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Havelsymphonie (German Edition)

Havelsymphonie (German Edition)

Titel: Havelsymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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noch auf seine kleine Schauspieleinlage eingegangen. Heute aber wirkte sie verändert. Sie drehte sich einfach nur um und ging vor ihm her ins Haus. „Setzen Sie sich einfach schon mal.“ Sie deutete mit ihren grazilen Fingern auf die offen stehende Tür zum Wohnzimmer. „Ich hole nur den Kaffee.“
    Manzetti betrat den niedrigen Raum und duckte sich automatisch. Zwischen seiner spärlichen Haarpracht und der Zimmerdecke lag kaum eine Handbreit, aber so baute man nun einmal vor einigen hundert Jahren.
    Das Sofa beanspruchte Fridolin, der schwarze Kater mit weißem Fleck auf der Brust. Es war sicherlich sein Stammplatz, den er ungern aufgeben würde, überlegte Manzetti. Doch er war aus Katzensicht viel zu groß, als dass ein schlauer Kater sich mit ihm anlegen würde. Mit einem kurzen, grimmigen Fauchen sprang er vom Sofa und rieb seine linke Körperseite gegen das Tischbein. Vor der noch offenen Tür setzte er sich hin und sah zu, wie der ungebetene Besucher seinen Platz einnahm.
    „Oh“, bemerkte Margarethe Hofmann, als sie mit zwei Kaffeepötten ins Zimmer kam. „Da sollten Sie sich besser nicht hinsetzen. Das ist der Platz von Fridolin.“
    „Er wird mich schon nicht auffressen deswegen“, entgegnete Manzetti mit einem Lächeln. „Er sieht doch ganz friedlich aus.“
    „Ist er auch. Aber Ihre Hose.“ Sie stellte die beiden Tassen auf den Tisch. „Zeigen Sie mal her. Es sind jetzt bestimmt Dutzende Katzenhaare dran.“
    „Das macht nichts“, räumte er ein und nahm sich einen Kaffeepott. „Die kann gewaschen werden.“
    Dann fiel sein Blick auf die Wand gegenüber den kleinen Fenstern. Fotos über Fotos reihten sich an- und übereinander, bedeckten jeden Zentimeter Tapete. Oliver Kurz hatte Recht gehabt. Die Galerie im Bücherregal von Manfred Reinhard war dagegen das Werk eines Anfängers.
    „Ist das Ihre Tochter?“ Manzetti nickte zur Wand.
    „Ja.“
    „Sie sehen sie nicht mehr so oft, oder?“
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Weil Sie so viele Bilder aufgehängt haben. Das ist ungewöhnlich, finde ich.“
    „Sie haben Recht. Sie lebt in Amerika und deshalb können wir nur telefonieren.“
    „Warum ziehen Sie nicht zu ihr? Sie könnten sich dort zur Ruhe setzen.“
    Margarethe Hofmann sah zu Boden. Sie saß ganz ruhig, irgendwie ermattet und schwieg lange. Endlich hob sie ihr Gesicht. „Das konnte ich bislang nicht. Ich hatte hier noch etwas zu tun.“
    „Und jetzt? Ziehen Sie doch jetzt in die USA“, schlug Manzetti vor.
    Sie stand auf, stellte sich an ein Fenster und sah auf die Straße. „Jetzt ist es zu spät, Herr Manzetti.“
    „Zu spät ist es nie. Sie sind doch fertig mit dem, was Sie hier noch zu tun hatten, oder gibt es weitere Choreografien, die Sie arrangieren müssen.“
    Sie drehte sich um und sah ihren Gast mit tränenden Augen an. „Nein, die gibt es nicht. Ich habe mein Lebenswerk vollbracht.“
    „Und das macht Sie so traurig?“
    „Kann sein.“
    „Möchten Sie mir irgendetwas anvertrauen?“ Manzetti reichte ihr ein Taschentuch.
    „Nein“, sagte sie und wischte sich mit dem Tuch die Tränen aus den Augen. „Heute nicht. Vielleicht morgen … Ja, morgen nach der Operngala. Da sollten wir uns zusammensetzen, und dann können Sie mir bestimmt helfen.“
    „Versprochen?“
    „Morgen nach der Operngala nehme ich mir sehr viel Zeit für Sie.“

    *

    Draußen auf der Straße rief er Sonja an und bestellte sie zu Bremer ins Institut. Dort wollte er in spätestens einer halben Stunde sein. Bis dahin musste er nachdenken. Deshalb ging er zur Hauptstraße und bog dort nach links ab, in Richtung Jahrtausendbrücke, hinter der der Fontaneclub lag. Da der eigentliche Club aber erst gegen siebzehn Uhr öffnete, musste er nach ganz oben, denn zur Mittagszeit hatte nur das Ristorante Toto geöffnet.
    „Una Grappa, per favore.“ Als der Kellner, der aus Sorent stammte, ihm das Glas brachte, leerte er es in einem Zug.
    „Ärgere?“ Der Landsmann, der den Commissario ganz anders in Erinnerung hatte, legte seine stark behaarte Hand beruhigend auf Manzettis Schulter.
    „No.“ Manzetti schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Daumen in sein leeres Glas.
    „Iche glaube dasse aber nicht“, antwortete der Kellner und goss das Glas wieder voll.
    „Kein Ärger … Oder vielleicht doch.“ Er zuckte mit den Schultern und leerte auch das zweite Glas in einem Zug.
    „Die Fraue?“ Der Mann richtete jetzt seine Mandelaugen verständnisvoll auf Manzetti. „Ware doch imma eine so

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