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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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damit in das Gewächshaus dieses Anwesens bestellt. Ich bin hingegangen. Ihr Bruder überraschte uns und teilte mir mit, daß sie eine Countess und bereits verlobt sei.“
    Ian konzentrierte sich wieder auf seine Papiere, nahm den Federkiel von dem Tischchen neben seinem Sessel und machte auf einem der Verträge eine Randbemerkung.
    „Und?“ fragte Jake gespannt.
    „Und was?“
    „Was geschah, nachdem ihr Bruder euch überrascht hatte?“
    „Ihm paßte es nicht, daß ich es gewagt hatte, so hoch über meinen Rang heiraten zu wollen, und er forderte mich zum Duell“, antwortete Ian, während er eine weitere Notiz an den Rand des Vertrages schrieb.
    Jake kratzte sich den Kopf. Diese adligen Herrschaften hatten aber auch eine zu merkwürdige Art, mit Bürgerlichen umzugehen! „Und was macht das Mädchen jetzt hier?“ fragte er.
    „Wer weiß das schon?“ knurrte Ian gereizt. „Wenn ich ihr damaliges Verhalten mir gegenüber bedenke, kann ich mir nur vorstellen, daß sie bei der einen oder anderen zweifelhaften Affäre erwischt wurde und daß ihr Ruf jetzt unwiderbringlich dahin ist.“
    „Aber was hat das mit dir zu tun?“
    Ian stöhnte ungehalten, und seine Miene drückte deutlich aus, daß er jetzt genug von der ewigen Fragerei hatte. „Ich nehme an, ihre Familie hat sich daran erinnert, daß ich vor zwei Jahren von der Frau geradezu besessen war. Man hofft wohl, daß ich noch einmal auf sie hereinfalle und die Familie von ihr entlaste.“
    „Könnte es sein, daß das etwas mit dem alten Herzog zu tun hat, der überall herumerzählt, daß du sein leiblicher Enkelsohn bist und daß er dich zu seinem Erben machen will? Ich meine, in den vergangenen Monaten haben sich dir die Frauen noch schlimmer an den Hals geworfen als sonst.“
    Jake wartete interessiert auf eine Antwort, aber die bekam er nicht, denn Ian beschäftigte sich jetzt ausschließlich mit seinen Papieren. Da Jake also keine Aussichten auf die Fortsetzung dieses spannenden Gesprächs mehr hatte, nahm er sich eine Kerze und ein paar Decken und wandte sich zum Gehen. An der Tür fiel ihm noch etwas ein.
    „Sie hat doch gesagt, sie hätte dir keine Note mit einer Einladung ins Gewächshaus geschickt.“
    „Sie ist eine Lügnerin und eine ausgezeichnete Schauspielerin“, erklärte Ian, ohne den Blick von seinen Papieren zu heben. „Gleich morgen früh werde ich mir etwas ausdenken, wie ich sie wieder loswerde.“
    Irgend etwas in Ians Gesichtsausdruck veranlaßte Jake zu der Frage: „Warum hast du es denn damit so eilig? Hast du etwa Angst, du könntest wieder auf ihre weibliche List hereinfallen?“
    „Kaum.“
    „Dann mußt du aus Stein bestehen“, erklärte Jake. „Diese Frau ist so schön, daß sie jeden Mann betören würde, der nur eine Stunde lang mit ihr allein ist — mich eingeschlossen. Und ich bin sonst ganz und gar nicht für so vornehme Frauenzimmer, wie du weißt.“
    „Dann laß dich einfach nicht allein von ihr erwischen“, empfahl Ian.
    „Nun ja, so sehr würde mich das nun auch wieder nicht stören.“ Lachend machte sich Jake auf den Weg zum Stall.
    ★
    In ihrem Zimmer im oberen Stockwerk war Elizabeth schon längst eingeschlafen. Nicht so Lucinda Throckmorton-Jones, die die gedämpften, aber deutlichen Stimmen der Männer von unten her hörte und so, ohne es zu wollen, zu einer Lauscherin wurde.
    Natürlich konnte Mr. Thornton seinem Freund eben etwas vorgelogen haben. Möglicherweise hatte er nur in einem besseren Licht dastehen wollen, als er gesagt hatte, er sei von Elizabeth „geradezu besessen“ gewesen und hätte sie heiraten wollen. Robert Cameron hatte immerhin behauptet, dieser Mensch sei nichts als ein Glücksjäger und ein gewissenloser Frauenheld. Insbesondere hatte er behauptet, Mr. Thornton habe zugegeben, versucht zu haben, Elizabeth nur zu seinem eigenen Vergnügen zu verführen.
    Nachdem Lucinda nun eben das Gespräch mit angehört hatte, neigte sie zu der Annahme, daß Robert gelogen hatte, um sein schändliches Verhalten beim Duell zu rechtfertigen, zumal er sich durch sein Verschwinden aus England in ihren Augen auch als Feigling erwiesen hatte.
    Das einzige, was Lucinda keinen Moment bezweifelte — und was weniger informierte Menschen so schwer zu glauben vermochten — war, daß Ian Thornton in direkter Linie mit dem Duke of Stanhope verwandt war. Lucinda war nämlich zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn Gesellschaftsdame bei der Nichte des Herzogs gewesen, und deshalb hatte sie heute auch

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