Havoc - Verwüstung - Thriller
zu stehlen und das Erz mit den Geländewagen vom Bergwerk zu den Bahngleisen hinunterzuschaffen.
Mercer zählte etwa ein Dutzend Männer im Bereich der Lastwagen, mehr als die Hälfte von ihnen waren bewaffnet. Soeben tauchte ein Gabelstapler aus der Mine auf. Auf der Palette, die er transportierte, war ein einzelnes Fass festgezurrt. Der Fahrer des Gabelstaplers trug eine Gasmaske und einen Schutzoverall. Zumindest hatten die Sowjets einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen, wie Mercer feststellen konnte. Das Fass war massiv und offenbar ausreichend abgeschirmt, und als der Gabelstapler es auf die Ladefläche eines der Lastwagen setzte, gab dessen Federung unter der Last sichtbar nach. Mercer betrachtete das andere Fahrzeug. Dessen Reifen machten einen vollkommen runden Eindruck, was die Vermutung nahelegte, dass es noch nicht beladen worden war. Dies erklärte jedoch die Anwesenheit des Zuges. Die Lastwagen kämen mit einer derart schweren Ladung niemals mit den schlechten russischen Straßen zurecht.
Die Wächter schienen wenig Interesse daran zu haben, Mercers Leute zu verfolgen und zu beseitigen. Sie wollten nur weiter ihre Lastwagen beladen, damit sie so schnell wie möglich wieder verschwinden konnten. Mercer blickte Sasha fragend an.
»Haben Sie so etwas wie ein Funkgerät oder ein Satellitentelefon?«
Der Russe schüttelte den Kopf. »Ein Funkgerät gab es nur im Helikopter, und ein Satellitentelefon … so was habe ich noch nie im Leben gesehen.«
»Das wird ja immer besser.« Mercer angelte ein schlankes Mobiltelefon aus der Innentasche seiner Lederjacke hervor. Es gab zwar im Umkreis von mehr als hundert Meilen keinen Sendemast, aber er versuchte trotzdem sein Glück. Als er wie erwartet kein Signal empfing, verstaute er das Telefon wieder in seiner Jacke. »Dann sind wir eben auf uns allein gestellt.«
»Sie sehen aus, als kämen Sie ganz gut allein zurecht«, stellte Sasha fest. »Cali ebenfalls, aber damit sind wir immer noch vier gegen acht oder mehr.«
»Fünf. Diese andere Frau scheint auch ganz gut zu sein.« Mercers Blick wurde hart. »Aber das ist bedeutungslos. Wir haben gar keine andere Wahl. Wir können keine Hilfe herbeirufen, und sobald sie mit diesen Lastwagen den Zug unten erreicht haben, gibt es für uns keine Möglichkeit mehr, sie aufzuhalten. Sie werden die russische Grenze längst hinter sich haben, ehe jemand auf die Idee kommt nachzuschauen, was mit uns geschehen ist.«
Sasha nickte grimmig. »Das ist wohl richtig.«
Daraufhin wandte sich Mercer von ihm ab, um das Gelände zu studieren und sich einen Plan zurechtzulegen. Ein Frontalangriff stand völlig außer Frage. Polis Streitmacht war dafür viel zu groß. Sie könnten um das Gebäude herumschleichen, aber dazu mussten sie ziemlich viel freies Gelände überqueren, und wenn Poli schlau war - was er, wie Mercer aus Erfahrung wusste, durchaus war -, dann hätte er sicherlich längst zwei Wächter abkommandiert, um seine Flanken zu schützen, sobald er gesehen hatte, dass einige seiner Gegner den Hubschrauberabsturz überlebt hatten. Am besten wäre es, einen größeren Bogen zu schlagen, den Berg
zu ersteigen, der den Hügel überragte, und von dort aus anzugreifen. Es würde zwar einige Zeit in Anspruch nehmen, aber Mercer sah keine andere Möglichkeit. Er wandte sich um und wollte Sasha seinen Plan skizzieren, doch der Russe war verschwunden.
Er blickte den Entwässerungsgraben hinunter. Federow entfernte sich kriechend, und eine flüchtige Sekunde lang verspürte Mercer den Wunsch, ihm eine Kugel in den Rücken zu jagen. Dann bemerkte er, dass sich Sasha in eine bessere Position begab, um von der gegenüberliegenden Seite aus angreifen zu können. Als Deckung würde ihm dort eine Reihe ausrangierter Erzloren dienen. Und von dort könnte er bis hinter die Stahlmasten vorrücken, auf denen die Erzrutsche ruhte.
Sasha würde aber trotzdem Schutz brauchen, um diese Position zu erreichen. Mercer schob sich aus dem Graben und robbte über den kalten Grund. Wieder verschwand der Gabelstapler im Bergwerk, als ein Mann daraus auftauchte. Einer der anderen spritzte ihn mit Wasser aus einem Schlauch, der an einen der Lastwagen angeschlossen war, ab, ehe er die Gasmaske abnahm. Selbst auf zweihundert Meter Entfernung erkannte Mercer den kahlen Schädel und die Augenklappe auf Anhieb.
Unbändige Wut loderte in ihm hoch und brachte ihn dazu, das AK anzulegen, ohne sich darüber den Kopf zu zerbrechen, dass er bei Gegenfeuer völlig
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