Havanna für zwei
freizubekommen.«
»In Havanna ist es jetzt sehr heiß. Die Luft in Irland ist so schön klar und kalt.«
»Jetzt ist Sommer. Im Winter wird es noch viel kälter.«
Felipe wirkte entsetzt.
»Du musst mal im tiefsten Winter herkommen! Diesen Februar hatten wir in Howth zum ersten Mal seit sieben Jahren Schnee!«
»Ich würde gerne mal Schnee sehen.«
Emma blickte nach Westen zur Sonne, die sich jetzt in eine große rote Kugel verwandelte und hinter den Restaurants und den Fischläden am West Pier versank.
»Die Sonne spiegelt sich in deinen Augen«, sagte Felipe mit einem Lächeln und streichelte ihre Wange. »Emma …«
»Felipe, wie schön, Sie wiederzusehen!«
Felipe ließ jäh die Hand sinken und wich zurück.
Zwischen ihnen stand Sophie und wedelte mit ihrem Champagnerglas.
»Ich dachte, du wärst so vernünftig, dich heute Abend von mir fernzuhalten!« Emma starrte sie wütend an.
»Mit dir rede ich nicht!«, gab Sophie trotzig zurück.
»Aber ich mit dir! Warum gehst du nicht zu Alice und bespaßt sie?«
»Manche Menschen sind so nachtragend! Finden Sie nicht, Felipe? Sie können die Vergangenheit einfach nicht ruhen lassen.«
Felipe versteckte sich hinter seinem Glas und trank einen Schluck.
»Entschuldige uns, Felipe«, sagte Emma schroff, packte ihre jüngste Schwester grob am Ellbogen und zerrte sie zum hinteren Ende des Clubs, wo die Partygäste sie nicht sehen konnten. »Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich bin dir in letzter Zeit aus dem Weg gegangen, weil ich deinen Anblick nicht ertragen kann, aber weißt du, mir ist inzwischen klar geworden, dass du mir einen Gefallen getan hast. Mein Ehemann, dein reizender Liebhaber, war total verkorkst!«
»Er war ein wunderbarer Mann, und alles wäre so viel schöner, wenn er dich verlassen hätte, wie er es vorhatte, und sich mit mir ein neues Leben aufgebaut hätte!«
Emma hatte die Nase voll. Sophie musste die Wahrheit erfahren.
»Du naives kleines Miststück!«
Sophie schnappte nach Luft, holte aus und schlug Emma ins Gesicht.
»Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte Emma sarkastisch.
Sophie sah sie wütend an. »Wenn hier irgendwer ein Miststück ist, dann du. Nur merkt es leider keiner. Ich weiß, dass du dich aufführst wie eine Femme fatale, aber deinen Mann hast du gelangweilt!«
»Wenigstens bin ich nicht für seinen Tod verantwortlich! Das ist ganz allein deine Schuld!«
Sophie runzelte die Stirn. »Wovon sprichst du?«
»Paul ist keines natürlichen Todes gestorben. Er hat Selbstmord begangen.«
Sophie sperrte ungläubig den Mund auf und machte große Augen. »Paul hatte einen Herzanfall.«
»Ja, weil er zu viele Tabletten geschluckt hat. Paul hat sich umgebracht, weil du ihn unter Druck gesetzt hast, mich zu verlassen. Offenbar wollte er mich nicht verletzen, also hat er sich umgebracht. Das war der einzige Ausweg, den er aus der Situation gesehen hat, in die du ihn getrieben hast.«
»Du lügst!«
»Tut die Wahrheit weh, Sophie? Du warst dein Leben lang ein verwöhntes Gör! Es wird langsam Zeit, erwachsen zu werden und deinen eigenen Mist auszubaden. Du lebst in einer Traumwelt, weil du von klein auf in Watte gepackt wurdest. Aber weißt du was, Schwesterchen? Es ist Zeit aufzuwachen!«
Sie hörten Schritte, starrten sich aber weiter wütend an.
»Was macht ihr zwei denn hier? Dad sucht euch, weil ihr die Torte reinbringen sollt.« Als Louise die Mienen ihrer Schwestern sah, hätte sie sich am liebsten aus dem Staub gemacht.
»Ich hab Sophie nur eine kleine Lektion erteilt. Stimmt’s, Sophie?«
»Kommt jetzt«, drängte Louise sie. »Konntet ihr damit nicht bis nach der Party warten?«
Sophies Augen füllten sich mit Tränen. »Als wärst du so verdammt perfekt! Du wusstest von Paul und mir und hast es Emma nie gesagt! Da, Emma! Wie gefällt dir das? Vertraust du Louise jetzt immer noch? Sie gibt sich solche Mühe, so zu sein wie du! Vielleicht langweilt sie ihren Mann auch zu Tode!« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und floh über die Treppe zum Tor hinter dem Haus.
»Wo will sie denn hin?«
Emma schüttelte ratlos den Kopf. »Keine Ahnung!«
»Was hast du ihr gesagt?«
»Die Wahrheit über Paul.«
Louise schnappte nach Luft.
Emma starrte sie anklagend an. »Und du wusstest es die ganze Zeit?«
Louise schüttelte den Kopf. »Emma, es tut mir so leid, dass ich nichts gesagt habe. Aber ich wollte nicht, dass die Familie auseinanderbricht …«
»So wie jetzt?«
»Ich fand nicht, dass es was bringen
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