Havanna für zwei
das ist genau der Punkt. Wir sind eine Familie, und das macht es sehr persönlich. Und wenn ich Sophie das nächste Mal sehe, kann ich für nichts garantieren.«
Louise machte sich große Sorgen. Donal hatte sehr hart, sogar kalt gewirkt, als er am Abend zuvor mit ihr über ihre Beziehung gesprochen hatte. Dass er recht hatte, machte es noch schwerer für sie. Sie fuhr schnell, den Blick starr auf die Straße gerichtet.
Ihr Handy klingelte, und sie drückte auf den Knopf an ihrem Lenkrad.
»Hallo?«
»Louise, wo steckt Emma? Sie hat gesagt, sie geht nur mal kurz weg, aber das war vor zwei Stunden.«
»Keine Ahnung, Mum. Ich hab heute noch nicht mit ihr gesprochen.«
»Ich habe sie nämlich gebeten, mir auf dem Rückweg den Independent mitzubringen.«
»Ich bin auf dem Weg zu Dad. Wenn du willst, rufe ich sie an.«
»Könntest du mir die Zeitung nicht besorgen und sie mir auf dem Weg noch schnell vorbeibringen?«
Louise runzelte unwillig die Stirn. Sutton lag nicht gerade auf ihrem Weg zum Beaumont Hospital. Diese Aktion würde sie eine halbe Stunde kosten, und ihre Nachbarin hütete die Kinder, während sie ihren Vater besuchte.
»Ich stehe sehr unter Zeitdruck, Mum.«
Maggie antwortete nicht. Sie schien völlig vergessen zu haben, wie es war, kleine Kinder zu haben, die versorgt werden mussten.
»Ich rufe Emma an. Ich muss mich wirklich sputen, Mum. Tschüs.«
So lief es im Hause Owens. Aber es sah Emma gar nicht ähnlich, sich vor ihrer Verantwortung zu drücken. Sophie fragte sich, wo sie steckte.
Der Letzte, den Sophie am Ende ihres ersten Arbeitstags im Büro der Irish Times traf, war Jack Duggan.
»Hatten Sie schon eine Führung durchs Haus?«
Sophie nickte. »Brenda ist supernett. Sie hat gesagt, sie hat nächste Woche für vier Tage Arbeit für mich.«
»Haben Sie Lust, mit mir einen Kaffee zu trinken? Ich mache gerade eine Pause.«
»Gern.«
Sie bogen um die Ecke und befanden sich auf der Pearse Street.
»Ich geh immer hier rein«, erklärte Jack, als sie zu einem kleinen Café kamen.
Die Tische standen dicht beieinander, und sie nahmen einen in der Ecke am Fenster.
»Was möchten Sie trinken?«
»Schwarzen Kaffee.«
Jack rief die Bedienung und bestellte zwei Tassen Kaffee.
»Es war Glück, dass wir uns im Krankenhaus getroffen haben«, sagte er. »Ich bin immer wieder erstaunt über die Wege des Zufalls.«
Sophie lächelte herablassend. Sie fand das überhaupt nicht seltsam. Bei ihr lief das immer so.
»Wie geht es Ihrem Dad?«
»Dem geht’s gut, glaub ich. Ich geh gleich danach zu ihm.« Sophie strich sich verführerisch die Lockenmähne aus dem Nacken und beugte sich über den Tisch zu ihm. »Wo wohnen Sie, Jack?«
»Draußen in Howth.«
»Mir gefällt Howth. Nur schade, dass es so weit vom Zentrum entfernt ist.«
»Das gefällt mir gerade daran.«
»Sie sind viel zu jung, um am Stadtrand festzusitzen.«
»Für wie alt halten Sie mich denn?«
Sophie lehnte sich zurück und musterte ihn von oben bis unten. »Dreiunddreißig?«
»Nahe dran. Ich bin zweiunddreißig. Ich bin älter als Sie, aber ich frage Sie jetzt nicht nach Ihrem Alter.«
Sophie antwortete nicht. Sie war zwei Jahre älter als er, aber so unwichtige Details würde sie ihm nicht auf die Nase binden.
»Wenn Sie Lust haben, noch ein paar andere Mitarbeiter kennenzulernen, wir gehen morgen alle zusammen ins Café en Seine«, informierte sie Jack.
»Klingt gut.«
»Und wo wohnen Sie, Sophie?«
»Ich hab ein Apartment drüben beim Internationalen Finanzzentrum.«
»Das ist praktisch.«
»Für meine Arbeit war es superpraktisch. Aber jetzt muss ich sehen, wie es weitergeht. Brenda sagt, diese Arbeit ist nur befristet.«
»Was Besseres kriegt im Moment kaum jemand in dieser Stadt.«
Die Kellnerin brachte den Kaffee und die Rechnung. Jack griff in seine Tasche und zahlte.
»Danke«, flötete Sophie und trank einen Schluck.
»Sie können ja Louise fragen, ob sie ins Café en Seine mitkommen will.«
»Ich unternehme mit meiner Schwester nie privat etwas, schon gar nicht samstagabends. Sie ist derart auf ihre Familie fixiert, dass es mich auch so schon kirre macht.« Sophie stellte ihre Tasse ab und legte neugierig den Kopf schief. Warum sollte Jack daran interessiert sein, Louise wiederzusehen? Wollte er was von ihr? Dabei war er viel jünger und besser in Form als sie. »Woher kennen Sie Louise eigentlich?«
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wurde Jack klar, was er angerichtet hatte, und er beeilte
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