung. Besser, ihr wisst, weshalb meine Anwesenheit hier ein Geheimnis bleiben muss. Nicht mal mein Agent weiß, dass ich hier bin. In L. A. stand ich zu sehr im Fokus unerwünschter – und ziemlich unerfreulicher – Aufmerksamkeit, deswegen habe ich mir eine Auszeit genommen, bis sich die Dinge wieder etwas beruhigt haben. Ich musste dringend raus da, also haben James und Betty mir freundlicherweise angeboten, hierherzukommen. Mir ist klar, dass es nicht einfach ist, darüber Stillschweigen zu bewahren«, fuhr er fort. »Vor allem für euch zwei«, erklärte er an Bella und Olly gewandt. »Aber ich kenne eure Eltern von früher, und Freundschaften wie diese sind für mich inzwischen sehr selten geworden. Deshalb wollte ich unbedingt nach der Vorstellung vorbeikommen und euch hallo sagen. Aber gleichzeitig muss ich euch bitten, niemandem gegenüber zu erwähnen, dass ich hier bin. Wenn ihr das schafft, können wir diesen Sommer viel Spaß zusammen haben. Ich habe ein sehr schönes Haus mitten im Wald, mit einem Schwimmteich. Das wird euch gefallen. Aber wenn ihr mich verratet, nun ja – dann könnte das ziemlich unangenehm für mich werden. Deshalb muss ich sicher sein, dass ihr mein Geheimnis für euch behalten könnt.«
Lara sah ihren zwei älteren Kindern an, dass ihnen klar war, wie viel Stephen ihnen mit dieser Bitte abverlangte. Um ihretwillen wäre es ihr lieber gewesen, es hätte im Vorfeld Gelegenheit gegeben abzuwägen, ob die beiden der Sache überhaupt gewachsen wären. Stattdessen waren sie nun einfach damit konfrontiert worden. Es gab kein Zurück mehr, und es blieb nur zu hoffen, dass sie reif genug waren, mit der Situation umzugehen.
»Klar, Mann.« Olly hielt Stephen die Hand hin, damit er einschlug. Bella nickte, die Augen noch immer weit aufgerissen. Seit Stephen sich zu erkennen gegeben hatte, hatte sie nicht ein einziges Mal geblinzelt.
»Na, dann ist ja alles geregelt«, sagte Stephen. »Hört mal, ich will euch nicht aufhalten – die anderen fragen sich bestimmt schon, wo ihr abgeblieben seid.« Mit einem Kopfnicken deutete er in Richtung Garten. »Ich wollte nur kurz vorbeischauen und hallo sagen – der Champagner und das Drumherum waren James’ und Bettys Idee. Die beiden sind so sentimental. Aber bitte kommt doch am Montag zum Abendessen zu mir. Ich würde mich über ein bisschen Gesellschaft freuen. Ich maile euch die Wegbeschreibung.«
»Liebend gern«, sagte Marcus. »Aber du kannst Lara auch einfach deine Adresse geben, sie googelt sie dann.« Er hatte bereits seinen Tabakbeutel gezückt und drehte an einer Zigarette.
»Meine Adresse kann man nicht googeln«, erwiderte Stephen und trank seine Coladose aus. »Wie gesagt, ich fliege unter dem Radar.«
»Wow«, sagte Bella. »Ich dachte, man kann alles googeln.«
»Man braucht ein bisschen Arbeit, aber nichts ist unmöglich«, sagte Stephen. »Jedenfalls war es schön, euch alle wiedergesehen zu haben. Lara, magst du mir deine E-Mail-Adresse geben?«
»Sicher«, antwortete Lara. »Geht doch schon mal vor, ich komme gleich nach. Jack, geh mit Daddy mit.«
»Aber ich hab mir die Fische noch nicht zu Ende angeguckt«, rief Jack vom Aquarium herüber.
»Ist es okay, wenn der Kleine hierbleibt?«, fragte Marcus, die Zigarette zwischen den Lippen.
Lara nickte.
Froh, dass er entlassen worden war, ging Marcus mit Bella und Olly nach draußen. Die Flügeltür fiel mit einem Knall hinter ihnen ins Schloss.
»Hast du einen Stift?« Lara sah zu Stephen auf.
»Eine tolle Familie«, stellte Stephen fest.
»Danke.«
»Ich selbst habe keine Kinder.«
»Nein. Das weiß ich.«
»Ja. Ich bin mehr oder weniger öffentliches Eigentum.«
»Aber dein Leben muss doch unglaublich aufregend sein.«
»Ich habe viel erlebt. Aber unterm Strich ist es auch nur ein Job. Gut bezahlt und
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