Havanna für zwei
Stoff hast!«
Sophie hatte Angst, mit dem ungepflegten Jugendlichen zu sprechen, traute sich aber auch nicht, ihn zu ignorieren.
»Ich hab nicht viel Geld dabei.«
»Das ist geiler Stoff! Aber du bist ’n steiler Zahn. Ich geb ihn dir für ’n Zwanni.«
Sophie sah ihn nervös an. »Was ist das?«
»Hilft dir beim Einpennen. Beim Chillen.«
Sophie öffnete ihre Tasche und reichte ihm die zwanzig Euro. Vielleicht ließe er sie dann in Ruhe.
Der Jugendliche grinste zufrieden und warf ihr ein kleines Pillenfläschchen zu.
»War ’ne Freude, mit dir Geschäfte zu machen!« Und zu Sophies großer Erleichterung verschwand er in einer Nebenstraße.
Sie beschleunigte ihre Schritte und war bald in der Lower Mayor Street. Nur noch wenige Minuten, dann wäre sie am Custom House Square und in ihrem gemütlichen Apartment. Sie hielt ihren Schlüssel bereit und rannte die letzten paar Stufen zu ihrer Wohnung. Noch nie war sie so froh gewesen, zu Hause zu sein. Das war einer der schlimmsten Abende ihres Lebens, nur vergleichbar mit der Nacht, nachdem sie von Pauls Tod erfahren hatte.
Als Maggie Owens Larry zuwinkte, wusste er, dass es Zeit war, Schluss zu machen. Sie war müde, genau wie die meisten Partygäste. Sie entdeckte Louise in der Ecke und rief sie zu sich.
»Wo ist Sophie?«
»Ich glaube, sie ist nach Hause gegangen, Mum.«
»Ich möchte mich bei euch allen bedanken! Ich hatte einen fantastischen Abend.«
»Das ist schön. Haben wir alle eingeladen, die du dabeihaben wolltest?«
»Ja, und sogar jemanden, den ich nicht dabeihaben wollte, aber jetzt bin ich froh darüber.«
»Ach, du meinst Alice?«
»Ich freue mich, dass sie hier ist. Das war sicher Emmas Idee.«
»Nein, Mum«, seufzte Louise. »Es war Dads.«
Maggie schlüpfte in ihren Mantel und hängte sich ihre Handtasche über den Arm. Sie war jetzt wieder supersachlich, und es war, als hätte die Party nie stattgefunden.
»Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit hatte, etwas mit ihr zu klären. Wo ist euer Vater? Ich will nach Hause.«
Kapitel 25
Jack konnte nicht schlafen. Sophies Worte klangen ihm noch im Ohr. Er wollte das Land nicht verlassen, ohne sich von Aoife zu verabschieden. Also setzte er sich an seinen Laptop und schrieb ihr eine E-Mail. Er musste sich richtig ins Zeug legen.
Liebe Aoife,
ich würde es dir nicht verübeln, wenn du das löschst, aber ich wüsste es wirklich zu schätzen, wenn du es liest. Ich habe mich entschlossen, Dublin den Rücken zu kehren. Ich sehe hier für mich keine Zukunft mehr. Es ist unerträglich für mich, dass du mir so nahe bist und doch nicht bei mir. Ich habe dir Unrecht getan, und du hast etwas Besseres verdient. Ich werde dir nicht vorgaukeln, dass es mir egal war, dich mit dem anderen Mann zu sehen, aber wenn er dich glücklich macht und gut zu dir ist, wünsche ich euch alles Gute.
Mein Flug ist für Mittwoch gebucht, und wenn du dir vorstellen kannst, dich vorher noch einmal mit mir zu treffen, wäre das mehr, als ich zu hoffen wage. Danke, dass du bis hierher gelesen hast. Wenn du bis an diese Stelle gekommen bist: Ich hoffe, dein Leben wird so schön, wie du es verdienst.
In Liebe
Jack
Am liebsten hätte er neben seinen Namen ein paar Küsse gesetzt, aber das wäre nun doch zu viel des Guten gewesen.
Sophie goss sich eine großzügige Menge Wodka ein und ließ ein paar Eiswürfel hineinplumpsen. Sie füllte das Glas mit Orangensaft auf, nahm es mit ins Schlafzimmer und verband ihren iPod mit den Lautsprechern. Dann legte sie sich aufs Bett, schloss die Augen und ließ dem Schmerz und dem Ärger freien Lauf, die sich seit der Party in ihr aufgestaut hatten. Sie hatte gehofft, sich danach besser zu fühlen, doch je schneller sie den Wodka trank, desto schlechter ging es ihr.
Sie tapste in ihre winzige Küche und suchte nach etwas Essbarem, hatte aber nur noch ein paar weich gewordene Kekse im Schrank. Die letzte Dose Bohnen hatte sie sich schon gestern aufgewärmt. Traurig dachte sie an früher, als sie und Paul sich oft von Il Fornaio ein köstliches Pastagericht oder eine Pizza hatten kommen lassen. Er hatte sie immer in so wunderschöne Lokale ausgeführt. Was sollte jetzt aus ihr werden? Sie steckte sich einen Keks in den Mund und spuckte ihn angewidert in die Spüle. Danach ging sie ins Bad und begann, sich abzuschminken. Schwarze Mascara-Schlieren verunstalteten ihre Wangen. Der Augen-Make-up-Entferner stand ganz hinten im Schränkchen – gleich neben den Xanax-Tabletten, die sie
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