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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Pfütze. Das Wasser tropfte von seinen Schuhen, der Hose und aus dem Hemd.
    Obwohl daran bei dem Wetter nichts Schlimmes war, schämte er sich für den Dreck, den er in die Blockhütte getragen hatte und streifte sich die Schuhe von den Füßen. Wo konnten Wischlappen und Besen sein? Da er selbst noch nie einen Haushalt geführt hatte, existierte bei ihm auch keine Vorstellung von dem Ort, wo diese Utensilien gewöhnlich verstaut waren.
    Der erste Griff galt dem Schränkchen unter der Spüle. Nichts. Nur flüssige Haushaltsreiniger. Auch die anderen Schränke förderten nicht das zu Tage, wonach er suchte, und so begann er innerlich bereits zu fluchen. Dann fiel sein Blick auf die Badtür, und kurz darauf hielt er endlich einen Eimer und einen Wischlappen in der Hand.
    Er kniete sich vor das Regal und tauchte den Lappen in die Pfütze. Als er ihn wieder hochhob, staunte er nicht schlecht. »Mein lieber Schwan«, sagte er. Er hob den Lappen hoch und sah ihn an. »Du hast ja einen Zug wie Dr. Bremer.« Von der Wasserlache waren nur noch einige Tröpfchen übrig geblieben.
    Kraftvoll wrang er den Lappen aus und legte ihn auf den Rest der Pfütze, als hinter ihm plötzlich die Tür aufsprang.
    Immer gut aufpassen, Herr Oberförster, dachte er sich. Da er aber mit einem ziemlich steifen Genick ausgestattet war, gelang es ihm in seiner augenblicklichen Position nicht, sich umzudrehen. Wozu auch? Christian Höppner würde gleich neben ihm stehen, und das Gewehr konnte der Förster jetzt getrost über der Schulter lassen.
    Dann waren die Schritte verstummt.
    Michaelis brachte den Oberkörper in die Senkrechte und drehte sich auf den Knien rutschend um.
    O Gott. Ihm schienen fast die Augen aus dem Gesicht zu fallen, und als er den ersten Schreck überwunden hatte, unterdrückte er gerade noch das Bedürfnis laut loszuschreien. Mit dem erstickten Schrei schluckte er auch den Speichel hinunter, der ihm wie ein Wasserfall in den Mund geschossen war, und er fragte sich: Warum bin ich immer der falsche Mann zur falschen Zeit am falschen Ort?
    Eigenartigerweise begann er, ein wenig zu lächeln. Vielleicht deshalb, weil jetzt wohl der Moment gekommen war, den geordneten Rückzug anzutreten. Vielleicht aber auch, weil das gerade überhaupt nicht möglich war, denn dieser riesige Fleischkloß versperrte ihm den Weg.
    Michaelis räusperte sich. »Guten Abend. Was kann ich für Sie tun?«
    Der Riese streckte den Hals nach vorn und legte den Kopf leicht schief, wodurch er aussah wie ein Gänsegeier. »Für mich tun?«
    »Natürlich für Sie. Ist doch niemand weiter da«, antwortete Michaelis garniert mit einem weiteren Lächeln.
    Der Riese machte eine schnelle Bewegung, packte ihn bei der Schulter und wuchtete ihn hoch, als wäre Michaelis trotz seiner Leibesfülle nur eine leere Wurstpelle. Dann schnaufte der Kerl wie ein Walross und guckte dem Journalisten aus nächster Nähe in die Augen. »Schreiberling, ich hab dir schon mal gesagt, du sollst mich nicht vollquatschen.«
    Die Ausholbewegung von Kutzner sah er nicht. Erst dessen Faust registrierte er, als sie von unten kommend wie ein Torpedo gegen sein Kinn krachte. Dann wurde es schlagartig dunkel.

18
    »He, hallo.« Als eine Hand an seinem Oberarm rüttelte, wurde er wach. »Hallo, Herr Manzetti.«
    Dann öffnete er die Augen und sah in das runde Gesicht von Lotte.
    »Möchten Sie frühstücken?«
    Er richtete den Oberkörper auf und stützte sich mit den Händen auf dem Bett ab. Sein Blick wanderte in dem Zimmer umher, suchte nach Orientierung. Irgendwie hatte er Schwierigkeiten zu erkennen, wo er gerade war. Dann erinnerte er sich wieder.
    »Wo ist denn Werner?«
    Lotte war mittlerweile um das Bett herumgegangen. »Herr Michaelis ist nicht da. Ich dachte, Sie könnten mir sagen, wo er ist.«
    »Ich … wieso … ach ja. Er wollte noch mal zur Blockhütte seines Freundes fahren. Aber er müsste … wie spät ist es eigentlich?«
    »Sieben Uhr durch.«
    »Er müsste längst zurück sein«, sagte Manzetti. »Er wollte doch nur kurz auf das Bücherregal schauen.«
    »Welches Bücherregal?«
    »Ach, Lotte.« Manzetti schob sich aus dem Bett und spürte plötzlich einen starken Juckreiz im Gesicht. »Das ist eine längere Geschichte.« Dann tastete er über die Wangen und vor allen Dingen über die Stirn. Überall juckte es erbärmlich. So wie es sich anfühlte, musste die Stirn von mehreren wulstigen Erhebungen übersät sein, die ihn fast verrückt machten.
    »Ich bring Ihnen mal

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