Havanna für zwei
entschied sich für das kurze rote Jackie-O-Etuikleid, das von dem Gemetzel an ihrer Garderobe vor ein paar Tagen verschont geblieben war. Das musste reichen. Sie ließ ihre Haare an der Luft trocknen, damit ihre Locken besonders schön wurden.
Sie wollte nicht als Erste dort eintrudeln, aber wenn sie nicht um Viertel vor acht da wäre, würde ihr Vater ihr nie verzeihen.
Larry hielt seiner Frau die Fahrertür auf.
Als Maggie einstieg, sah sie aus wie eine elegante, ältere Version von Sophie. Trotz ihrer siebzig Jahre ließ sie sich noch rotblonde Strähnen färben, was an ihr durchaus stilvoll wirkte. Sie trug ein silberfarbenes Kleid mit Riemchensandalen, in denen selbst Frauen, die halb so alt waren wie sie, nur mit Schwierigkeiten hätten laufen können.
»Wo fahren wir noch mal hin?«, fragte sie beim Einsteigen.
»Ins Aqua. Das ist das Restaurant am Ende des Piers.«
»Na ja, das ist wenigstens ein nettes Lokal. Ich war sehr verletzt, als heute Morgen keins der Mädchen vorbeigekommen ist, um mir zu gratulieren.«
»Sie haben eben viel um die Ohren, Liebes«, beschwichtigte Larry sie, der auf der Beifahrerseite einstieg. »Aber wir treffen sie ja später in Howth.«
»Emma hat mich nicht mal angerufen.«
»Sie hat doch den Kubaner zu Besuch.«
»Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Das Trauerjahr ist noch nicht einmal vorbei.«
»Heute ist eben alles anders«, erklärte Larry und schnallte sich an, während seine bessere Hälfte den Motor startete.
»Allerdings«, sagte Maggie verschnupft. »Und Dankbarkeit kann man in unserem Alter auch nicht mehr erwarten.«
»Ich weiß, Liebes!«
Larry legte Musik auf, um seine Göttergattin auf dem Weg nach Howth abzulenken.
»Donal hat gesagt, wir treffen uns vorher noch kurz im Yachtclub, um auf dich anzustoßen«, verkündete er.
»Warum müssen wir da noch extra hin? Das könnten wir doch auch im Restaurant.«
»Aber sie wollen sich dort mit uns treffen.«
»Ich dachte, das wäre mein Geburtstag.«
Maggie fuhr zum West Pier und bog am Parkplatz rechts ab. Als sie hielt, erklang das laute Brummen eines Sportwagens, und Sophies Wagen erschien neben ihnen.
Sophie stieg aus und aktivierte die Alarmanlage.
»Hallo, Mum! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
»Danke, Liebes«, antwortete Maggie. »Ich finde es furchtbar lästig, erst noch hierher entführt zu werden.«
Sophie ignorierte die Bemerkung und umarmte ihre Mutter. Dann lief sie ihren Eltern voraus in den Yachtclub.
»Sie kommen!«, warnte Louise Emma, die sofort zum DJ eilte und ihn bat, die Musik auszuschalten. Das Licht wurde gedämpft, und die gut fünfzig Gäste warteten schweigend.
Als Erstes erschien Sophie, die sich prompt böse Blicke von Louise einhandelte.
»Du kommst zu spät!«, formte Louise mit den Lippen.
Dann kamen Maggie und Larry.
»Überraschung!« , riefen die Gäste im Chor.
Der DJ spielte »Happy Birthday«, und alle sangen mit, während Maggie Owens dastand und übers ganze Gesicht strahlte.
Emma bewunderte den Weitblick ihres Vaters. Das war genau das Richtige für Maggie, die es liebte, im Mittelpunkt zu stehen. Emma stand dicht bei Felipe, sah zu und fragte sich, ob Sophie sie schon entdeckt hatte. Als ihre Blicke sich trafen, wurde Emma von ihren Gefühlen überwältigt. Ihre Schwester hatte sie aufs Übelste hintergangen und sehr verletzt.
Sophie wandte sich ab und schnappte sich ein Glas Champagner vom Tablett auf der Theke.
Die koketten Blicke, die sie durch den Raum warf, provozierten Emma umso mehr.
»Darf ich dir ein Glas Champagner bringen?«
Emma richtete ihre Aufmerksamkeit auf den attraktiven Mann an ihrer Seite. »Danke, Felipe, das wäre nett. Ich gehe jetzt besser rüber zu Mum.«
Emma steuerte auf ihre Mutter zu, die von ihren Bridge-Freundinnen umringt war.
»Herzlichen Glückwunsch, Mum!«
Maggie umarmte ihre Tochter. »Danke, Liebling. Das hab ich sicher dir zu verdanken.«
»Eigentlich war es Dads Idee, Mum! Louise hat mit der Organisation die meiste Arbeit gehabt. Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken.«
»Ah!«, rief Maggie aus, als eine ihrer Nachbarinnen zu ihr geeilt kam, um ihr als Nächste mit einem Küsschen zu gratulieren.
Auf dem Weg zurück zu Felipe wich Emma Sophie aus und lief ihrer Tante Alice in die Arme.
»Emma, stell mir doch mal deinen attraktiven jungen Mann vor. Du hast ja keine Zeit verschwendet, dir einen prächtigen Burschen zu angeln!«, schwärmte Alice mit ihrem kultivierten
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