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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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haben glaubte, behandelte Chester Bowie sämtliche antiken Mythen, als wären sie real, und versuchte, sie logisch zu erklären. Oder zumindest so logisch, wie er es eben vermochte. Er glaubte zum Beispiel, dass der berühmte Gordische Knoten nicht mehr war als ein aus hohen Hecken geschaffenes Labyrinth an der Grenze Phrygiens und dass Alexander dieses mit seinem Schwert zerstört hatte.
    Mercer hatte gerade mit der Lektüre des dritten Notizbuchs begonnen, als sein Mobiltelefon klingelte. »Hallo?«
    »Ich habe Ihre Zimmernummer vergessen«, sagte Cali atemlos.
    »1092.«
    »Ich komme gleich mal zu Ihnen rauf. Ich hab’s gefunden.«
    Eine Minute später öffnete er nach Calis beharrlichem Anklopfen die Tür. Sie stürmte mit erregt funkelnden Augen ins Zimmer. Sie hatte den Blazer ausgezogen, und er konnte die Umrisse ihrer kleinen Brüste unter dem Stoff der Bluse vibrieren sehen. »Chester Bowie war zwar reif für die Klapsmühle, aber er war auch ein Genie.«
    Mercer wurde sofort von ihrer Begeisterung angesteckt. »Was haben Sie gefunden?«
    »Adamant.«
    »Wie bitte?«
    Sie grinste ihn mit unverhohlenem Spott an. »Sie sind
wohl doch nicht dieser tolle Geologe, für den Sie sich immer halten.«
    »Irgendwie hab ich das schon seit jeher geahnt«, erwiderte Mercer. »Was ist Adamant?«
    »In der griechischen Schöpfungsgeschichte, nachdem die Götter die Erde erschaffen hatten«, begann sie und warf einen Blick auf eine beschriftete Karteikarte, »wurde Epimetheus und seinem Bruder die Aufgabe übertragen, die Tiere mit ihren besonderen Eigenschaften auszustatten. Einige erhielten Flügel, andere Klauen, ein paar konnten sich besonders schnell bewegen, andere waren vor allem stark. Unglücklicherweise verteilte Epimetheus sehr schnell die besten Eigenschaften, so dass er, als der Mensch an die Reihe kam, nichts mehr in seiner Trickkiste übrig hatte. Daher fragte er seinen Bruder um Rat. Der Bruder erklärte ihm, welches ein angemessenes Geschenk für den Menschen wäre, und so stieg Epimetheus zum Himmel auf, zündete an der Sonne eine Fackel an und brachte dem Menschen das Feuer, wodurch er allen anderen Kreaturen überlegen war. Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, war es allerdings nicht gerade das, was Zeus, der Göttervater, im Sinn gehabt hatte. Zornig wie er war -«
    Mercer beendete die Geschichte. »Zornig wie er war, ließ Zeus Epimetheus’ Bruder Prometheus an einen Berg ketten, wo Vögel seine Milz fraßen.«
    »Genau.« Cali sah wieder auf ihre Notizkarte. »Der Berg war das Kaukasusgebirge, und es war die Leber, die von den Vögeln gefressen wurde. Die Ketten bestanden aus einem unzerbrechlichen Metall namens Adamant, das Jupiter selbst zu Tage gefördert hatte. Nur Herkules war stark genug, um die Kette zu zerreißen und Prometheus zu befreien.«
    »Und was hat das nun mit Bowie zu tun?«

    »Erkennen Sie es denn nicht? Im Zuge seiner Forschungen glaubte er, Jupiters geheime Adamant-Mine gefunden zu haben. Er ging nach Afrika, um zu beweisen, dass Adamant tatsächlich existierte, womit seine Theorie, dass die antike Mythologie einen realen Hintergrund habe, eine weitere Bestätigung erhalten hätte. Aber anstelle eines legendären Metalls entdeckte er ein natürliches Vorkommen angereicherten Urans.«
    Mercer schüttelte den Kopf. »Moment mal. Er begab sich an einen der abgeschiedensten Orte der Welt, weil er glaubte, dort die Hauptader eines imaginären Metalls gefunden zu haben?«
    Cali grinste, als sie seinen skeptischen Gesichtsausdruck sah. »Ich habe sogar noch was Besseres. Im Herbst 1936 erhielt er von Princeton sogar den Auftrag und die finanziellen Mittel, um nach seinem Adamant zu suchen.«
    »Princeton? Princeton hat diesen Spinner unterstützt?«
    »Mit zweitausend Dollar. Nach heutigen Maßstäben nicht sehr viel, aber in den dreißiger Jahren war es ein ganz schöner Batzen.« Sie reichte ihm ein Schriftstück mit dem Briefkopf der Universität von Princeton. In dem Schreiben - es stammte von einem gewissen Professor Swartz vom Institute for Advanced Study der Princeton University - war zu lesen, dass Bowie tatsächlich zweitausend Dollar bewilligt worden waren, damit er seine Suche nach dem in Ihrem Antrag beschriebenen Metallerz fortsetzen könne. Mercer las den kurzen Text ein zweites Mal, als könne er seiner ersten Lektüre nicht trauen. Dann blickte er hoch. Cali hatte einen selbstzufriedenen Ausdruck im Gesicht.
    »Warum, zum Teufel, konnte jemand bereit sein,

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