Havoc - Verwüstung - Thriller
»Sie sind in keinem anderen Zusammenhang auf seinen Namen gestoßen?«
»Nein, tut mir leid.« Serena trank einen Schluck von ihrer Cola Light. »Was hat das alles denn nun eigentlich zu bedeuten?«
Mercer legte das Notizbuch, in dem er geblättert hatte, beiseite. »Wir haben in einem kleinen Dorf in Zentralafrika eine Feldflasche gefunden, die einmal Chester Bowie gehört haben muss. Eine alte Frau erinnerte sich, ihn während ihrer Kindheit kennengelernt zu haben. Sie erzählte uns außerdem, dass kurz nachdem Bowie weggegangen war, andere Weiße erschienen seien und zahlreiche Dorfbewohner getötet hätten.«
»Mein Gott, das ist ja schrecklich. Warum haben sie das getan?«
Mercer zuckte lediglich die Achseln, da sie von dem Uran-Tagebau nichts zu wissen brauchte. »Keine Ahnung. Wir hofften eben, dass uns dieses Material vielleicht einen Hinweis darauf liefern könnte.«
Serena biss sich auf die Unterlippe. »Betrachten Sie beide diese Untersuchung als eine Art Privatvergnügen, oder steckt die Regierung dahinter?«
»Ich arbeite tatsächlich für die Regierung«, erwiderte Cali. »Allerdings darf ich Ihnen nicht verraten, in welcher Funktion. Mercer dagegen ist so etwas wie ein ziviler Berater.«
Mercer versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. Cali hatte ihrer Stimme einen hinreichend geheimnisvollen Ausdruck verliehen, so dass Serena Ballard ihre eigenen Schlüsse ziehen konnte und ihr Angebot machte, ohne ausdrücklich darum gebeten worden zu sein. »Ich hatte eigentlich vor, Ihnen das Material bis morgen zu überlassen und es dann zum Keeler Collage zurückzubringen. Aber wenn es sich um eine amtliche Untersuchung handelt, dann können Sie es selbstverständlich behalten, bis Ihre Ermittlungen abgeschlossen sind. Vergessen Sie nur nicht, mir am Ende alles wieder zukommen zu lassen, damit ich es dem College zurückgeben kann.«
Mercer schenkte ihr sein freundlichstes Lächeln. »Ich komme Ihnen sogar um einiges entgegen. Ich schicke die Unterlagen persönlich zum Collage und verspreche Ihnen, Sie über unsere Fortschritte so vollständig wie möglich auf dem Laufenden zu halten.«
Serena machte aus ihrer Freude, an den Ermittlungen beteiligt zu werden, kein Hehl. »Das ist ja mehr, als ich in meinen kühnsten Träume gehofft habe.« Sie erhob sich. »Ach ja, wie schon versprochen habe ich Ihnen mit Empfehlung des
Deco Palace Hotels Zimmer reservieren lassen. Sie müssten bereits ins System eingespeist sein. Nennen Sie an der Rezeption nur Ihre Namen.«
»Und machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Harry und drückte ihr die Hand. »Wenn ich heute Nacht den Spielsaal verlasse, dürfte das Hotel die Kosten für die Zimmer mehr als wettgemacht haben.«
Nachdem sich Serena verabschiedet hatte, holten sie sich am Empfangspult die Schlüsselkarten für ihre Zimmer. Harry drückte Mercer seine Reisetasche mit dem vagen Versprechen in die Hand, sich zurückzumelden, bevor sie am nächsten Morgen die Rückfahrt antraten. Er ließ mit einer lässigen Bewegung den Krückstock herumwirbeln, ehe er sich auf den Weg zu den Würfeltischen machte.
Ihre Zimmer befanden sich in verschiedenen Stockwerken, daher gab Mercer Cali die Hälfte der Dokumente, die Serena mitgebracht hatte, und behielt die andere Hälfte für sich. Daraufhin verabredeten sie sich für zwanzig Uhr zu einem Abendessen.
Mercer verzichtete auf ein schnelles Duschbad, sondern ließ sich stattdessen in den Clubsessel in seinem Zimmer fallen und begann, in Chester Bowies Notizbüchern zu lesen. Nachdem er das erste Dutzend Seiten überflogen hatte, gewann er die Überzeugung, dass Jody, die junge Frau im Büro des Keeler College, keineswegs übertrieben hatte. Bowie musste tatsächlich ziemlich abgedreht gewesen sein. Er sprang in seinen Aufzeichnungen von einem Thema zum anderen, ohne einem erkennbaren Muster zu folgen. In einem Absatz setzte er sich kritisch mit Arthur Evans Aussagen über die minoische Kultur in Knossos auseinander und lieferte im nächsten wissenschaftliche Begründungen, weshalb die Sonne Ikarus’ Flügel aus Wachs und Federn nicht
hatte zum Schmelzen bringen können. Er schrieb, dass der Junge vielmehr wegen Sauerstoffmangels das Bewusstsein verloren haben musste und ins Meer gestürzt war, als hätte er es nicht mit einer Sage, sondern mit einem Tatsachenbericht zu tun.
Sobald er genügend Beweise für seine Theorie, dass die Knochen eiszeitlicher Lebewesen die Grundlage für Dämonen und Monster bilden, gefunden zu
Weitere Kostenlose Bücher