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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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«
    »Auweia. Und das ist dann vielleicht wirklich nicht mehr so viel«, schlussfolgerte Bremer.
    »Aber wofür braucht er unbedingt so viel Geld?«
    »Waren Sie mal in seinem Haus?«, fragte Bremer.
    Sollte er dem Gedankengang des Gerichtsmediziners wirklich folgen, überlegte Manzetti und fühlte ein irrationales Gefühl in sich aufsteigen.
    »Was hat das alles mit seinem Haus zu tun?«
    »Die Villa ist an einigen Ecken nicht viel mehr als eine Bruchbude«, sagte Bremer in Erinnerung an seine sicherheitstechnische Stippvisite bei Susanne von Woltersbrück. »Und das wurmt so einen Typen bestimmt ganz gewaltig, noch dazu, wenn er sein Domizil als Justizminister auch zu Repräsentationszwecken nutzen will.«
    »Und Sie meinen, er hatte nicht einmal das bisschen Geld für ein wenig Fassadenverschönerung?«
    »Wenn er es gehabt hätte, dann wäre zumindest die Seite des Hauptportals in Ordnung.«
    »Gut. Nehmen wir also an, dass er in Geldnot war. Wie bringt uns das aber bei der Suche nach Tim und Werner weiter?«
    An dieser Stelle zuckte Bremer nur noch mit den Schultern. Offensichtlich hatte er sein Pulver verschossen.
    »Ich bin mir sicher, dass wir irgendetwas übersehen haben.«
    »Aber was?«
    Er starrte Bremer an. »Tim«, platzte er heraus. »Werner hat eine geheime Botschaft entschlüsselt, und in der heißt es, dass Tim ein Versteck kennt. Möglicherweise ist dort das Testament versteckt.«

    ***

    Eine Viertelstunde später saßen sie bei Sonja im Auto, die sich in Klein Kreutz aber dafür entschied, nicht mit auszusteigen, und unterdessen lieber auf dem Fahrersitz ihren unterbrochenen Nachtschlaf fortzusetzen.
    Derweil klingelten Manzetti und Bremer bei Nina Becher.
    »Haben Sie ihn gefunden?«, fragte Tims Mutter, als sie Manzetti erkannte.
    »Nein, aber uns ist da eine Idee gekommen. Kennen Sie ein Testament, in dem Tim großzügig bedacht ist?«
    »Nein, aber mein Vater hat bei seinem letzten Besuch angedeutet, dass es so etwas gibt. Aber gesehen habe ich es nicht.«
    »Können wir bitte Tims Zimmer sehen?«
    Sie trat zur Seite und ließ die beiden herein. »Bitte«, sagte sie und öffnete gleich die erste Tür im Hausflur.
    Mit drei großen Schritten stand Manzetti vor dem Bücherregal, wo sich seine Augen sofort auf die Mitte des Möbels richteten.
    Da stand es. Gelb, groß und mit einem blauen L verziert. Langenscheidts Taschenwörterbuch »Englisch«.
    Dann glitten seine Augen nach links oben und er diktierte Bremer schnell hintereinander Buchstaben, die der auf einen Zettel schrieb. »Das letzte W wieder streichen!« Manzetti drehte sich zu Bremer und Nina Becher um.
    »Warum ausgerechnet das letzte W?«, wollte Bremer wissen.
    »Das ist der Schluss-Stein. Fallada – Wer einmal aus dem Blechnapf frisst.« Manzettis Antwort kam unwirsch, er wirkte gehetzt. Dann bewegte er sich so schnell, als würde ihn ein wildes Tier jagen. Nina, die zwischen ihm und Bremer stand, musste zur Seite springen, weil er sie sonst umgerissen hätte.
    »Geben Sie her!«, befahl er und nahm Bremer den Zettel weg. Hochkonzentriert sah er auf das Papier, dann unten auf das Regal, nuschelte lautlos etwas vor sich hin und riss dann den Kopf herum. »Mist.«
    »Was Mist?«, fragte Nina.
    »Da fehlt ein Buch.«
    »Wo denn?«
    »Da unten.« Manzetti zeigte auf die rechte untere Ecke des Regals.
    Auch die anderen beiden sahen dorthin, ohne aber zu wissen, was sie entdecken sollten.
    »Auf dem Zettel steht: rechte untere Ecke. Und die ist leer.«
    Jetzt sah es auch Bremer. Das unterste Fach des Regals war nicht komplett mit Büchern gefüllt, und ganz rechts klaffte eine große Lücke. »Wissen Sie, was dort stand?«, fragte er Nina.
    »Ja, natürlich. Das Mut-mach-Buch, ein wertvoller Bildband über die Paralympics. Er hat es zusammen mit dem teuren Rollstuhl bekommen, von dem alten Herrn von Woltersbrück, einem alten Bekannten meines Vaters, der wohl recht wohlhabend ist und den Tims Geschichte sehr berührt haben muss.«
    Manzetti zog die Stirn kraus. »Der alte von Woltersbrück ein Bekannter Ihres Vaters?«
    Nina nickte.
    »Na, egal. War hier außer Ihnen und Tim jemand drin, seitdem Ihre Eltern tot sind?«
    »Nicht dass ich wüsste..«
    Doch, dachte Manzetti. Es war noch jemand hier, und dieser jemand hatte auch noch an anderen Orten gewirkt. Mein Gott, ging es ihm durch den Kopf, warum bin ich denn nicht schon früher darauf gekommen?

    ***

    Sonja schreckte hoch, als die beiden die Türen ihres Autos aufrissen, und

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