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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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nur einen einzigen Blick auf Ian Thornton zu werfen brauchen, um an seiner geradezu verblüffenden Ähnlichkeit mit dem Herzog zu erkennen, daß er ein Nachfahre des alten Herrn war.
    Da sie selbstverständlich auch die skandalösen Gerüchte kannte, die sich um den Sohn des Herzogs rankten - er hatte ein vollkommen unstandesgemäßes schottisches Mädchen geheiratet und war daraufhin enterbt worden —, war sie innerhalb von dreißig Sekunden zu dem Schluß gekommen, daß Ian Thornton tatsächlich der leibliche Enkelsohn des Duke of Stanhope sein mußte. Und daß der alte Herzog ihn nun als seinen Erben einsetzen wollte, hatte sie natürlich ebenfalls gehört.
    Für Lucinda Throckmorton-Jones, der es aufgrund ihrer Stellung oblag, für ihren Schützling stets das Beste zu erreichen, gab es nun nur noch zweierlei zu bedenken. Das erste war die Frage, ob es für Elizabeth besser wäre, statt eines Adligen unteren oder mittleren Ranges jemanden zu heiraten, der eines Tages den höchsten aller Adelstitel, nämlich den eines Herzogs, tragen würde. Diese Frage war zweifellos mit einem klaren Ja zu beantworten.
    Das zweite Problem war ein wenig schwieriger zu lösen. Bis jetzt war Lucinda die einzige, die für diese Ehe war, und da sich absehen ließ, daß Ian Thornton von den Damen noch mehr als ohnehin schon belagert werden würde, wenn er erst einmal den ihm zustehenden Titel seines Vaters, nämlich den eines Marquess of Kensington, trug, war Eile geboten.
    Was jetzt noch blieb, war eher ein moralisches Problem. Lucinda Throckmorton-Jones, deren lebenslange Aufgabe es gewesen war, Menschen verschiedenen Geschlechts voneinander fernzuhalten, schickte sich jetzt an, genau das Gegenteil zu tun. Ihr fiel ein, was Jake Wiley gesagt hatte: „Diese Frau ist so schön, daß sie jeden Mann betören würde, der nur eine Stunde lang mit ihr allein ist.“
    Lucinda wußte nun, daß Ian Thornton schon einmal von Elizabeth betört gewesen war, und jetzt war diese zwei Jahre älter, aber noch viel schöner als damals. Außerdem war sie auch klüger geworden und würde schon nicht zulassen, daß die Dinge zu weit gingen, falls sie mit ihm ein paar Stunden allein wäre. Da war sich Lucinda ganz sicher.
    Nicht so sicher war sie sich indessen darüber, ob Ian Thornton tatsächlich so immun gegen Elizabeth war, wie er es behauptet hatte. Und ebensowenig wußte sie, wie sie es denn anstellen sollte, daß die beiden ein paar Stunden miteinander allein waren ...
    Miss Lucinda Throckmorton-Jones legte dieses Problem in die Hände ihres Schöpfers und fiel dann endlich in einen tiefen und friedlichen Schlaf.
    ★
    Jake öffnete ein Auge und blinzelte in das Sonnenlicht, das durch das hohe Fenster hereinfiel. Noch nicht ganz wach, drehte er sich in dem ungewohnt klumpigen Bett um und sah sich einem riesigen schwarzen Tier gegenüber, das die Ohren flachlegte, die Zähne bleckte und ihn durch die Lattenspalten seiner Box hindurch zu beißen versuchte.
    „Du verdammter Kannibale!“ fluchte Jake den bösartigen Hengst an. „Du Ausgeburt der Hölle!“ fügte er hinzu und zielte zu einem Fußtritt zwecks Vergeltung des Beißversuchs durch die Lücke zwischen zwei Latten.
    „Au, verflucht noch mal!“ schimpfte er noch wütender, als sein nackter Fuß gegen das Holz stieß.
    Jake setzte sich auf, fuhr sich mit den Händen durch das dicke rote Haar und verzog das Gesicht wegen des vielen Strohs, das zwischen seinen Fingern hängenblieb. Ihm tat jetzt nicht nur der Fuß weh, sondern auch der Kopf; letzteres lag an dem vielen Bier, das er gestern abend getrunken hatte.
    Er erhob sich, zog sich die Stiefel an und klopfte sich das Wollhemd ab. In der feuchtkalten Luft fröstelte er. Vor fünfzehn Jahren, als er zum Arbeiten auf das kleine Gehöft gekommen war, hatte er jede Nacht in diesem Stall geschlafen. Nachdem Ian das Geld, das Jake auf ihren gemeinsamen Segelfahrten verdient hatte, klug für ihn angelegt hatte, war Jake mit der Zeit dahinter gekommen, daß Federmatratzen und seidene Bettücher durchaus etwas für sich hatten. Im Augenblick vermißte er sie schmerzlich.
    „Aus Palästen in einen verdammten Kuhstall“, brummte er mißmutig. Er verließ den leeren Verschlag, in dem er geschlafen hatte. Als er an Attilas Box vorbeikam, setzte der Hengst zu einem neuerlichen Tritt an und verfehlte Jakes Hüfte nur knapp.
    „Das kostet dich dein Frühstück, du elende Mißgeburt!“ wütete Jake, und dann fütterte er mit besonderer Freude die

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