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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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mitgeteilt, ob er die Zeit mit ihr genossen hatte oder nicht. Ihr war hundeelend zumute.
    Geld, um sich ein schickes Kleid für die dämliche Geburtstagsparty ihrer Mutter zu kaufen, hatte sie auch nicht. Sie suchte die Kleidungsstücke heraus, die sie nie wieder anziehen würde, und pfefferte sie auf den Boden. Als der Schrank immer leerer und der Haufen auf dem Boden immer größer wurde, begab sie sich daran, die Kleider zu zerreißen, bis von einigen nur noch Fetzen übrig waren.
    Laut schluchzend warf sie sich aufs Bett. Sie hatte sich noch nie so leidgetan. Was war nur aus ihrem Leben geworden? Noch vor einem Jahr war sie der Inbegriff von Erfolg gewesen, mit einem vollen Bankkonto, einem aufwändigen Lebensstil, einem wunderbaren Liebhaber und einer Karriere, von der die meisten nur träumen konnten.
    Jetzt besaß sie nur noch ein Apartment, das sie sich nicht leisten konnte, einen Sportwagen, für den sie kein Benzin hatte, und keinen Mann mehr, der sie liebte. Sie fragte sich, seit wann alles so aus dem Ruder gelaufen war.
    Sie setzte sich auf, schnappte sich eine schicke graue Arbeitshose und riss sie in Streifen. Leider war der Stoff so sorgfältig zugeschnitten und vernäht, dass es mit bloßen Händen kaum zu schaffen war.
    Also nahm sie die Zähne zu Hilfe, um die Nähte aufzubekommen, und die Füße, um den Stoff festzuhalten. Als die Hose zerfetzt war, fühlte sie sich etwas besser. Sie war ein Symbol für ihr altes Leben, das sie hatte hinter sich lassen müssen. Vor ihrer Haustür vollzogen sich Umwälzungen so verheerenden Ausmaßes, dass ihr unbedeutendes persönliches Schicksal sich nicht groß von dem der vielen Tausend unterschied, die sich jetzt in die Reihen der Arbeitslosen einreihten.
    Immerhin würde sie nie ganz mittellos oder ohne Dach über dem Kopf dastehen, da sie jederzeit zurück nach Foxfield ziehen konnte. Doch die Vorstellung, auf so engem Raum mit ihrer Mutter zusammenzuleben, behagte ihr ganz und gar nicht.
    Sophie hatte Muffensausen. Sie vermisste Emma und die Geborgenheit, die sie als Kind bei ihrer großen Schwester gefunden hatte, die immer für sie da gewesen und für sie eingetreten war, ob auf dem Spielplatz oder in den Straßen von Foxfield. Diese Brücke hatte sie hinter sich abgebrochen. Und in einer Woche musste sie ihr und dem Rest ihrer Familie auf der Party ihrer Mutter gegenübertreten.
    Sie nahm die rosafarbene Kaschmirstrickjacke aus ihrer Zeit mit Paul in die Hand und hielt sich den weichen Stoff an die Wange. Wenn sie die trug, hatte er ihr sanft den Arm gestreichelt und seine Wange an ihre Schulter geschmiegt. Sie hatten so viel Schönes miteinander erlebt. Sie hatte Emma nicht wehtun wollen, als sie ihr von Paul erzählte. Alles, was sie gewollt hatte, war Respekt dafür, dass sie ihn auch geliebt hatte. Sie hielt die Strickjacke von sich weg und betrachtete sie kritisch. Dann riss sie wütend die Ärmel ab und trennte die Wollfäden auf. Wenn sie alle Kleider auf dem Stapel zerriss, wäre sie wenigstens für den Rest des Tages beschäftigt.

Kapitel 23
    Um sich noch einmal zu vergewissern, sah Emma auf dem Kalender nach, der neben dem Kühlschrank hing. Tatsächlich, heute war der sechzehnte Juni! Sie knipste den Wasserkessel an und steckte Weißbrot in den Toaster. Es war Viertel nach acht, und Finn musste bald aufstehen, wenn er nicht zu spät zum Golfcamp kommen wollte.
    Sie rief durchs Treppenhaus nach ihm, worauf er etwas Unverständliches zurückgrunzte. In nur zwei Stunden wäre sie am Dubliner Flughafen und sähe endlich Felipe wieder. Sie fragte sich, ob sie ihn gleich wiedererkennen würde. Da sie lediglich das eine Foto von ihm hatte, erinnerte sie sich nur noch undeutlich an sein Gesicht.
    In den Wochen vor seinem Besuch hatte sie ihn per E-Mail und Telefon besser kennengelernt. Eine horrende Telefonrechnung war die Folge, aber das war es ihr wert gewesen. Sie hatte viel über ihn erfahren. Allein die Erlangung des Visums war schon ein Abenteuer gewesen, und wie bei den meisten Staaten, egal, wie idealistisch sie nach außen hin wirken mochten, hatte sich herausgestellt, dass auch die Regierung in Kuba auf harte Devisen angewiesen war.
    Verschlafen kam Finn in die Küche geschlurft.
    »Möchtest du Toast, Schatz?«
    »Nein, danke. Ich mach mir ein Müsli.«
    Mühelos langte er in den obersten Schrank, wo Emma früher die Süßigkeiten vor ihm versteckt hatte.
    »Denk dran, heute kommt unser Besuch aus Kuba.«
    »Ja, das hast du mir die Woche

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