Havanna für zwei
uns verabreden – sagen wir, in sechs Wochen?«
Greg lächelte. »Ich kann nur schwer sagen, wo ich in sechs Wochen bin. Ich muss erst in meinem Terminkalender nachsehen.«
»Dann mach das – und zwar gleich. Ich hab gesehen, dass du auf deinem BlackBerry deine E-Mails abfragst.«
»Manchmal muss ich meine Pläne kurzfristig ändern, wenn unerwartet ein Kunstwerk auftaucht.«
»Kannst du mir einen Termin in zwei Monaten nennen?«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich da in New York bin.«
»Nach dieser Reise wird es für mich sehr schwierig, schon wieder Urlaub zu bekommen.«
»Okay. Lass uns per E-Mail Kontakt halten und sehen, ob es irgendwann klappt, eh?«
Sophie wurde klar, dass sie nicht mit mehr Verbindlichkeit rechnen konnte. Sie durfte nicht so viel Druck machen. Aber sie konnte nicht mehr klar denken. Vielleicht lag es an der Hitze in Havanna, dass sie sich so bedürftig aufführte. Aber tief drinnen wusste sie, dass es an der Leidenschaft und der Stärke des schönen Mannes neben ihr lag und an ihrem Verlangen, ihn zu besitzen.
Sophie war immer entschlossen zu kriegen, was sie wollte. Sie erinnerte sich noch an ihre Kindheit, als sie dasselbe Gefühl des Verlangens verspürt hatte, als Louise sich Ohrlöcher hatte stechen lassen. Emma hatte mit zehn Jahren Ohrringe bekommen, und Louise war erst acht, als ihre Mutter ihren Bitten nachgab. Sophie war damals vier und hielt es für ihr gutes Recht, alles zu bekommen, was ihre Schwestern besaßen. Ihre Mutter hatte da andere Vorstellungen. Egal, wie sehr sich Larry Owens für seine jüngste Tochter einsetzte, Maggie gab nicht nach.
»Ich hätte es schon Louise nie erlauben dürfen, und das hätte ich auch nicht, wenn ich gewusst hätte, dass ich danach ständig dieses Gejammer ertragen müsste!«, schrie sie Sophie an. »Wenn du nicht warten kannst, bis du acht wirst, kannst du zu Granny Owens ziehen!«
Sophie brach in unkontrollierbare Tränen aus. Sie bekam solche Weinkrämpfe, dass sie wirklich zu Granny Owens geschickt werden musste, damit Maggie Louises Geburtstagsparty annähernd friedlich über die Bühne bringen konnte.
Doch die Tränen versiegten nicht, und sieben Tage lang brüllte und tobte Sophie mit einer solchen Wut durchs Haus, dass Maggie sie höchstpersönlich zum Juwelier brachte und ihr goldene Ohrstecker kaufte. Da wusste Sophie, dass sie ihre Eltern kleingekriegt hatte. Und danach gab es kein Zurück mehr.
Obwohl sie damals noch so klein war, hatte sie es geschafft, genau das zu bekommen, was sie wollte.
Und Greg würde sie auch kriegen. Sie hatte zwar nur noch ein paar Stunden, aber sie wusste, dass sie es konnte!
»Kommen Sie«, sagte Felipe und stand auf. »Ich zeige Ihnen das Hotel.«
Fotos von Sammy Davis Junior, Fred Astaire und anderen US-Entertainern säumten die Wände des Korridors.
»Ich fühle mich heute in die Vergangenheit zurückversetzt. Ihr Auto ist fantastisch, Felipe. Es zu besitzen muss etwas Besonderes sein.«
»Es ist schwierig, hier einen Wagen zu halten. Wenn man ihn geerbt hat und er vor der Revolution gekauft wurde, darf man ihn behalten. Hier gelten viele ungewöhnliche Gesetze. Seit Raúl die Führung von Fidel übernommen hat, versucht er, ein paar Veränderungen vorzunehmen, aber die älteren Minister wollen keine. Zum Beispiel ist es heutzutage nicht mehr so schwierig, an ein Handy zu kommen.«
»Mir sind auf der Straße ein paar Leute mit Handys aufgefallen. Das ist doch sicher ein Fortschritt?«
»Es gibt unheimlich viel zu tun. Und seit dem Hurrikan ist die Lebensmittelversorgung ein Problem. Es gibt nicht genug für alle Menschen im Land – was noch stärkere Rationierung bedeutet.«
»Hätten Sie als Rechtsanwalt dazu beitragen können, den Leuten zu helfen?«
Er schüttelte den Kopf. »In diesem Land vorwärtszukommen ist sehr schwer.«
»Käme es für Sie in Frage, Kuba zu verlassen?«
»Ich würde gerne die Welt sehen. Vielleicht eines Tages.«
»Wenn Sie jemals nach Irland kommen, sind Sie herzlich eingeladen.«
Felipe lachte.
»Was ist daran so lustig?«
»Es ist nicht so leicht, Kuba zu verlassen. Dafür sind viele Papiere nötig. Und auch mucho dinero .«
Emma kam sich taktlos vor. »Nun, ich gebe Ihnen meine E-Mail-Adresse, und wenn Sie je die Chance haben, nach Irland zu kommen, würde ich Ihnen gerne dieselbe Gastfreundschaft erweisen wie Sie mir.«
Felipe wirkte verlegen. »Möchten Sie zurück in die Altstadt? Oder vielleicht an den Strand?«
»Ich würde sehr
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