Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
Vom Netzwerk:
»Na klar hatten wir so was. Hans Fallada – Wer einmal aus dem Blechnapf frisst.«
    »Und, stand das Buch nun hinter dem letzten Buchstaben?«
    Michaelis zuckte die Schultern, zeitgleich mit dem nächsten Blitz. »Ich weiß es nicht. Nach Versteck kam nur noch Kauderwelsch, und da habe ich überhaupt nicht mehr an den Schluss-Stein gedacht.«
    »Was kam denn nach dem K von Versteck?«
    Michaelis kratzte sich auf der Halbglatze. »Warte mal … ich glaube F W … nein, V, W und noch ein W.« Dann sah er zu Manzetti. »Aber genau kann ich dir das nicht sagen.«
    »Das wäre aber nicht schlecht. Es könnte doch sein, dass dein Freund Kurt keine Zeit mehr hatte für eine ausführliche Botschaft und nur noch abgekürzt hat. Es kann aber auch sein, dass er nicht einmal dafür mehr Zeit hatte.«
    »Du glaubst mir also doch?«
    »Ich sagte könnte – Konjunktiv. War denn nun das letzte W von Falladas Blechnapf?«
    Michaelis zuckte wieder mit den Schultern. »Ich weiß es doch nicht.«
    »Dann fahr noch mal hin.«
    »Jetzt?«
    »Wann denn sonst?«
    »Was? Bei dem Wetter? Kann das nicht bis morgen warten?«
    »Nein, kann es nicht.«
    »Andrea, warum denn nicht?«
    Manzetti drückte den Zigarillo aus und setzte sich wieder in den Ohrensessel. Der Tanz der Gardinen im Gewittersturm war ihm zu nervig.
    »V W W. Wenn dein Kurt noch Zeit hatte, seinen letzten Besucher zu benennen, und wir in Betracht ziehen, dass er einen Abend vorher beim Oberstaatsanwalt war, dann können die drei letzten Buchstaben für von Woltersbrück und Schluss stehen, oder?«
    Michaelis überlegte kurz. »Es kann aber auch mit F V W oder mit F W W weitergegangen sein.«
    »Eben. Und deshalb fährst du da jetzt noch mal hin und guckst nach. Ich lege mich derweil zu deiner Katze und warte hier.«
    »Ist das deine Vorstellung von Arbeitsteilung?«
    Manzetti hatte sich bereits neben das Kätzchen gelegt. »Habe ich geschlampt oder du?«
    »Aber was wollte er einen Abend vor seinem Tod bei von Woltersbrück? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wegen dieser Kinderpornogeschichte zu dem ermittelnden Staatsanwalt nach Hause gegangen ist. Und das ohne seinen rechtlichen Beistand.«
    »Apropos Anwalt, hat der dir nicht gesagt, Kurt sei es um ein Testament gegangen? – Aber das kann ja eigentlich nichts mit dem Staatsanwalt zu tun haben ...«
    Das Testament! Vielleicht hatte Kurt es ja auf diese Weise versteckt. Michaelis achtete nicht mehr auf Manzetti, rannte die Treppen hinunter und bemerkte nicht einmal, dass er Andrea nicht eine Frage zum Tod von Inka gestellt hatte.

    ***

    Bereits als er das Ortsschild von Brandenburg passierte, brach das Gewitter erneut über ihn herein. Blitz und Donner traten nun in derselben Sekunde auf die Bühne, und die Regentropfen schlugen wie Glasmurmeln gegen die Windschutzscheibe. Michaelis musste fast im Schritttempo fahren, da die Scheibenwischer längst überfordert waren.
    Eine verrückte Geschichte, ging es ihm durch den Kopf. Hatte er doch wirklich in seiner Euphorie vergessen, das Schlusszeichen zu erkennen. Aber Manzetti hatte ja aufgepasst und die richtigen Fragen gestellt.
    Dieses Mal fuhr er bis zur Blockhütte und das ging wider Erwarten erstaunlich reibungslos. Der Weg war ziemlich eben und selbst der starke Regen hatte ihn nicht in eine Schlammpiste verwandelt.
    Michaelis sah mit zusammengezogenen Brauen zur Hütte, riss die Tür des VW Käfers auf und stürmte mit drei, vier großen Sprüngen auf die Terrasse. Dort hätte er das eigene Wort nicht verstanden, so laut knallte der Regen auf das Schleppdach.
    Der Trommelwirbel am Eingang zur Hölle? Aber für wen?
    Er schloss auf und fand mit einem Griff den Hauptschalter. Dann stand er wieder vor dem Bücherregal und wischte sich mit der flachen Hand das Wasser aus dem Gesicht.
    Tatsächlich. Weil die nächsten drei Buchstaben kein Wort ergaben, hatte er sie nicht mehr zur Kenntnis genommen. Trotzdem hatten sie ihren Sinn.
    V – or dem Frost von Henning Mankell
    W – em die Stunde schlägt von Ernest Hemingway
    W – er einmal aus dem Blechnapf frisst von Hans Fallada.
    Der Schluss-Stein.
    Also endete die Botschaft nicht mit dem Wort Versteck, sondern mit den beiden Buchstaben V und W.
    Konnte damit wirklich von Woltersbrück gemeint sein, den Kurt am Abend vor seinem Tod besucht hatte? Und wenn ja, was wollte er damit sagen?
    Nach einigen Sekunden entdeckte Michaelis dunkle Tapse von der Tür bis zu dem Platz, an dem er gerade stand und unter sich eine große

Weitere Kostenlose Bücher