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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Stuhl, das Gewehr gegen die Innenseite des Oberschenkels gelehnt. »Und warum kommen Sie mitten in der Nacht?«
    Michaelis zuckte die Schultern. »Mir war so. Ich … wissen Sie, manchmal kann man nicht alles erklären, was einen antreibt. Geht Ihnen das nicht auch hin und wieder so?«
    Der Mann schien eher ein zielgerichteter Typ zu sein. Er schüttelte den Kopf.
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Ich bin hier Revierförster. Mein Name ist Höppner. Christian Höppner.«
    »Und da sind Sie mal so eben durch Ihr Revier gestrichen, um andere Menschen zu erschrecken.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Es hätte ja auch der Besitzer hier stehen können, und den bedrohen Sie dann mit Ihrem …«, er nickte in Richtung der Waffe, » …den bedrohen Sie dann mit Ihrer Flinte?«
    »Das ist eine Doppelbüchse, und der Besitzer ist tot.«
    »Kannten Sie ihn?«
    »Wen?«
    »Kurt Becher.«
    Der Förster schien zu überlegen, ob er die Frage beantworten sollte. Er sah immer noch skeptisch aus. Und seine Waffe hielt er nach wie vor bereit.
    »Ich war wirklich ein Freund von Kurt. Glauben Sie mir doch endlich.« Das schien aber noch nicht zu reichen.
    »Hätte mir Nina sonst den Schlüssel gegeben?«
    Höppner entspannte die beiden Hähne und legte die Büchse über die Oberschenkel. »Natürlich kannte ich Kurt und Eva. Schließlich bin ich mit ihrer Tochter liiert.«
    Michaelis betrachtete den Förster jetzt etwas genauer. Aus den bis über die Ellbogen hochgekrempelten Ärmeln ragten braun gebrannte und sehr muskulöse Unterarme. Es war nicht schwer zu erahnen, dass bei diesem Naturburschen auch andere Körperpartien über das verfügten, was man Muskeln nannte, und dass Christian Höppner sicherlich kein Gewehr gebraucht hätte, um ihn in Schach zu halten.
    »Dann kennen Sie ja auch den kleinen Tim.«
    »Natürlich«, antwortete Höppner, obwohl Michaelis’ Frage eher eine Behauptung war. »Ein reizender Junge.«
    »Das ist er wohl …« Michaelis senkte den Blick, sah auf einen Punkt auf dem Fußboden, der zwischen ihm und Förster Höppner lag, und musste an die Behauptung der Nachrichtensprecherin denken, die dazu geführt hatte, dass Tim in eine tiefe Starre gefallen war.
    »Er hat heute erfahren, dass seine Großeltern tot sind.«
    »Hat sie es ihm endlich gesagt?«
    »Nein. Er hat es aus dem Radio erfahren. Durch einen Zufall.«
    Jetzt fixierte auch Höppner eben den Punkt am Fußboden, den Michaelis schon im Visier hatte.
    »Ich habe es befürchtet. Schade, aber Nina fühlte sich der Situation noch nicht gewachsen … Wie hat Tim reagiert?«
    »Er hat sich sofort in sich zurückgezogen. Ist das ein Wunder?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Schauen Sie.« Michaelis stand auf und ging zu dem Sessel, wo er den Saum der Decke etwas nach unten drückte. »Die habe ich vorhin gekauft und werde sie Tim bringen. Vielleicht schließen die beiden ja Freundschaft.«
    Christian Höppner sah kurz hoch und nickte. »Ja, vielleicht.«
    Michaelis streichelte über den Kopf des Kätzchens und hörte zu, wie es begann, ganz leise zu schnurren.
    »Wenn Sie mich brauchen, dann finden Sie mich da drüben in dem weißen Haus. Ich wohne dort«, sagte Höppner und warf sich den Riemen seiner Waffe über die Schulter. In der Tür blieb er noch einmal stehen. »Wirklich, das mit der Katze ist eine gute Idee.« Dann verschwand er in der Dunkelheit des Waldes.
    Michaelis aber zog die Decke wieder über das Kätzchen und ging zum Bücherregal zurück. Sein Blick sprang sofort nach links oben.
    T – odgepflegt, von Minck & Minck
    I – ch bin dann mal weg, von Hape Kerkeling
    M – utter Teresa, von Raghu Rai
    Z – u viele Männer, von Lily Brett
    E – ntstehung des frühzeitlichen Europa
    I – n der Strafkolonie, von Franz Kafka
    Er sah sich um und ging dann bis in die kleine Küche. Dort zog er die einzelnen Schubläden auf, bis er schließlich einen Zettelblock und einen Bleistift fand. Wieder am Regal notierte er – TIM ZEI. Dann wanderte sein Augenpaar wieder zu Kafka.
    G – ott Inka von Kanter
    T – antra Sex
    An dieser Stelle musste er schmunzeln. Das Buch, ging es ihm durch den Kopf, passt nicht zu dir, mein lieber Kurt.
    Dann machte er konzentriert mit Fred Vargas und ihrem »D – er vierzehnte Stein« weiter, und als er einige Sekunden später den letzten Buchstaben aus »K – aterfrühstück« von Robert Pucher notierte, hatte er endlich die Botschaft entschlüsselt.
    »Tim zeigt dir das Versteck«.
    Er nahm sich

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