Havanna für zwei
setzte.
»Ich finde es geil, wenn wir das Verdeck aufmachen können, Mum.«
»Ich auch, Schatz. Schade, dass wir nicht jeden Tag so schönes Wetter haben.«
Sie fädelte sich wieder in den Verkehr ein und fuhr langsam an der Strandpromenade entlang.
»Sieh mal, da ist Sophie!«, rief Finn aus.
Emma blickte irritiert in die Richtung, in die ihr Sohn zeigte, und erschreckte sich so, als sie Sophie mit Greg an ihrer Seite sah, dass sie ins Schlingern geriet.
Ein entgegenkommender Landrover musste ihr ausweichen und raste in einen Fiesta, der am Straßenrand parkte.
Emma schrie vor Entsetzen über den Fast-Zusammenstoß mit einem so großen Fahrzeug auf.
»Mum! Der hätte uns um die Ecke bringen können!«
Emma hielt auf dem Bürgersteig und riss sich zusammen.
»Wir müssen die Gardaí rufen. Das war meine Schuld.«
Obwohl sich der Verkehr an der gesamten Promenade staute, schlenderten Greg und Sophie unbekümmert weiter. Sie hatten gar nicht mitbekommen, dass sie der Grund für den Unfall waren.
Jack versuchte, Aoife zu erreichen, doch der Anruf ging wieder direkt zur Voicemail. Der katastrophale Zwischenfall mit Sophie im Cellar Restaurant war jetzt zwei Tage und zwei nicht enden wollende Nächte her, und es war unfassbar für ihn, wie alles so schnell den Bach hatte runtergehen können.
Als sein Handy klingelte, ging er sofort ran, weil er hoffte, dass es Aoife wäre.
»Jack, hier ist Eileen. Aoifes Mutter.«
»Ach, hallo, Eileen.«
»Ich stehe unten vor der Tür. Lässt du mich rein? Aoife hat mich gebeten, ihre Sachen abzuholen.«
»Ich drücke auf den Summer«, krächzte Jack, der plötzlich einen Kloß im Hals hatte. Abgesehen von ihrem Mann war Eileen der letzte Mensch, mit dem er sprechen wollte.
Mit düsterer Miene und einem leeren Koffer stand sie vor der Wohnungstür.
Jack nahm Eileen den Koffer ab und folgte ihr, als sie an ihm vorbei das kleine Apartment stürmte.
»Ist das das Schlafzimmer?«, fragte sie angewidert, als sie die Tür gleich links aufriss.
Auf dem Bett türmten sich die Klamotten. Aoifes Sachen waren achtlos auf die kleine Frisierkommode geworfen und quollen aus den halb geöffneten Schränken.
»Soll ich dir helfen?«
»Ich glaube nicht, dass es Aoife recht wäre, wenn du ihre Kleider oder persönlichen Gegenstände anfasst, und ich als Mutter habe ganz sicher was dagegen!«
Jack wich zurück in die kleine Küche und drückte sich unbehaglich hinter der Theke herum, während die Frau, die um ein Haar seine Schwiegermutter geworden wäre, alle Spuren der Frau, die er liebte, aus ihrem Schlafzimmer tilgte.
Triumphal wie ein Gladiator und schwer mit Beute beladen kam sie wieder herausmarschiert.
»Ich soll dich von Aoife fragen, wann du nächste Woche nicht zu Hause bist, damit sie ihre Bilder und andere Deko-Gegenstände abholen kann.«
»Am Montag bin ich nicht da.«
»Schön. Ich kann nicht behaupten, dass ich glücklich über diese Sache bin, Jack, aber ich bin heilfroh, dass meine Tochter dich nicht heiratet.«
Jack sah Eileen ausdruckslos an. Er wollte etwas entgegnen, aber ihm fehlten die Worte. Er war selbst schuld.
»Richte Aoife aus, dass ich sie liebe.«
Eileen lächelte ironisch und schüttelte den Kopf. »Du machst wohl Witze. Du weißt nicht mal, was das heißt.« Damit stapfte sie hinaus zum Fahrstuhl und zerrte den Koffer hinter sich her.
Jack warf sich zitternd auf die Couch. Zum ersten Mal seit vielen Jahren hätte er am liebsten geweint wie damals als kleiner Junge. Er wünschte sich, dass seine Mutter ihn tröstete und ihm versicherte, dass alles wieder gut würde. Doch er wusste, dass das, was er getan hatte, nicht wiedergutzumachen war.
Finn rief seine Tante an. »Louise, Mum und ich hatten einen Autounfall. Es war zwar kein Zusammenstoß, aber ein Jeep musste uns ausweichen und ist in ein geparktes Auto gerast.«
»Geht es euch gut?« Louises Stimme klang vor Sorge ganz schrill.
»Ja, wir sind okay.«
»Wo seid ihr?«
»In Howth. Wir haben Sophie gesehen, und da ist Mum ins Schlingern geraten. Sie zittert und will nicht weiterfahren.«
»Wo genau seid ihr?«
»Vor dem Casa Pasta.«
»Donal ist im Yachtclub und arbeitet auf dem Boot. Bleibt, wo ihr seid. Ich bitte ihn, euch zu Hilfe zu kommen.«
»Danke, Louise.«
Seit jenem Morgen, als sie seinen Vater reglos im Bett gefunden hatten, hatte Finn seine Mutter nicht mehr so aufgelöst erlebt. Der Fahrer des Landrover diskutierte mit dem Besitzer des Fiesta, der gerade dazugekommen
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