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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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passiert ist. Ich weiß, dass wir halb acht ausgemacht haben, aber ich wollte mir gern Ihr Hotel ansehen. Es ist sehr schön, aber mein kleines Hotel ist mir lieber.«
    Sophie grinste wie ein Honigkuchenpferd und spielte kokett mit ihrem Haar.
    »Wir sind so schnell wie möglich wieder unten«, versprach Emma.
    »Meinetwegen brauchen Sie sich nicht zu beeilen, meine Damen. Ich sitze gerne hier!«
    Als sie in den Fahrstuhl stiegen, wich Sophie Emmas Blick aus. Es war eine schwierige Situation, da sie sich beide zu diesem attraktiven Mann hingezogen fühlten. Emma fühlte sich von Sophie kontrolliert und bevormundet. War seit Pauls Tod vor sieben Monaten genug Zeit vergangen, um eine Beziehung zu einem anderen Mann in Betracht zu ziehen? Sie wusste es nicht. Seit Pauls Tod hatte die Zeit für sie eine ganz andere Dimension angenommen. Tage vergingen wie im Flug, und Minuten zogen sich hin wie Wochen, und manchmal konnte sie beim besten Willen niemandem erklären, wie sie sich gerade fühlte.
    »Hör mal«, meinte Sophie. »Ich weiß, du hast ihn zuerst gesehen, aber ich vermute, du bist noch nicht so weit, jemanden kennenzulernen. Ich meine, es ist noch zu früh nach Paul, oder?«
    Emma konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Klar. Wenn er dich mag, schnapp ihn dir«, gab sie kurz angebunden zurück.
    Sophie lächelte zufrieden. Sie fühlte sich bestätigt. Sie brauchte eine Entschädigung dafür, dass sie Paul verloren hatte. Schließlich war sie noch jung und musste sich ein eigenes Leben aufbauen. Und genau deshalb wollte sie jetzt Gregs Gesellschaft genießen, und Emma würde danebenstehen und zusehen müssen, so wie sie sonst bei Familienfeiern und anderen Festen.
    Greg öffnete die Tür zum Floridita. Als die Frauen eintraten, fühlten sie sich prompt in eine andere Zeit zurückversetzt. Die Kellner eilten in den für den Laden typischen scharlachroten Blazern mit weißem Kragenrand umher. In der Ecke spielten drei Musiker Bass, Gitarre und Schlagzeug. Emma konnte die alten Instrumente förmlich riechen. Sie entdeckte eine riesige Hemingway-Messingstatue, die sich auf die Bar stützte und deren Kopf nicht viel anders aussah als der, den sie heute schon in Cojímar gesehen hatte.
    »Ist das der, für den ich ihn halte?«
    »Ja.« Greg lachte über Emma. »Je besser Sie diese Stadt kennenlernen, desto öfter werden Sie feststellen, dass er an vielen Stellen auftaucht!«
    An der roten Theke waren unter dem braunen Rand die Worte Heimat des Daiquiri aufgeprägt.
    »Okay, meine Damen. Hier hat Hemingway in den dreißiger Jahren sein spezielles Rezept für den Daiquiri zusammengemixt.«
    »Was ist drin?«, fragte Sophie mit einem Augenaufschlag. Sie bearbeitete Greg schon, seit sie das El Telégrafo verlassen hatten.
    »Es ist eine Mischung aus weißem Rum, was sonst, und Limettensaft, Zuckerrohrsirup und ein paar Tropfen Maraschino-Likör auf zerstoßenem Eis.«
    »Lecker. Davon nehm ich einen«, säuselte Sophie und leckte sich anzüglich die Lippen.
    »Probieren Sie auch einen, Emma?«, fragte Greg.
    »Sehr gerne. Klingt gut.«
    Greg führte sie zu einem kleinen runden Plastiktisch, der im neu aufpolierten Irland des einundzwanzigsten Jahrhunderts deplatziert gewirkt hätte, sich in Havanna aber authentisch und richtig anfühlte.
    Ein Kellner eilte herbei. Seine Hose war von einer langen weißen Schürze bedeckt, die zu seinem gestärkten weißen Hemd passte. Er hatte strahlend blaue Augen, die zu seiner kaffeebraunen Haut einen hübschen Kontrast ergaben.
    »Sie wünschen?«, fragte er und legte jedem von ihnen einen kleinen Papieruntersetzer hin.
    »Tres daiquiríes, por favor« , sagte Greg, lehnte sich auf seinem Plastikstuhl zurück und schlug die Beine übereinander. »Also, meine Damen, haben Sie Lust, hier zu essen? Hier drängeln sich zwar die Touristen, aber es ist gut.«
    »Mir gefällt es«, bekräftigte Emma.
    »Bis vor kurzem hatten wir sogar ein Floridita in Dublin, aber das war ganz anders«, erzählte Sophie.
    »Das werden Sie bei allem feststellen, was außerhalb des Landes unter kubanischer Flagge betrieben wird. Ich wette, dort war alles makellos sauber und auf Hochglanz poliert.«
    Sophie nickte. »Ja. Wie in jeder angesagten Bar in der Dubliner City. Ich war mal zur Markteinführung eines Produkts dort, für das mein Freund die Werbekampagne entwickelt hat.«
    »Welcher deiner Freunde war denn in der Werbung?«, mischte sich Emma ein. Einen Typen aus der Werbung hatte Sophie nie

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