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Havelgeister (German Edition)

Havelgeister (German Edition)

Titel: Havelgeister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Schussweste, die Aufschrift Polizei war mit einer Lasche abgedeckt.
    Manzetti ging auf ihn zu und nickte in Richtung des Hauses der Malerin. »Was ist denn hier los?«, fragte er.
    »Nichts«, bekam er knapp zur Antwort.
    »Sie können mir ruhig erzählen, was hier los ist. Mein Name ist Manzetti, und ich bin ein Kollege.«
    Der Beamte sah verächtlich auf ihn herab. »Ich weiß, wer Sie sind. Und ich wiederhole, dass hier nichts los ist. Jedenfalls nichts, was Sie etwas anginge. Und jetzt machen Sie, dass Sie wegkommen.«
    Manzetti ging einen Schritt auf den Zaun zu. »Und wenn ich das nicht tue?«
    »Dann schieße ich Ihnen ins Knie«, sagte der Beamte und zog seine Waffe aus dem Holster. »Wird’ s bald!«
    »Schöne Pistole«, sagte Manzetti und machte wieder einen Schritt zurück. »Lässt sich schnell als die Ihre identifizieren, wenn man das Projektil aus meinem Körper geholt hat.«
    »Glaube ich nicht«, kam prompt die Antwort. Mit einer schnellen Bewegung beförderte der Beamte eine weitere Waffe ans Tageslicht. »Das ist die registrierte Pistole. Die, mit der ich auf Sie schießen werde, gibt es gar nicht.«
    Manzetti hob beschwichtigend die Hände. Ihm blieb keine Wahl. Er war unbewaffnet und körperlich dem viel Jüngeren unterlegen. Außerdem hielten sich mit Sicherheit noch einige andere seiner Sorte in Frieda Bolls Haus auf. Er beschloss nachzugeben.
    »Also gut«, sagte er. »Dann warte ich eben auf Ihren Bericht.«
    »Machen Sie das und nun verpissen Sie sich endlich.«
    Manzetti setzte sich wieder hinters Steuer seines Autos und lehnte sich gegen die Fahrertür. Was taten die hier?
    Noch bevor er selbst eine Antwort auf seine Frage finden konnte, führten zwei weitere Beamte die Frau heraus, die sich Frieda Boll nannte, und schoben sie blitzschnell in den hinteren BMW, der auch sofort abfuhr.
    Dann kam Ludwig heraus. Er redete mit dem schießwütigen Hünen und ließ sich von ihm die angeblich nicht registrierte Waffe geben.
    »Hatten wir nicht eine Abmachung, Herr Manzetti?«, fragte Ludwig, als er an Manzettis Auto getreten war. »Die sollten Sie ernst nehmen, wie ich finde.«
    Der Kriminaldirektor trat einen Schritt zurück und feuerte aus kurzer Entfernung auf den linken Vorderreifen von Manzettis Toyota. Sofort zischte es, als pfiffe unter dem Kotflügel ein Dampfkessel.
    »Die nächste landet in Ihrem Rücken«, warnte Ludwig und stieg in den schwarzen BMW, der, kaum dass die Beifahrertür zugefallen war, dem anderen Wagen hinterherbretterte.
    Manzetti stieg aus und besah sich den Schaden. Er saß fest. Den Reifen zu wechseln, würde zu lange dauern. Er konnte noch nicht einmal Hilfe holen, da sein Handy tot war.

51
    Fatmire hatte für die gut achtzig Kilometer bis nach Peja eineinhalb Stunden gebraucht und von dort bis zum Kloster Visoki noch einmal zwanzig Minuten. Auf der gesamten Fahrt hatte sie versucht, Wegmann von seinem Ansinnen abzubringen. Vergeblich. Der Journalist hatte sie kurz vor Peja angeschnauzt und ihr befohlen, endlich den Mund zu halten.
    Jetzt sah sie auf die Uhr. Die eine Stunde, die sie vereinbart hatten, war längst abgelaufen, und von Wegmann fehlte noch immer jede Spur. Sie hatte es vorausgesehen, war doch hinlänglich bekannt, dass mit Iwan Krasniqi nicht zu spaßen war und auf einen anderen als den Oberst hatte Sabine von Alvensleben bestimmt nicht hinweisen wollen.
    Als Fatmire gerade dabei war, ihren alten Passat zu verlassen, öffnete sich das große Tor, durch das man auf das Klostergelände fahren konnte. Zwei dunkel gekleidete Männer sahen sich zu allen Seiten um und winkten dann in das Schwarz der Toreinfahrt. Nur einen Wimpernschlag später schoss ein riesiger Geländewagen heraus, die Scheinwerfer taghell direkt auf Fatmire gerichtet.
    Was macht der?, war der einzige Gedanke, zu dem sie fähig war. Der spinnt doch wohl.
    Der Geländewagen raste auf Fatmire zu und nach wenigen Augenblicken war er höchstens noch fünfzig Meter entfernt. Sie griff hastig zum Zündschlüssel und drehte ihn um. Dann schaltete sie den Rückwärtsgang ein und trat das Gaspedal voll durch.
    Weg hier, nur weg hier. Sie hatten es offensichtlich auf sie abgesehen und würden sie mit ihrer Riesenkarre von der Straße fegen. Als die Scheinwerfer immer dichter kamen, machte sie das Einzige, was ihr das Leben retten konnte. Sie zog die Handbremse und riss das Lenkrad herum. Im Nu schleuderte der Passat um einhundertachtzig Grad, und Fatmire schaltete schnell vom ersten bis in den

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