Havoc - Verwüstung - Thriller
müssen.
Und was würde aus New York City werden, wenn jedes Belüftungsrohr und jede Wasserleitung als potentiell verseucht betrachtet werden müsste? Die Metropole würde zu einer Geisterstadt der Wolkenkratzer werden und wäre auf Jahre hinaus unbewohnbar.
Mercer war so stolz gewesen, den Zug von den Schienen geholt zu haben, und jetzt fühlte er sich beinahe so schlecht wie noch nie zuvor in seinem Leben. Es war allein seine Schuld. Alles, was jetzt geschähe. Er würde sich für die Todesfälle verantwortlich fühlen, als wäre er selbst derjenige, der das Plutonium freigesetzt hätte.
»Wir kriegen ihn«, sagte Cali, als sie die Qual in seinen Augen sah.
»Und wenn wir es nicht schaffen?«
»Für das NEST ist Misserfolg ein Fremdwort.«
»Cali, ein solches Motto macht sich als Briefkopf immer gut, aber es ist nicht realistisch.« Er wollte es eigentlich nicht so hart ausdrücken, aber seine Angst ließ sich nicht mehr beherrschen. »Da draußen läuft ein Wahnsinniger mit tausend Pfund Plutonium herum, und wir hängen hier fest. Wenn Sashas Zug hier eintrifft, können Paris oder London oder Rom längst eine radioaktive Wüste sein.«
Eine Stimme erklang auf der anderen Seite des Helikopters. »Oder New York oder Chicago oder Washington, D.C.«
Mercer erkannte sie sofort.
Der Janitschar, der Cali und ihn in Afrika gerettet und sie in Mercers Haus gewarnt hatte, kam um das Wrack des Hubschraubers herum. Er trug dieselbe schwarze Kleidung, die er auch in Washington getragen hatte - und in seiner Begleitung befand sich derselbe Helfer. »Allerdings glaube ich, dass Ankara, Istanbul und Baku eher als Ziele in Frage kommen.«
Mercer hatte seine Pistole gezogen und zielte damit auf den Kopf des Janitscharen. »Nennen Sie mir einen Grund, weshalb ich Sie jetzt nicht töten soll.«
Der Mann lächelte. »Für jemanden, der mich seit einer Woche telefonisch zu erreichen versucht, scheinen Sie aber nicht allzu sehr an dem interessiert zu sein, was ich Ihnen zu erzählen habe.«
Mercer brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen. »Sie sind also … Professor Ibriham Ahmad. Von der Universität von Istanbul.«
Der Mann deutete eine Verbeugung an. »Stets zu Diensten. Ich bin außerdem noch General Ibriham Ahmad vom Janitscharencorps des Erhabenen Sultans, den letzten Wächtern des Alambic von Skanderbeg.«
Mercer ließ die Pistole sinken.
»Das ist Devrin Egemen«, stellte Ahmad den jungen Mann neben ihm vor. »Einer meiner besten Schüler und ein zuverlässiger Leutnant.«
Egemen nickte knapp mit dem Kopf.
Ahmad ließ den Blick über das Gelände des verlassenen Bergwerks wandern und registrierte die mit Planen bedeckten Toten. »Wir wussten, dass die Russen nach Afrika zurückkamen, um das Adamanterz Alexanders des Großen aus der Erde zu holen, aber wir hatten angenommen, sie hätten alles beim Bau ihrer ersten Atombomben verbraucht. Wie viel von dem Zeug war denn noch hier, und wie viel davon konnten sie bei ihrer Flucht mitnehmen?«
»Das weiß ich nicht genau. Wir haben den Zug gestoppt. Cali und ich haben zwischen den Trümmern Dutzende von Fässern gesehen, aber wahrscheinlich gibt es noch mehr. Poli Feines ist jedenfalls mit zwei Fässern in einem Lastwagen entkommen. Es dürften um die tausend Pfund sein, die er retten konnte.«
»Mehr als genug, um ihre Pläne in die Tat umzusetzen«, sagte Ahmad nachdenklich. Er entfernte sich und zwang Mercer und Cali ihm zu folgen, um sich ungestört unterhalten zu können. Dann ließ er sich mit einer fließenden eleganten Bewegung mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Boden nieder. Er klopfte mit der flachen Hand neben sich auf die Erde. »Bitte setzen Sie sich. Diese Geschichte wird einige Zeit in Anspruch nehmen.«
Mercer hatte miterlebt, zu welcher Gewalt Ahmad fähig war, doch er spürte, dass die wahre Stärke dieses Mannes aus seinem Intellekt erwuchs. Er erkannte es an seiner Art zu sprechen - selbstsicher und begierig, sein Wissen weiterzugeben. Dankbar setzte sich Mercer und legte seine behelfsmäßige Krücke in Reichweite neben sich.
»Wie alle Janitscharen wurde Gjergi Kastrioti in der - zu seiner Zeit - besten Militärakademie von Istanbul ausgebildet. Er war ein hervorragender Student, der über einen ausgeprägten Instinkt für Strategie und Taktik verfügte. Als er entdeckte, dass das Sultanat von Korruption unterwandert war, und sich gegen Murad II auflehnte, war es kein großes Wunder, dass ihm seine Männer folgten.«
»Er
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