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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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schwer, wenn sie der harte Blick aus diesen bernsteinfarbenen Augen traf, der doch einst so heiter, bewundernd und liebevoll gewesen war.
    Elizabeth konnte Ian Thorntons Haltung ihr gegenüber beim besten Willen nicht begreifen, es sei denn, er war noch zornig, weil Robert beim Duell die Regeln verletzt und auf ihn geschossen hatte. Ja, daran muß es liegen, dachte sie und wandte sich einem schwierigeren Problem zu.
    Sie und Lucinda saßen hier in der Falle, nur war das ihrem unfreiwilligen Gastgeber nicht klar, und sie konnte sich nicht überwinden, es ihm auseinanderzusetzen. Deshalb mußte sie einen Weg finden, wie sie mindestens eine Woche in Frieden hierbleiben konnte. Um diese Zeit zu überleben, mußte sie einfach seine unerklärliche Feindseligkeit ignorieren, jeden Moment so nehmen, wie er kam, und weder vor-noch zurückschauen. Dann wäre bald alles überstanden, und sie und Lucinda könnten schließlich wieder abreisen.
    Eines schwor sich Elizabeth: Was immer innerhalb der nächsten sieben Tage geschah, sie würde nicht noch einmal zulassen, daß Ian Thornton ihr derartig die Fassung raubte wie gestern abend.
    Von diesem Augenblick an, so nahm sie sich vor, würde alles ganz anders werden. Sie würde Haltung bewahren, höflich und absolut unerschütterlich sein, gleichgültig, wie ungehörig er sich benahm. Sie war nicht länger ein betörtes junges Mädchen, das er ganz nach Belieben verführen, verletzen oder verärgern konnte. Durch ihr eigenes Beispiel wollte sie ihm zeigen, wie sich wohlerzogene Menschen aus adligem Haus benahmen.
    Nachdem sie diesen Entschluß gefaßt hatte, stand sie auf und begab sich in Lucindas Zimmer.
    Miss Throckmorton-Jones war bereits fertig angekleidet. Ihr schwarzes Gewand zeigte keinerlei Staubspuren des gestrigen Abenteuers mehr, und ihr Haar war zu dem üblichen, ordentlichen Knoten zusammengedreht. In absolut gerader Haltung, ohne sich dabei mit dem Rücken anzulehnen, saß sie auf einem Stuhl beim Fenster und schien in ihren Gedanken verloren zu sein.
    „Guten Morgen“, grüßte Elizabeth und schloß die Tür hinter sich.
    „Hm? Oh, guten Morgen, Elizabeth.“
    „Ich wollte Ihnen sagen, wie unendlich leid es mir tut, daß ich Sie hierher geschleppt und einer solchen Demütigung ausgesetzt habe“, sagte Elizabeth. „Mr. Thorntons Benehmen war einfach unentschuldbar.“
    „Ich wage die Behauptung, daß ihn unser unerwarteter Besuch überrascht hat.“
    „Überrascht?“ wiederholte Elizabeth. „Mr. Thornton war nicht überrascht, sondern von Sinnen! Ich weiß, daß Sie jetzt glauben ... daß Sie sich jetzt fragen, wie es zustande kam, daß ich jemals etwas mit ihm zu tun gehabt habe. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, was ich mir dabei gedacht habe.“ „Oh, so unerklärlich finde ich das nicht“, sagte Lucinda. „Er sieht schließlich über die Maßen gut aus.“
    Elizabeth wäre kaum erschütterter gewesen, hätte Lucinda ihn einen Ausbund an Güte und Entgegenkommen genannt. „Er sieht...“ Sie sprach nicht weiter, sondern schüttelte den Kopf. „Ich muß sagen, Sie nehmen das alles mit viel Toleranz und Freundlichkeit auf.“
    Lucinda erhob sich und betrachtete Elizabeth kurz, aber anerkennend. „Ich würde meine Haltung nicht,freundlich nennen“, entgegnete sie. „Ich würde sagen, sie ist zweckmäßig. Das Oberteil Ihres Gewandes liegt recht eng an, wirkt jedoch sehr attraktiv, muß ich sagen. Wollen wir jetzt zum Frühstück hinuntergehen?“

11. KAPITEL
    „Guten Morgen!“ rief Jake den beiden Damen strahlend entgegen, die die Treppe hinunterkamen.
    „Guten Morgen, Mr. Wiley“, grüßte Elizabeth freundlich lächelnd, und weil ihr weiter nichts einfiel, fügte sie hinzu: „Irgend etwas duftet hier so wunderbar. Was ist es?“ „Kaffee“, antwortete Ian an Jakes Statt brummig und ließ den Blick über sie schweifen. Mit ihrer schlichten Frisur und der bunten Schleife im Haar sah sie wirklich sehr hübsch und sehr jung aus.
    „Aber so setzen Sie sich doch“, forderte Jake die Damen leutselig auf. Zwar war inzwischen ganz offensichtlich der Staub von den Stühlen gewischt worden, aber Jake fuhr trotzdem mit seinem Taschentuch noch einmal über den Sitz, auf dem Elizabeth Platz nehmen sollte.
    „Vielen Dank“, sagte sie und schenkte Jake ein Lächeln. Dann schaute sie zu dem finster dreinblickenden Hausherrn hinüber. „Guten Morgen.“
    Er hob eine Augenbraue, als wunderte er sich über soviel Freundlichkeit. „Anscheinend haben Sie gut

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