Havanna für zwei
Fenstertischen saßen. Hinten an der Wand entdeckte Sophie zwei freie Hocker und beeilte sich, sie mit Beschlag zu belegen.
»Was möchten Sie?«, fragte der Italiener hinter der Theke freundlich.
»Ich hätte gern die Melbourne-Panini und einen Cappuccino.«
Greg bestellte das Gleiche, stieg auf den Hocker neben Sophie und lächelte sie an.
»Nun, Sophie, was hast du für Pläne, wenn dein Vertrag bei der Zeitung ausläuft?«
»Ich werde versuchen, wieder einen Job als Designerin zu kriegen.«
»Warum gründest du nicht dein eigenes Modelabel, eh?«
»Diese Rezession ist schlimmer, als ich dachte. Ich halte das für keinen guten Zeitpunkt.«
Gregs Handy piepste. Er holte es hervor und las die Nachricht.
»Alles in Ordnung?«, fragte Sophie.
»Das war der Kunsthändler. Er will sich schon morgen mit mir treffen. Sagt, er hat am Montag in London zu tun. Es könnte sich für mich lohnen, mich ihm anzuschließen.«
Die Augen vor Enttäuschung aufgerissen, sah Sophie zu ihm auf. »Das heißt, du reist einen Tag früher ab?«
Greg schüttelte den Kopf. »Nein. Zwei Tage.«
Sophie musste den Atem anhalten, um ihren Ärger zu unterdrücken.
»Wir haben uns doch gut amüsiert, Sophie aus Irland, eh?«
Sophie nickte, während der freundliche Italiener ihre Cappuccinos brachte. Sie musste sich zusammenreißen. Ihr Erfolg bei den Männern verließ sie, und dieser fantastische Mann war nicht mal halb so sehr an ihr interessiert wie sie an ihm.
Louise hatte sich ihr braunes Haar glatt föhnen lassen. Wenn es der Frisör machte, glänzte es immer viel schöner. Sie wollte so gut wie möglich aussehen. Der Yachtclub war ein schönes Lokal, und sie hätte sich auf den Abend dort freuen sollen, doch sie kam sich oft deplatziert vor, wenn das Gespräch auf Renntaktiken kam und die Männer in Segeljargon verfielen.
»Bist du fertig?«, fragte Donal.
Louise drehte sich zu ihm um und hoffte, dass die Tat mächtiger wirkte als das Wort.
»Du siehst wunderschön aus.«
»Danke«, murmelte sie. Das war seit zwei Wochen die positivste Reaktion ihres Ehemannes auf sie.
Als sie in seinem bequemen und zweckmäßigen Volvo die Küstenstraße entlangfuhren, sprachen sie über belanglose Dinge, die die Kinder und das Haus betrafen.
»Dad will zu Mums siebzigstem Geburtstag im Juni eine Party geben.«
Donal nickte. »Sehr schön. Und wo?«
»Ich hab den Yachtclub vorgeschlagen.«
»Das ist ein nettes Lokal, und sie werden sich über die Buchung freuen.«
»Ganz meine Meinung. Emma bringt ihren kubanischen Freund mit. Das gibt dem Abend ganz bestimmt mehr Würze.«
Donal musste an einer Ampel halten und trat heftiger auf die Bremse als sonst. »Sie holt den Kerl doch nicht etwa ins Land? Er ist bestimmt nur auf eine Möglichkeit aus, aus Kuba rauszukommen. Sie lädt sich damit alle möglichen Probleme auf. Ich dachte wirklich, sie hätte mehr Verstand.«
»Immer mit der Ruhe, Donal. Was geht uns das an? Sie ist erwachsen, und ihr Privatleben ist ihre Sache.«
»Sie ist eine verletzliche Frau, die erst vor einem knappen Jahr ihren Mann verloren hat. Wenn wir uns nicht um sie kümmern, wer dann? Denk nur an den Schlamassel mit dem Jeepfahrer, in den sie heute geraten ist!«
Die Reaktion ihres Mannes beunruhigte Louise. »Das geht uns nichts an. Du hast getan, was du konntest.«
»Sie hat doch nur uns, und Sophie hat ihr so viel Kummer bereitet. Zuerst die Affäre, und dann hat sie es ihr auch noch ins Gesicht gesagt, nachdem sie sie zu dem Kuba-Urlaub eingeladen hat.«
Louise starrte ihren Mann mit offenem Mund an. »Du weißt von der Affäre zwischen Sophie und Paul?«
»Emma hat es mir erzählt.«
»Wann?«
»Das spielt keine Rolle. Du wusstest offensichtlich auch davon, hieltest deine Schwester und mich aber nicht für würdig genug, es uns anzuvertrauen!«
Louise holte tief Luft. Es war besser, wenn sie jetzt nichts sagte. Emma musste sich seit ihrer Rückkehr aus Kuba mit ihrem Mann getroffen und sich ihm anvertraut haben. Sie war stinksauer.
Den Rest der Strecke legten sie schweigend zurück, bis Donal in einer Lücke vor dem Club parkte. Er schloss den Wagen ab, und sie liefen mit ernsten Mienen zur Tür.
Louise begriff nicht, was aus ihrer einst so soliden Ehe geworden war. Als sie die Stufen zur Bar hinaufstiegen, kämpfte sie mit den Tränen. Im Eingang bog sie nach rechts zur Toilette ab und ließ ihren Mann allein weitergehen. Sie musste sich einen Spiegel suchen, um ihr Make-up aufzufrischen und die
Weitere Kostenlose Bücher