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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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vergelten.“
    „Ich glaube, das hast du mir schon vergolten“, sagte er leise, als hätte er die Bedeutung ihrer Worte mißverstanden.
    Wenige Tage später kehrten sie nach Montmayne zurück, weil es auf dem Land kühler war als in der Stadt. Für Ian war das Leben mit Elizabeth die Erfüllung aller seiner Hoffnungen. Alles war so vollkommen, daß er ständig gegen die nagende Angst ankämpfen mußte, so wunderbar könne es unmöglich weitergehen.
    Seine Detektive hatten noch keine Spur von Robert Cameron finden können, und Ian lebte in der ständigen Furcht davor, daß die von Elizabeth beauftragten Leute erfolgreicher sein würden. So wartete er täglich darauf, zu erfahren, wie groß seine Schuld im Zusammenhang mit Robert eigentlich war.
    Außerdem würde er Elizabeth um Vergebung dafür bitten müssen, daß er sie geheiratet hatte, ohne ihr wenigstens zu sagen, was ihm bekannt war. Insofern fühlte er sich in doppelter Hinsicht schuldig.
    Elizabeth ahnte von alledem nichts. Sie liebte ihren Gemahl vorbehaltlos, und sie wurde sich seiner Liebe immer sicherer. Wenn seine Stimmung manchmal so unerträglich düster war, neckte oder küßte sie ihn, und wenn das nichts nützte, dann machte sie ihm kleine Geschenke: ein Blumenstrauß aus den Gärten von Havenhurst, eine einzelne Rose, die sie ihm hinters Ohr steckte oder aufs Kopfkissen legte.
    „Muß ich erst ein Schmuckstück kaufen, damit du wieder lächelst?“ fragte sie einmal im dritten Monat ihrer Ehe. „Ich habe gehört, so macht man es, wenn der geliebte Mensch das Interesse an einem verliert.“
    Diese scherzhafte Bemerkung hatte eine überraschende Wirkung. Ian zog Elizabeth so hitzig in die Arme, daß sie beinahe keine Luft mehr bekam. „Ich verliere nicht das Interesse an dir, falls du das andeuten wolltest!“
    Erstaunt über seine Heftigkeit, versuchte sie es noch einmal mit einer Neckerei. „Bist du dir da ganz sicher?“
    „Vollkommen.“
    „Du belügst mich doch nicht, oder?“ fragte sie gespielt ernst.
    „Ich würde dich nie belügen“, erklärte er, doch dann erkannte er, daß er ihr die Wahrheit vorenthielt, und das war fast ebenso schlimm wie eine direkte Lüge.
    „Ich muß morgen nach Havenhurst fahren“, teilte sie ihm mit, nachdem er sie widerstrebend losgelassen hatte. „Die Steinmetzen arbeiten am Haus und an der Brücke, und die Bewässerungsgräben werden gezogen. Wenn ich über Nacht dortbleibe, brauche ich erst frühestens in zwei Wochen wieder hinzufahren.“
    „Ich werde dich vermissen“, sagte er leise, aber aus seiner Stimme war keinerlei Vorwurf herauszuhören, und er versuchte auch nicht, seine Gemahlin von der kurzen Reise abzubringen. Er hielt sich an das vereinbarte Versprechen.
    Sie küßte ihn rasch. „Du kannst mich gar nicht so vermissen wie ich dich.“

26. KAPITEL
    Den Blick auf die Einkaufslisten in ihrer Hand gerichtet, ging Elizabeth langsam den Pfad von Havenhursts Vorratsgebäuden zum Haupthaus entlang. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch. Im nächsten Augenblick legte sich eine Hand auf ihren Mund und erstickte ihren Angstschrei.
    „Still, Elizabeth. Ich bin es.“ Roberts Stimme! „Du wirst nicht schreien, nein?“
    Sie schüttelte den Kopf, und Robert zog die Hand fort. Elizabeth wirbelte herum und warf sich in die ausgebreiteten Arme ihres Bruders. „Wo bist du die ganze Zeit gewesen?“ Sie weinte und lachte zugleich. „Weshalb bist du verschwunden, ohne mir etwas zu sagen? Ich könnte dich umbringen für die Sorgen, die ich mir um dich gemacht habe!“
    Er faßte sie bei den Schultern. „Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Triff mich bei Anbruch der Nacht in der Laube beim Kirschbaum, und erzähle um Himmels willen niemandem, daß du mich gesehen hast.“ Damit ließ er sie stehen und verschwand irgendwo hinter der Hecke.
    Das ging alles so schnell, daß Elizabeth beinahe dachte, sie hätte es sich nur eingebildet. Dennoch schlich sie in der Dämmerung so heimlich wie ein Dieb zur Laube.
    Robert saß an den Kirschbaum gelehnt und betrachtete seine abgetragenen Stiefel, als Elizabeth herankam. Rasch stand er auf. „Du hast nicht zufällig etwas zum Essen mitgebracht, oder?“ fragte er.
    Sie hatte geahnt, daß er Hunger hatte. „Doch, aber leider nur wenig Brot und Käse.“ Sie zog beides aus den Falten ihrer Röcke hervor. „Ich wußte nicht, wie ich mehr tragen sollte, ohne Aufsehen zu erregen.“ Ungeduldig wechselte sie das Thema. „Robert, sage mir, wo du warst,

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