Havanna für zwei
Wasser im Mund zusammen. In Kuba gab es nur selten Rindfleisch, und eine Kuh zu töten stand unter Strafe. Dafür konnte man länger ins Gefängnis wandern als für einen Mord.
Er nickte.
»Und dazu noch zwei Steak-Sandwiches«, fuhr Emma fort, nahm ihr Glas Apfelwein und bedeutete Felipe, ihr zu folgen.
Sie machten es sich draußen an einem Tisch gemütlich, der ihnen über die Wipfel des nördlichen County Dublin hinweg einen atemberaubenden Blick bot.
»Prost«, sagte Emma und stieß feierlich mit ihm an. »Ich hoffe, Dublin gefällt dir.«
Felipe nahm sein Bierglas, trank einen Schluck und sah sie über die cremig weiße Blume hinweg intensiv an.
»Ich glaube, es gefällt mir sogar sehr.«
Hoffentlich sagte er das auch noch in ein paar Tagen, wenn sie ihn zur Geburtstagsparty ihrer Mutter im Yachtclub von Howth mitgeschleppt hatte.
Nach der Arbeit kam Donal zur Haustür hereingestürmt und knallte seine Tasche im Flur auf den Boden.
An dem dumpfen Geräusch merkte Louise, dass etwas nicht stimmte.
Er kam zu ihr in die Küche, wo sie gerade Möhren schnippelte.
»Was ist los?«
Donal lief achtlos an ihr vorbei und schaltete den Wasserkocher an. »Seit dieser SMS von dir hab ich schon den ganzen Tag schlechte Laune.«
»Ich weiß, dass es lästig ist, aber ich dachte nicht, dass du was dagegen hast, wenn Alice und Dick bei uns übernachten. Das hat dir doch noch nie was ausgemacht.«
»Deine Mutter hat schon seit Jahren kein Wort mehr mit ihrer Schwester gesprochen. Haben wir mit der Fehde zwischen Sophie und Emma auf der Party deiner Mum nicht schon genug Schwierigkeiten am Hals? Aber vielleicht bin ich es auch einfach nur leid, deinen Schwestern immer aus der Patsche zu helfen. Warum können sie nicht bei Emma wohnen? Ihr Haus hat vier Schlafzimmer, von denen sie nur zwei benutzt.«
»Du weißt genau, warum! Weil Emma Besuch von ihrem Freund aus Kuba hat.«
»Immer bleibt alles an uns hängen! Dabei läuft es bei uns in letzter Zeit nicht besonders gut!«
Donals Ton machte ihr Angst. »Dann frag ich eben Sophie, ob sie bei ihr bleiben können«, murmelte sie.
»Deine Tante wird nicht in der Stadt wohnen wollen.«
»Tja, wir werden sehen. Tut mir leid, dass diese Party so viele Umstände macht. Ich bin auch nicht gerade begeistert davon.«
Donal kniff verärgert die Augen zusammen. »Ich ziehe mich nur schnell um. Ich bleibe nicht zum Essen.«
»Wo willst du hin?«
»Kevin will mit dem Boot raus – es ist ein so herrlicher Abend.«
Louise knallte das Messer auf das Hackbrett. Donal war nicht mehr derselbe. Ein mulmiges Gefühl in der Magengegend sagte ihr, dass nicht ihre Tante der Grund für Donals schlechte Laune war, sondern der Zustand ihrer Ehe. Er hatte ihre Probleme zwar beim Namen genannt, doch sie hatten nichts dagegen unternommen. Sie hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Früher hatte sie sich immer bei Emma aussprechen können, wenn sie Hilfe brauchte, aber die lebte seit ihrer Rückkehr aus Kuba in ihrer eigenen Welt. Sie musste ihre Ehe retten – sie wusste nur nicht, wie sie es anstellen sollte.
Emma führte Felipe von der Strand Road am Martello-Turm vorbei, der wie so viele andere an der irischen Küste während der napoleonischen Ära gebaut worden war. Der Weg, auf dem sie marschierten, war von Spaziergängern und Kindern getrampelt worden, die wussten, dass man auf den umliegenden Wiesen wunderbar spielen konnte.
Felipe gewöhnte sich langsam an das Klima und fühlte sich bei dem kühlen Seewind wohl, der über die Dubliner Bucht landwärts wehte. Wie zwei nervöse Teenager setzten sie sich und sahen zu, wie die Stena-Seacat-Fähre durch die Mündung der Bucht jagte und weiter zum Liffey fuhr. Es war schön, zusammen zu sein. Zwei Menschen, die noch kein Liebespaar waren – jedenfalls noch nicht!
Felipe hatte viele Nächte schweißgebadet im Bett gelegen, wenn er an Emma dachte und sich vorstellte, wie es sich anfühlen würde, mit ihr zu schlafen. Doch jetzt, wo sie ihm so nahe war, dass er ihr Parfüm riechen konnte, war er fast gelähmt vor Angst, dass es ihn überwältigen würde, die schöne Frau, von der er so lange geträumt hatte, zu berühren, und dass es seine Illusionen von ihr zerstören würde.
Doch bis jetzt genügte es ihnen, einfach nur zusammen zu sein.
Wieder zu Hause, nippte er an einem Glas Rioja, während sie das Gemüse schälte und schnippelte. Er bot ihr seine Hilfe an, doch sie wollte nichts davon hören. Stattdessen musste er die
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