Havanna für zwei
schlief tief und fest. So glücklich und geborgen hatte sie sich seit langem nicht mehr gefühlt.
Das Telefon auf ihrem Nachttisch klingelte.
»Hallo?«
»Emma, ich bin’s!«
»Hallo, Louise«, seufzte Emma. Louise wusste genau, dass es Felipes erste Nacht bei ihr war, und Emma konnte nicht fassen, dass sie so früh bei ihr anrief.
»Hör zu, Tante Alice kommt zu Mums Party her.«
»Du machst Witze! Hast du sie eingeladen?«
»Das musste ich! Ich dachte nicht, dass sie kommen würde.«
»Und Dick?«
»Der kommt auch mit.«
»Weiß Dad davon?«
»Ich hab ihm die Gästeliste gezeigt, aber du kennst ihn ja. Ich bezweifele, dass er sie sich überhaupt durchgelesen hat. Ich wollte nicht, dass Tante Alice Wind von der Party bekommt und sich ausgeschlossen fühlt. Sie hat noch Kontakt zu Chris in Chicago.«
»Kommt er denn?«
»Nein. Sagt, es sei ihm zu kurzfristig.«
»Wann kommt sie denn hier an?«
»Am Freitag. Sie hat mich gefragt, ob sie bei uns schlafen dürfen. Ich hab ihr gesagt, ich mache ihnen ein Bett im Spielzimmer zurecht.«
»Das hat ihr sicher nicht geschmeckt.«
»Natürlich nicht. Aber das ist mir egal. Ich hab auch so schon genug Probleme. Donal ist am Ausflippen, weil sie hier wohnen. Und unsere kleine Schwester ist mal wieder unauffindbar.«
Felipe rührte sich. Er schlug die Augen auf und sah Emma an.
»Hör zu, Louise, ich muss Schluss machen«, sagte Emma hastig. »Ich ruf dich später an.«
Emma legte auf und rutschte im Bett weiter nach unten.
Felipe sagte nichts, sondern legte nur die Handfläche an ihre Wange und streichelte sie sanft. Dann beugte er sich vor und küsste sie auf die Lippen.
Ihre Münder verschmolzen, und sie machten dort weiter, wo sie in der Nacht zuvor aufgehört hatten.
Endlich ging Sophie ans Telefon.
»Wo warst du?«, fragte Louise genervt. »Ich versuche schon seit Tagen, dich zu erreichen!«
»Hallo! Ich hab gearbeitet.«
»Du hast einen Job?«
»Nein, ich designe meine eigenen Sachen.«
»Du warst die ganze Zeit über zu Hause?«
»Was soll das Theater?«
»Dir ist schon klar, dass morgen Abend die Party ist?«
Sophie war eingeschnappt. »Na klar! Aber das ist morgen und nicht heute Abend.«
»Was ist mit den Vorbereitungen?«
»Du hast doch gesagt, der Yachtclub übernimmt das Catering.«
»Schon, aber uns bleiben noch die Deko, die Speisekarten und so weiter.«
»Entspann dich! Du machst dir und allen anderen gern mehr Stress als nötig.«
»Es ist nicht nur das. Alice und Dick kommen her und wollen bei uns wohnen.«
»Und?«
»Tja, ich hatte gehofft, sie könnten zu dir kommen.«
»Mein Apartment ist zu klein!«
»Aber du wohnst dort ganz allein. Wir sind zu fünft, und Finn will auch noch hier schlafen, jetzt wo Felipe da ist.«
»Unser Schwesterherz hat ihren Kerl also wirklich hergekriegt!« Sophie konnte ihren Sarkasmus nicht verbergen. Erst hatte sie Emma darum beneidet, dass sie im Gegensatz zu ihr offen trauern durfte, und jetzt ging es ihr gegen den Strich, wie leicht sich Emma umorientierte.
»Ja, und da du die Einzige bist, die ihn kennt, kannst du morgen Abend wenigstens höflich zu ihm sein.«
»Mit ihm hab ich kein Problem, aber erwarte nicht von mir, dass ich mit Emma rede.«
»Benimm dich lieber! Ich will keine unschönen Szenen. Das ist Dads großer Abend für Mum, und er will alles perfekt haben.«
»Wann soll ich da sein?«, erkundigte sich Sophie mit einem Seufzer.
Emma und Felipe fuhren in die Dubliner Innenstadt. Es war der Tag vor der Party, und Felipe hatte vor, sich neue Klamotten zu kaufen.
Seine Blicke verrieten Erstaunen und Verwunderung, als er sich in den vielen Geschäften in der Grafton Street umsah. Da er an diese Art von Einkauf nicht gewöhnt war, wollte er so schnell wie möglich das Gewühl in den Läden hinter sich lassen und zu Mittag essen, sobald er ein Hemd und eine Chinohose erstanden hatte. Emma nahm ihn mit zu Beweley’s.
Die Kellnerin eilte zu ihnen und drückte Emma die Karte in die Hand.
Emma überflog sie. »Einen Caffè americano und einen Tee. Was möchtest du essen, Felipe?«
»Danke, ich habe keinen Hunger.«
»Danke«, sagte Emma und gab die Karte zurück.
Emma vermutete, dass es für Felipe akzeptabel war, bei ihr zu Hause zu essen, er aber nur schwer damit zurechtkäme, wenn sie in Restaurants oder Cafés bezahlte.
»Ich habe ein Geschenk für deine Mutter mitgebracht. Einen aus Holz geschnitzten Delfin.«
»Du hättest ihr nichts zu kaufen brauchen. Sie
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