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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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dachte Elizabeth. Ihr wurde buchstäblich übel bei dieser Erkenntnis. „Wenn du ihn nicht vor das Gericht bringen willst, was wirst du dann tun?“
    „Die Frage betrifft dich ebenso, Elizabeth. Wenn dein Ehemann erfahrt, daß du weißt, was er getan hat, dann wird er deinen schönen Rücken nicht schonen, und glaube mir, du wirst es nicht überleben, was seine Leute mit dir tun.“
    Das Überleben interessierte Elizabeth jetzt nicht. Sie hatte das Gefühl, innerlich schon zu sterben.
    „Wir müssen fliehen“, drängte Robert. „Wir benutzen andere Namen. Wir schaffen uns ein neues Leben.“
    Zum erstenmal dachte Elizabeth vor einer Entscheidung nicht an Havenhurst. „Wo?“ fragte sie tränenerstickt.
    „Das überlasse nur mir. Wieviel Geld kannst du innerhalb weniger Tage in die Hand bekommen?“
    Fest drückte sie die Augen zu, dennoch rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sie hatte keine Wahl, und sie hatte auch keinen Ian mehr. „Einen recht großen Betrag, denke ich“, antwortete sie tonlos. „Vorausgesetzt, es gelingt mir, meinen Schmuck zu verkaufen.“
    Er drückte ihr einen Kuß auf die Schläfe. „Du mußt meine Anweisungen genau befolgen. Versprichst du mir das?“
    Sie nickte an seiner Schulter.
    „Niemand darf erfahren, daß du fortgehst. Dein Ehemann würde dich sonst zurückhalten.“
    Wieder nickte sie.
    „Verkaufe alles, was du verkaufen kannst, ohne Verdacht zu erregen. Fahre nach London. Das ist eine große Stadt, und wenn du einen anderen Namen benutzt und dein Aussehen so weit wie möglich veränderst, wird man dich wahrscheinlich nicht erkennen. Nimm am Freitag eine Droschke von London nach Thurston Crossing an der Bernam Road. Dort befindet sich eine Poststation, und da werde ich dich erwarten. Wir werden als Mann und Frau Weiterreisen. Ich glaube, das ist der beste Weg.“
    Elizabeth hatte alles gehört und verstanden, aber sie konnte sich nicht bewegen, nicht fühlen. „Wohin gehen wir?“ fragte sie wie betäubt.
    „Das habe ich noch nicht entschieden. Vielleicht nach Amerika. Zunächst reisen wir jedenfalls nach Helmshead. Das liegt im Norden. Es ist ein kleines abgelegenes und sehr provinzielles Dorf an der Küste. Dorthin kommen Zeitungen nur sehr unregelmäßig, und deshalb wird man dort von deinem Verschwinden auch nicht gleich etwas erfahren. Wir warten auf ein Schiff und reisen weiter zu den Kolonien.“
    Er schob sie von sich fort. „Ich bitte dich um noch etwas. Ich möchte, daß du mit deinem Ehemann streitest, und zwar möglichst vor Zeugen. Es muß nichts Ernsthaftes sein. Er soll nur denken, daß du böse bist. Dann wird er bei deinem Verschwinden nicht gar so schnell seine Dektektive auf deine Spur hetzen. Verschwindest du dagegen ohne ersichtlichen Grund, wird er dies umgehend tun. Verstehst du das?“
    „Ja“, sagte sie leise. „Aber ich möchte es so einrichten, daß ich ihm eine Note hinterlasse, mit der ich ihm sage ...“ Bei der Vorstellung, sich von Ian mit einer Note zu verabschieden, stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen. Vielleicht war er tatsächlich ein Ungeheuer, aber ihr Herz weigerte sich, die Liebe zu ihm ebenso schnell aufzugeben, wie ihr Verstand Ians Verrat als gegeben akzeptierte. „Ich will ihm schreiben, weshalb ich ihn verlasse.“ Ihre Stimme brach, und das unterdrückte Schluchzen schüttelte ihre Schultern.
    Wieder nahm Robert sie in die Arme. Das war zwar eine tröstende Geste, aber seine Stimme blieb dennoch eisig und hart. „Keine Note! Hast du mich verstanden? Keine Note.“ Seine Stimme klang jetzt ein wenig sanfter. „Später, wenn uns unsere Flucht gelungen ist, dann kannst du ihm schreiben und ihm alles erzählen. Von mir aus kannst du diesem Bastard ganze Bände schreiben. Aber siehst du ein, wie absolut erforderlich es ist, daß es jetzt so erscheint, als verließest du ihn wegen eines ganz gewöhnlichen Streits?“
    „Ja“, schluchzte sie.
    „Wir sehen uns dann am Freitag wieder.“ Er küßte sie auf die Wange. „Laß uns nicht im Stich.“
    „Das werde ich nicht tun.“
    ★
    Noch am selben Abend schickte Elizabeth eine Botschaft an Ian, mit der sie ihm mitteilte, daß sie über Nacht in Havenhurst bleiben wollte, damit sie noch die Bücher prüfen konnte. Am nächsten Morgen schickte sie einen weiteren Brief an ihn und schrieb, daß sie zum Einkaufen nach London fahren und die Nacht in dem Haus an der Promenade Street verbringen werde.
    Als sie an diesem Tag in die Kutsche stieg, trug sie ihren

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