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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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er ihr noch einen Kuß auf die Stirn.
    „Bleibe hier, so lange wie du möchtest. Ich habe Geschäftliches in Devon zu erledigen, das ich schon zu lange aufgeschoben habe, weil ich dich nicht verlassen wollte. Ich werde jetzt dorthin reisen und am Dienstag nach London zurückkehren. Willst du mich lieber dort treffen statt in Montmayne?“
    Sie nickte.
    „Da wäre nur noch eines“, sagte er und betrachtete ihr blasses und schmales Gesicht. „Gibst du mir dein Wort, daß der Doktor tatsächlich bei dir nichts festgestellt hat, das zur Sorge Anlaß gibt?“
    „Ja“, antwortete sie. „Ich gebe dir mein Wort.“
    Sie schaute ihm nach, als er in sein eigenes Schlafzimmer zurückkehrte. Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, drehte Elizabeth sich um und barg das Gesicht in den Kissen. Sie weinte, bis sie glaubte, keine Tränen mehr zu haben, und dann weinte sie noch mehr.
    Die Tür am anderen Ende des großen Raums, die auf den Flur führte, wurde einen Spalt geöffnet. Berta spähte hinein und schloß die Tür dann rasch wieder.
    „Sie weint, als wollte ihr das Herz brechen“, sagte die Zimmermagd zu dem hinter ihr stehenden Bentner. „Aber er ist nicht mehr in ihrem Gemach.“
    „Man sollte ihn erschießen!“ erklärte der Butler voller Verachtung.
    Berta nickte und raffte ihren Hausmantel fester um sich. „Er ist wirklich ein Mann zum Fürchten, Mr. Bentner.“

27. KAPITEL
    Als Elizabeth am Dienstag abend noch immer nicht in Ians Londoner Stadthaus eingetroffen war, kehrten alle seine bösen Ahnungen zurück. Um elf Uhr nachts schickte er zwei Boten nach Havenhurst und zwei weitere nach Montmayne.
    Am nächsten Morgen um elf erfuhr er, daß die Bediensteten von Havenhurst dachten, sie wäre vor fünf Tagen nach Montmayne gereist, während Ians Leute auf Montmayne annahmen, sie hielte sich noch immer auf Havenhurst auf. Elizabeth war also seit fünf Tagen verschwunden, und niemand war auf die Idee gekommen, Alarm zu schlagen.
    Um ein Uhr mittags suchte Ian den Leiter des Polizeipräsidiums in der Bow Street auf, und danach engagierte er eine Mannschaft von hundert Privatdetektiven, die nach Elizabeth suchen sollten. Fest stand nur, daß er der letzte Mensch war, der sie auf Havenhurst gesehen hatte, und daß sie bei ihrem Verschwinden kaum mehr mitgenommen hatte außer der Kleidung, die sie am Leib trug, und was das war, wußte niemand.
    Ian hingegen wußte etwas, das er aber so lange wie möglich geheimhalten wollte: Elizabeth hatte vor irgend etwas schreckliche Angst gehabt. Vor einem Erpresser vielleicht?
    Diese Idee verwarf er sofort wieder, denn erstens konnte er sich nicht vorstellen, womit seine Ehegattin zu erpressen gewesen wäre, und zweitens pflegten Erpresser ihre Opfer nicht zu entführen. Auch gewöhnliche Kriminelle müßten reichlich schwachsinnig sein, wenn sie eine Marchioness entführten und nicht voraussahen, daß sie damit das gesamte englische Justizsystem auf den Fersen hatten.
    Also blieb nur noch eine Alternative übrig: Elizabeth konnte mit einem Liebhaber durchgebrannt sein. Diesen häßlichen Gedanken versuchte Ian bewußt zu unterdrücken, doch es fiel ihm immer schwerer.
    Am sechsten Tag erfuhren die Zeitungen von der Suche nach Lady Elizabeth Thornton, Marchioness of Kensington, und brachten die Nachricht zusammen mit allen möglichen Spekulationen in großer Aufmachung auf den Titelseiten. Danach bedurfte es des gemeinsamen Einschreitens der Familien Townsende und Thornton, um die Presse von weiteren haarsträubenden Veröffentlichungen abzuhalten, die sich schließlich sogar mit Elizabeths und Ians angeblichem Intimleben befaßten.
    Aus einem Artikel in der „Times“ erfuhr Ian dann auch zum erstenmal, daß er inzwischen selbst zu einem Verdächtigen geworden war. Dieses Blatt berichtete, der Butler von Havenhurst sei in der Nacht, in der Lady Kensington zuletzt gesehen worden war, Zeuge eines Streits zwischen dem Marquess und der Marchioness geworden. Nach der Aussage des Butlers sei dieser Streit dadurch ausgelöst worden, daß der Lord der Lady heftigste Vorwürfe über deren „Moral im Zusammenhang mit Dingen, die besser ungesagt bleiben sollten“ gemacht hatte.
    Nur zwei der Bediensteten von Havenhurst machten Aussagen, die Ian nicht belasteten, und gerade diese Aussagen schmerzten ihn mehr als alles andere. Vier Tage vor dem Verschwinden der Lady, wurde berichtet, habe der gerade erst angestellte Gärtner namens Stokey sie aus der Hintertür des

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