Havanna für zwei
ruft mich später zurück.«
Louise nickte und begann, behutsam und beharrlich ihren Fisch zu zerlegen. Da sie merkte, dass sie ein bisschen zu hart zu Donal gewesen war, änderte sie ihre Taktik und ihren Ton.
»Ich hab heute sogar ein Weilchen am Klavier gesessen. Das hab ich schon seit Jahren nicht mehr getan.«
»Das ist schön!«, lobte Donal sie, der sich aufrichtig darüber freute, dass sie etwas tat, was ihr Spaß machte. Er selbst ging schließlich auch segeln. »Ich hab dich schon lange nicht mehr spielen hören.«
Louise nickte. Das stimmte, und mit dem Einschlafen ihrer Passion fürs Klavierspielen war das Einschlafen ihrer Beziehung zu Donal einhergegangen. Sie hatten nur noch selten Sex, doch er beklagte sich nie. Manchmal wünschte sie, dass er sie leidenschaftlich packte und ihr sagte, dass er sie begehrte. Doch das hatte Donal noch nie getan – nicht einmal, als ihre Beziehung noch ganz frisch gewesen war. Warum sollte er jetzt damit anfangen?
Finns Handy klingelte, und der Junge griff ungeschickt danach und hielt es sich ans Ohr.
»Mum, hallo! … Wir sind gerade beim Abendessen … Wie gefällt es dir?«
Louise beobachtete, wie gespannt Finn seiner Mutter zuhörte. Sie wünschte, Matt und sie hätten ein besseres Verhältnis zueinander. Sie gab sich selbst dafür die Schuld, weil sie ihn in die Kinderkrippe gebracht hatte, als er noch viel zu klein dafür gewesen war – erst wenige Monate alt. Doch das war noch zu den Zeiten gewesen, als der Mutterschaftsurlaub nur vierzehn Wochen betrug, ihre Arbeit ihr alles bedeutete und sie wild entschlossen war, nicht zuzulassen, dass sich durch die Geburt ihres ersten Kindes irgendetwas änderte. Doch durch die Kinder hatten sich ihre Prioritäten zwangsläufig verändert, weshalb ihre Gedanken, die in den letzten Tagen nur noch um Jack Duggan kreisten, sie auch so quälten.
Finn legte auf. »Mum lässt euch grüßen, und sie ruft dich morgen an«, informierte er seine Tante und beugte sich wieder über seine Portion Fish & Chips.
Louise lächelte. »Danke, Finn. Möchte jemand Nachtisch?«
»Ja!«, riefen Molly und Tom im Chor.
Donal hob überrascht den Kopf. »Normalerweise gibt’s bei uns mitten in der Woche keinen Nachtisch.«
»Ich wollte euch eine Freude machen«, flötete Louise und lief zum Kühlschrank.
Sie war hin- und hergerissen zwischen Schuldgefühlen wegen ihres Bedürfnisses, Jack wiederzusehen, und dem Wunsch, eine gute Ehefrau und Mutter zu sein.
Sie zitterte, während sie die Telefonnummer auf der Visitenkarte eintippte. Und wenn er wieder nicht ranging? Sollte sie ihm diesmal eine Nachricht hinterlassen? Sie brauchte nicht lange zu warten, bis sie seine unverkennbare Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.
»Hallo?«
»Jack? Hallo – hier ist Louise. Louise Scott. Ich meine Owens – aus der Schule.«
Verdammt, dachte sie. Warum musste ich bloß »aus der Schule« sagen? Ich bin so blöd!
»Hallo, Louise, wie geht’s?«, fragte er.
Louise schluckte heftig. Sie kam sich jetzt töricht vor, ihn überhaupt angerufen zu haben. »Mir geht’s gut. Es war schön, dich neulich zu sehen – in der DART-Bahn.«
»Ja – ein echter Schocker aus der Vergangenheit. Unterrichtest du noch?«
»Ich bin seit Jahren beurlaubt. Ich hab inzwischen Kinder.«
»Natürlich. Wie viele denn?«
»Drei. Der Älteste ist elf und der Jüngste sechs, da hab ich alle Hände voll zu tun.«
»Toll. Klingt toll!«
Louise hörte ihm an, dass er es alles andere als toll fand, eine ganze Kinderschar zu haben.
»Du hast gesagt, dass du jetzt in Howth lebst. In welcher Gegend?«, fragte sie.
»Ich wohne in einem Apartment an der Hafenpromenade. Toller Ausblick! Ich hab es aber nur gemietet. Beim jetzigen Zustand des Immobilienmarktes ist es vielleicht auch besser, kein Eigentum zu haben.«
Louise stimmte mit einem lauten »Hmm!« zu. Er war offensichtlich frei wie ein Vogel und genoss es in vollen Zügen.
»Am Wochenende gibt’s hier draußen einen tollen Wochenmarkt«, meinte er. »Warst du schon mal da?«
Louise zögerte. War das ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass sie nach Howth kommen sollte?
»Ja, meine Schwester wohnt in Sutton, und am Sonntagvormittag geh ich oft mit den Kindern hin. Sie mögen die Crêpes von den Marktständen so gern.«
Warum rede ich ständig von meinen Kindern?, schalt sie sich selbst. Sie spürte Jacks Unruhe am anderen Ende der Leitung.
»Hör mal, ich muss jetzt los. Ich muss zu einer Preisverleihung im
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